Viernheim (M.Haas) – Auf unbekannten Pfaden wandelten die Mitglieder und Freunde des Walldürn-Wallfahrtsvereins Viernheim. Aufgrund der Corona-Krise musste in diesem Jahr die traditionelle Fußwallfahrt nach Walldürn abgesagt werden. Im Vorstand hatte man sich überlegt Alternativen anzubieten, die sich unter „Corona-Bedingungen“ durchführen lassen und das geistliche Leben zu bereichern.

Bereits zum 100. Geburtstag Alfred Delps, Held gegen Hitler und Sohn unserer Heimat, hatten die Viernheimer Pfarrgemeinden eine ähnliche Tour angeboten. Diese Idee griffen Lotte Gutperle-Minich, Vorsitzende des Vereins und Michael Haas mit ihren Ehepartnern nun nochmals auf, jährte sich doch in diesem Jahr zum 75. Mal der Märtyrertod Pater Delps in Berlin-Plötzensee.

Die geistlichen Impulse ließen sich gut mit den ökologischen Gedanken zum Stadtradeln verbinden und so konnten die elf Teilnehmer, die besonders morgens einem stürmischen Gegenwind trotzen mussten, auch nochmal jeweils 42 Kilometer auf das Konto ihrer Heimatstadt buchen.

Startpunkt war das Wallfahrerdenkmal hinter der Apostelkirche, wo nach einer ersten Vorstellungsrunde das Leben Delps im Zeitraffer vorgestellt und eine erste Lesung aus dem Buch im Angesicht des Todes aus einem Brief an sein Patenkind verlesen wurde.

„Das habe ich mit gefesselten Händen geschrieben, die vermach‘ ich Dir nicht, aber die Freiheit, die die Fesseln trägt und in Ihnen sich selbst treu bleibt, sei Dir schöner und zarter und geborgener geschenkt.“ Dieses Zitat und das Bild der gefesselten Hände begleitete und bewegte die Teilnehmer während der ganzen Tour.

Über die Wasserwerke Mannheim (Geburtsstadt) mit Halt an der Gedenktafel zur kampflosen Übergabe der Stadt an die US-Armee, ging es dann zur KZ-Gedenkstätte Sandhofen, wo in eindrücklichen Texten das Leben und Sterben der KZ-Häftlinge geschildert wurde.

Nach einer kurzen Rast mit einer Stärkung aus dem mitgeführten Anhänger ging es am Rhein entlang weiter nach Lampertheim, wo Pater Delp aufwuchs und wo der dortige Pfarrer Christian Rauch in der Pater-Delp-Kapelle sehr eindrücklich Stationen aus dem Leben und Wirken Pater Delps schilderte, dessen einzige „Schuld“ darin bestand im Kreisauer Kreis über eine neue soziale Ordnung nach Ende der Nazi-Diktatur nachzudenken – Ausreichend für ein Todesurteil durch den Volksgerichtshof unter Dr. Roland Freisler.

In Hüttenfeld, wo der Vater Delps bei der Ortskrankenkasse tätig war und der kleine Alfred Delp seine ersten Lebensjahre verbrachte wurde die Tour mit einem kleinen geistlichen Impuls  aus dem Buch Alfred Delp – Held gegen Hitler und dem Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“  des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer eines Leidensgenossen von Alfred Delp, der im KZ sein Leben verloren hat, abgeschlossen. Im Anschluss hatten Maria Wanka und Leni Haas für einen kräftigen Imbiss gesorgt, so dass die Teilnehmer gestärkt und voll neuer Eindrücke nach Viernheim zurückkehren konnten.