Wie die Kirsche auf der Torte – nur ohne Torte

 

Die Brundtlandstadt Viernheim rühmt sich öffentlich sehr gerne ob ihrer Erfolge bei Energieeinsparungen. In den kommenden zwei Jahren folgt noch der Umbau der Straßenbeleuchtung und wir alle sparen wieder. Sehr gut. Aber diese Einsparungen sind nur die Kirsche auf der Torte. Das Problem ist, es fehlt die Torte!

 

Anderswo weiß man, dass jeglichen Einsparbemühungen zum Trotz, der Stromverbrauch insgesamt steigen wird. Weil wir mehr technische Geräte benutzen, die Fernseher immer größer werden, wir mit Elektroautos fahren, mehr und mehr Klimaanlagen installieren (wegen dem Klimawandel!) und zukünftig wird man statt mit Gas mit Wärmepumpen die Häuser heizen und die brauchen ebenfalls Strom.

 

Wenn man nun also endlich auch über die Torte nachdenken wollte, müsste man mehr Strom aus CO2-freien Quellen beziehen oder den Strom idealerweise in Viernheim selbst gewinnen. Zum Beispiel mit Fotovoltaik. Die BürgerSolarBeratung des Kreises hat errechnet, dass Viernheims Dachflächen noch jede Menge Potenzial dafür liefern und nur 4% des bestehenden Potenzials erst genutzt werden. Lampertheim dagegen nutzt bereits 12% seines Dachflächenpotenzials, Bürstadt sogar 14%. Eigentlich sind fast alle Städte des Kreises besser als wir. Also nix mit Vorreiter-Stadt, der alte Brundtland-Gaul hat sich zu lange ausgeruht und hinkt nun hinterher.

 

Potenzial hätten wir also und das sogar lokal und vor der Haustür. Die lokale Produktion von Strom ist sinnvoll. Klar, wir können ein Windrad in der Nordsee kaufen. Nur: Wie kommt der in unsere Steckdosen? Schauen Sie sich ihre Stromrechnung doch mal genauer an. Der erzeugte Strom selbst kostet nur einen kleinen Teil des Preises der Kilowattstunde. Hinzu kommen die Stromsteuer sowie allerlei Abgaben und Umlagen. Zum Beispiel dafür, dass die Investoren in der Nordsee ein Windrad aufgestellt haben, der Strom dieses Windrades gar nicht zu uns gebracht werden kann, weil die Leitungen fehlen. Stattdessen bezahlen wir dem Investor über die Stromrechnung eine Entschädigung dafür, dass er ein Windrad baut, dessen erzeugter Strom mangels Leitungen quer durchs Land niemand nutzen kann. Irrsinn.

 

In allen unseren Überlegungen sollte also die lokale Stromproduktion die größte Rolle spielen. Fotovoltaik auf den Dächern der Häuser und natürlich auch auf den öffentlichen Gebäuden wäre eine mögliche Lösung für die lokale Stromerzeugung in Viernheim. Und wie aufgezeigt wurde, ist auch genug ungenutztes Potenzial da.

 

Was können wir noch machen, unseren Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen? Windenergie dürfte in Viernheim nur wenig Sinn machen. Allerdings ist es auch nicht wirklich fair, anderen Dörfern oder Städten UNSERE Windräder vor die Nase zu setzen. Wasserkraft scheidet ebenfalls aus – unser „Stausee“ ist nur ein Anglerteich. Bleiben Erdwärme und nachwachsende Rohstoffe als Ersatz für Kohle, Öl und Erdgas um damit Strom zu erzeugen. Vielleicht ist Fotovoltaik da die einfachste Möglichkeit?

 

Man sagt, dass ungefähr die Hälfte des CO2-Ausstoßes in den Industrieländern aus der Stromerzeugung resultiert. Wenn wir es schaffen, unseren Strombedarf lokal aus solchen Quellen zu decken, dann hätten wir wirklich einen guten Beitrag geleistet. Das sollte Ziel für die Politik und die Stadt sein. Und dann hätten wir nicht nur ein paar lose Kirschen, sondern sogar endlich eine Torte, die wir mit den Kirschen noch schöner machen. Oder eine schöne Quarkspeise mit frischen Himbeeren oben drauf. Ganz nach Geschmack.

 

Liebe Politik, liebe Stadt! Ran an die Torte! Noch mehr Kirschen sind prima, aber können wir bitte endlich anfangen, die Probleme grundständig zu lösen? Es geht immerhin um unsere Zukunft und vor allem die unserer Kinder und Enkel!

 

Wolfram Theymann
www.Lust-auf-Viernheim.de