Gaskrise – die Bundesregierung ist besorgt! Und die Viernheimer Politik?

 

Das Gas wird knapp. Im Herbst und im Winter kann es eng werden kann mit der Gasversorgung in Deutschland. Wie sieht es in Viernheim aus? In Viernheim heizen viele Haushalte mit Gas. Die meisten davon – die Stadtwerke schreiben von rund 5000 Gaskunden – haben eine eigene Gasheizung, die anderen hängen am Fernwärmenetz der Stadtwerke. Auch hier wird Gas verbrannt, um die Wärme zu produzieren. Was sagen nun die Verantwortlichen von Politik und Stadtwerke zu den Engpässen? Bisher ist es eher ruhig geblieben in Bezug auf Antworten auf diese Frage.

 

Was werden wir in Viernheim tun, wenn das Gas knapp wird oder gar ganz ausbleibt? Kann man denn gar nichts tun? Bleibt am Ende nur, mit den Schultern zu zucken und sich auf eine nationale Krise zu berufen?

 

Klar, die Stadtwerke können keine umfangreichen Gasspeicher anlegen. Und es ist auch klar, dass man nicht von heute auf morgen das ganze Energiesystem umstellt. Aber etwas mehr Nachdenken und Aktivität wünsche ich mir schon. Die Umstellung auf eine nachhaltige Energieversorgung, also mit Strom und Wärme, könnte schon aktiver vorangebracht werden. Zum Beispiel in den diversen Neubaugebieten. Dort ist aber von innovativen Ansätzen wenig zu lesen und zu sehen. Da wird wohl jedes Häuschen seine eigene Heizung erhalten. Oft eine Gasheizung, vielleicht eine Pelletheizung und für die, die es sich leisten können, vielleicht eine Wärmepumpe.

 

Was könnte Viernheim als Stadt tun?

 

Viernheim hat eigentlich hervorragende Ausgangsbedingungen. Die Stadtwerke gehören zu 100 Prozent der Stadt und damit auch uns Bürgerinnen und Bürgern. Damit könnte direkt Einfluss genommen werden, was sich in Viernheim entwickelt. Vor einigen Jahrzehnten wurde – ganz innovativ – ein eigenes Blockheizkraftwerk gebaut. Dort wird mit Gas Strom erzeugt und die Abwärme in ein eigenes Fernwärmenetz eingespeist. Von der Fernwärme profitieren einige Haushalte und Gewerbebetriebe in Viernheim. Dieses Fernwärmenetz sollte unbedingt ausgebaut werden. Die Wärme müsste natürlich auf anderem Weg erzeugt werden.

 

Die Frage ist, wo die Wärme dazu herkommt. Kreative Lösungen sind dazu gefragt. Umliegende Städte und allen voran die Stadt Mannheim mit dem Großkraftwerk als Wärmelieferant für ein großes Fernwärmenetz denken über Geothermie nach, also der Wärme aus der Erde. Dazu werden heiße Schichten in 3-4 Kilometer Tiefe angebohrt, die Wärme an die Erdoberfläche geholt und in Strom und Wärme für Wärmenetze umgewandelt. Diese Energiegewinnung daraus ist CO2-neutral. Wir wohnen in einem Gebiet, was für die Nutzung von Geothermie sehr gut geeignet ist.

 

Biogasanlagen oder Holzheizkraftwerke mit Hackschnitzeln sind weitere Möglichkeiten und abhängig davon, ob man genug Rohstoff in der Region dafür findet. Aber auch die gezielte Ansiedlung von Gewerbe, welches Wärme als Abfallprodukt abgeben kann, ist eine Möglichkeit. Das muss nicht gleich ein Chemiewerk sein – ich weiß von Städten, die zum Beispiel gezielt Rechenzentren anwerben, um deren Abwärme in die eigenen Fernwärmenetze einzuspeisen.

 

Das alles hilft uns zwar nicht unmittelbar und für den kommenden Winter, aber wenigstens mittelfristig. Aber Viernheim sollte diese Möglichkeiten intensiv prüfen und uns Bürgerinnen und Bürger aktiv dabei einbinden. Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass wir unabhängiger werden müssen vom Energieträger Gas und in Bezug auf den Klimawandel stand das eigentlich eh schon auf der politischen Agenda.

 

Wolfram Theymann

http://www.lust-auf-viernheim.de