Was könnte die Kommunalpolitik tun, wenn Sie es ernst meinen würde?

 

Was würde eigentlich geschehen, wenn die lokale Politik Ernst macht mit der Energiewende in Viernheim? Momentan wird noch ein bisschen herumgespielt, mit ein paar Einsparungen hier und da. Ob wir damit den Klimawandel aufhalten? Zweifel sind angebracht!

 

Die Stromerzeugung ist bei der Energiewende ein wichtiger Punkt und genau da muss Viernheim tatsächlich mehr tun. Die Stadt bildet aktuell Bürgersolarberater aus, um Privatleute zu beraten, die sich eine eigene Fotovoltaikanlage wünschen. Schöne Aktion – eine zwar nicht so wirklich neue Idee, denn eine privat initiierte Bürgersolarberatung gibt es im Landkreis bereits seit 2017. Rund 400 Anlagen im Kreisgebiet und zum Teil eben auch in Viernheim wurde von den Ehrenamtlichen schon begleitet. Aber gut, hat die Stadt die Bürgersolarberatung 5 Jahre später eben nochmal selbst erfunden.

 

Diese Einzelanlagen sind eine gute Sache und jedem, der über ein eigenes Dach verfügt, sei geraten, sich mit dem Thema zu befassen. Den Strom selbst zu produzieren und sich so ein Stück weit von den steigenden Strompreisen unabhängig zu machen, kann für den Einzelnen wirtschaftlich interessant sein und trägt zum Klimaschutz bei.

 

Doch das reicht bei weitem nicht aus. Das Thema Stromerzeugung muss man stadtweit denken und nicht nur einzelnen helfen, sich vom Strompreis entkoppeln zu können. Warum nicht darüber nachdenken, wie es Viernheim gelingen kann, den gesamten Stromverbrauch aus CO2-neutralen Quellen zu decken? Die Fotovoltaik kann hier einen enormen Beitrag leisten.

 

Die Stadtwerke sollten diesen Job übernehmen und auf allen öffentlichen Gebäuden, auf angemieteten Privatdächern und überall dort, wo sich Solarmodule anbringen lassen, Strom produzieren. Die Stadtwerke verfügen über ein eigenes Stromnetz und können den Strom daher mit dem eigenen Netz dorthin leiten, wo er gerade gebraucht wird. Die Bürgerinnen und Bürger, die ihr Dach zur Verfügung stellen, müssen keine Anlagen finanzieren, sich nicht mit der Bürokratie herumschlagen, sich nicht um Wartung und Betrieb kümmern. Das alles könnten die Stadtwerke übernehmen.

 

Die Stadtwerke könnten Solarmodule und benötigte Technik in größeren Mengen einkaufen, was die Herstellungskosten senkt. Und mit eigenen Monteuren und Planern könnte man schnell unabhängig werden von den knappen Kapazitäten der Handwerker. Die Stromversorgung bleibt so über die Stadtwerke in der Hand der gesamten kommunalen Bürgerschaft. Und wenn doch mal ein privater Dachbesitzer sein Dach selber nutzen möchte, kann er die Anlage entweder übernehmen oder sie wird eben kurzerhand auf das nächste Dach gebaut.

 

Und für die, die jetzt sagen, das geht doch nicht: Geht doch! In Deutschland gibt es dutzende Bürger-Energie-Genossenschaften, die den Job der Stadtwerke selbst übernommen haben. Lokale Energiewende in Bürgerhand quasi. Googeln Sie, liebe Leserin und lieber Leser, nur als ein Beispiel mal nach den Stromrebellen der EWS Schönau. Die haben eine spannende Geschichte hinter sich und große Erfolge. Und wenn die das können, sollten die Stadtwerke es doch wohl auch können, oder?

 

Aber vielleicht geht es nicht um das Können der Stadtwerke sondern eher um das Wollen der Politik? Die Stadtwerke Viernheim gehören zu 100% der Stadt, damit hat die Politik das Sagen und der Bürgermeister ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke. Jetzt können die Politikerinnen und Politiker zeigen, wie Ernst sie es denn meinen mit Klimaschutz und Energiewende! Nur ein paar richtige Entscheidungen sind notwendig.

 

Wolfram Theymann

(Weiterführende Links zum Thema auf www.lust-auf-viernheim.de)