Lernmobil Viernheim e. V. will Onlineangebote für Hausaufgabenbetreuung, Leseförderung und Erwachsenensprachkurse ausbauen – Verein benötigt dringend Tablets, Laptops oder finanzielle Spenden

Im Austausch über Onlineangebote zur Leseförderung, v. l.: Lars Prechtl (Mitarbeiter der Jugendförderung, Stadtteilbüro Ost), Christine Kieser (Abteilungsleitung Förderzentrum am Hort am T.i.B, Lernmobil e. V.), Sabine Ruth (Fachbereichsleitung Jugendförderung der Stadt Viernheim), Cathrin Brinzing (Fachleitung Leseförderzentrum, Lernmobil e. V.), Dr. Brigitta Eckert (Geschäftsführerin des Vereins Lernmobil e. V.) und Larysa Kay-Kulakowski (Fachbereichsleitung Erwachsenenbildung, Lernmobil e. V.). Foto: Stadt Viernheim

Viernheim (Stadt Vierheim) – „Wir sind in einer besonderen Lage und arbeiten in einer besonderen Form“, berichtet Sabine Ruth, Fachbereichsleitung Jugendförderung der Stadt Viernheim in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Lernmobil Viernheim. Thema ist das Online-Angebot der Leseförderung Viernheim und der Alltag zu Coronazeiten. Der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen der Leseförderung an Grundschulen und weiterführenden Schulen ist durch die Corona-Einschränkungen abrupt abgebrochen, das dringend benötigte Angebot bei der Hausaufgabenbetreuung, Leseförderung und ganzheitlichen Bildung liegt brach. Der Sprachunterricht des Vereins für die Erwachsenen gestaltet sich an einigen Stellen als schwierig.

Ziel der Leseförderung ist die Fähigkeit zum selbständigen Erschließen unterschiedlicher Textarten, Aufbau von Lesemotivation und die Kommunikation in Familie, Schule, Freundeskreis und bei der Arbeit. Entstanden ist die Leseförderung durch die Flüchtlingswelle im Jahr 2015. Viele ankommende Menschen besaßen keine oder nur unzureichende Sprachkenntnisse, woraus sich eine Überforderung bei den Lern- und Unterrichtsmethoden in den Regelklassen ergab. Die Stadt Viernheim und das Lernmobil haben daraufhin ein Konzept zur außerschulischen Leseförderung in den Intensivklassen entwickelt, das an der Alexander-von-Humboldt-Schule und der Friedrich-Fröbel-Schule angeboten wird. Seit 2016 gibt es das Angebot der Leseförderung auch im Hort am T.i.B. des Vereins Lernmobil.

Dr. Brigitta Eckert (Geschäftsführerin des Vereins Lernmobil e. V), Larysa Kay-Kulakowski  (Fachbereichsleitung Erwachsenenbildung, Lernmobil e. V.), Cathrin Brinzing (Fachleitung Leseförderzentrum, Lernmobil e. V.), Christine Kieser (Abteilungsleitung

Hort am T.i.B, Lernmobil e. V.) und Lars Prechtl (Mitarbeiter der Jugendförderung, Stadtteilbüro Ost) berichten von schwierigen Voraussetzungen für den geregelten Unterricht der Leseförderung für Kinder und Erwachsene.

Herausforderung

„Betroffene haben kaum Zugang zu Medien, die Kinder haben keine Laptops oder Tablets, die Eltern können den Kindern aufgrund eigener geringer Sprachkenntnisse nicht weiterhelfen“, berichtet Eckert von den Schwierigkeiten der Kinder im Hort am T.i.B., die zu 100 % aus Familien mit Migrationshintergrund oder aus einkommensschwächeren Familien stammen. „Kommen die Aufgabenblätter der Schulen überhaupt bei den Kindern an?“ fragt sich Christine Kieser. Die technische Ausstattung in den Familien sei mit einem Gerät pro Familie häufig unzureichend, enge Wohnverhältnisse würden die Kontaktaufnahme zudem erschweren.

Erste Lösungsschritte

„Zurzeit wird viel telefoniert. Den Eltern werden per Telefon oder Infobrief Onlineangebote für Hausaufgabenbetreuung, Leseförderung und ganzheitliche Bildung vorgestellt“, berichtet Eckert. Der Kontakt zu den Eltern sei dabei sehr wichtig; im Moment sei die vorrangige Aufgabe, zu Eltern und Kindern Kontakt zu halten und in Beziehung zu bleiben. „Es ist unser Ziel, Vertrauen zu den digitalen Medien aufzubauen und in einem zweiten Schritt die Leseförderung durch digitale Angebote zu gewährleisten. Langfristig bietet sich die Chance, die neuen digitalen Lernmethoden dauerhaft in die Angebote zu integrieren“, erklärt Eckert.

„Wir sind mit einigen Schulen in Kontakt und erhalten die Wochenpläne und Unterrichtsmaterialien der Schüler*innen der Nibelungenschule, ergänzt Kieser den aktuellen Maßnahmenkatalog. „Die Ansprechpartner der Kinder wissen dann beim Telefonat, wovon die Schüler sprechen. Leider liegt dieses Angebot noch nicht für alle Schulen vor“, so Kieser. Die Mitarbeiter*innen erkundigen sich in den Telefonaten auch nach dem Befinden der Kinder.

Cathrin Brinzing berichtet von einer neuen Erfahrung, die ihr Mut macht: „21 Familien haben an einer Videokonferenz teilgenommen. Die Omas wurden vor die Kamera gesetzt und mussten Hallo sagen, Geschwister haben in die Gruppe gewunken. Das Ganze war für das erste Mal zwar etwas chaotisch, aber die Beziehung war da!“, strahlt Brinzing. Sie betont, wie wichtig die Angebote zum Spracherwerb seien, um aktiv in der deutschen Sprache unterwegs zu sein. „Was früher ein netter Nebeneffekt war, um den Kontakt halten zu können, ist jetzt purer Ernst“, verdeutlicht Brinzing.

„Wir können mit den Kindern in Kontakt treten und in Kleingruppen während des Ganztagsunterrichts lernen“, erzählt Lars Prechtl über neue Konzepte zum Leseförderprogramm an der Friedrich-Fröbel-Schule und Alexander-von-Humboldt-Schule. Als Stadtteilbüro habe er andere Kanäle als Schule oder Leseförderung, um Kinder zu erreichen. „Einige „unserer“ Jugendlichen leisten technischen Support beim Einrichten von Rechnern, jedoch fehlen noch Geräte für rund 40 Schüler*innen. Leseförderkräfte werden in die digitale Kommunikation mit den Jugendlichen eingewiesen“ so Prechtl, „und die Intensivlehrer in die Leseförderung eingeklinkt.“

Die Berufssprachkurse werden im Moment in „virtuellen Klassenzimmern“ angeboten. Die Integrationskurse können mittels Online-Tutorien absolviert werden. „Die gleichen Probleme, die Kinder haben, haben auch die Eltern“, berichtet Larysa Kay Kulakowski. Es sei schwierig, Personen mit Sprachbarrieren digitale Medien nahe zu bringen, besonders auf den kleinen Displays von Smartphones. Von 300 Teilnehmern im Kreis Bergstraße besäßen nur 5 % einen Laptop. Ebenso ist es für die Teilnehmer der Alphabetisierungskurse sehr wichtig, im Kurs fortzufahren und das Gelernte zu festigen.

Ziel ist, die Kommunikationsmöglichkeiten zu verbessern und dazu die Fördermöglichkeiten vom Bund (Integrations- und Berufssprachkurse) und auch die Plattform „mbeon“ (Migrationsberatung) in der Arbeit des Vereins Lernmobil zu nutzen. Die positiven Beziehungen sollen gestärkt werden, da sie Grundvoraussetzung für das Lernen sind. „Der Hort am T.i.B. ist eine Besonderheit, das gibt es in dieser Zusammensetzung nicht noch einmal“ freut sich Kieser über diese Zusammenarbeit und die Unterstützung des Migrationsberaters Ameen Hamdoon und den Integrationslotsinnen des Lernmobils bei der Überwindung der Sprachbarrieren.

So kann man helfen

Für die digitale Leseförderung benötigt der Verein Lernmobil e. V. Tablets, Laptops oder alternativ finanzielle Spenden, um entsprechende Geräte anschaffen zu können. Ein kleines Tablet ist bereits für 70 – 100 € erhältlich. Es ist auch möglich, eigene Geräte leihweise zur Verfügung zu stellen. Die technische Einrichtung wird dann vom Lernmobil übernommen.

Für weitere Fragen steht Frau Larysa Kay-Kulakowski, Fachbereichsleitung für Erwachsenenbildung unter der E-Mail kay@lernmobil-viernheim.de oder telefonisch unter 0173 633 5968 zur Verfügung.

Spenden können auf folgendes Konto erfolgen: Sparkasse Starkenburg, IBAN: DE 52 5095 1469 0003 0193 28, Verwendungszweck: Spende Laptops.

Spenden bis 100,00 € sind ohne Spendenquittung steuerlich absetzbar. Für die Spende ab 100 € wird eine Spendenquittung ausgestellt.