Leserbrief von Wolfram Theymann
Harbighalle, die zweite: Reaktion der Stadt
Auf unseren offenen Brief zur Harbighalle und anderen Baustellen wurde ja, wie vor ein paar Tagen schon dargestellt, seitens der adressierten Stadtverordneten und Fraktionen nicht reagiert. Eine Reaktion gab es allerdings durch die Stadtverwaltung selbst bzw. durch ihren Bürgermeister und den Ersten Stadtrat.
Der Tenor der Reaktion von Bürgermeister und Ersten Stadtrat lautet in etwa so: Die Stadtverwaltung hat keine Fehler gemacht und alle, die das anders sehen, haben keine Ahnung. Dass keine Fehler gemacht wurden, ist angesichts mehrerer Verschiebungen der Fertigstellung einer Sporthalle, des mehrfachen Austauschs von Handwerkern, Planern und anderen Verantwortlichen, wenn dann durch die Arbeiten anderes erst kaputt geht und vielen weiteren Ereignissen, ein großes Wort.
Nun ging es uns mit dem offenen Brief gar nicht darum, die Schuld bei einzelnen Personen zu suchen. Fehler passieren. Immer und überall. Fehler sind auch kein Problem, wenn man denn daraus lernt. Wenn man aber immer wieder dieselben Fehler macht, und eben nichts lernt, kosten sie uns Bürgerinnen und Bürger immer wieder viel Geld. Und beim Beispiel Harbighalle eine wichtigen Sportstätte über inzwischen fünf Jahre. Wir finden, dass es sich da schon lohnt, etwas über Fehler nachzudenken um ggf. daraus zu lernen.
Der Bürgermeister kritisierte, dass es immer wieder Menschen gibt, die ohne Sachkenntnis, die Abläufe in Ämtern von außen bewerten und in der Öffentlichkeit dadurch ein völlig falsches Bild erzeugen.
Ist das Bild denn so falsch? Zunächst schauen wir auf die Ergebnisse und da stellen wir fest, dass es andere Kommunen gibt, die in der Lage sind Sporthallen in kürzerer Zeit zu sanieren oder gar neu zu bauen, die mit Engpässen beim Material besser zurecht kommen, denen es einfacher fällt, bei Ausschreibungen geeignete Anbieter zu finden. Und dann ist die Harbighalle ja nicht das einzige Beispiel in Viernheim. Beim Tivolipark gab es Schwierigkeiten mit dem ausgewählten Anbieter und beim Anbau an der Kindergarten Kapellenberg gab es Schwierigkeiten überhaupt einen Anbieter zu finden, der für die Stadt arbeiten will. Da scheint sich was zu wiederholen. Allein der Blick auf die Ergebnisse des Tuns zeigen, dass das Bild nicht so falsch ist.
Und wenn man dann noch halbwegs aufmerksam durch die Welt geht und beispielsweise mit Architekten und Handwerkern spricht, die schon mal für die Stadt gearbeitet haben, bekommt man unweigerlich weitere Eindrücke ohne überhaupt in die Abläufe im Einzelnen schauen zu müssen.
Hier so pauschal anderen jegliche Sachkenntnis abzusprechen, wird der Sache wohl nicht gerecht. Neben der Verunglimpfung versucht man es ansonsten gerne mit Ignoranz der kritischen Stimmen. In der SPD nannte man dieses „Der Bürgermeister und die Stadt machen keine Fehler“ vor einigen Jahrzehnten mal die „Bürgermeisterkrankheit“.
Vielleicht sollte man stattdessen mehr auf die Bürgerinnen und Bürger zugehen? Deren professionelles Knowhow nutzen? Vielleicht hat gibt es ja Experten für die Sanierung von Sporthallen? Oder Organisationsexperten, die einen Blick für dysfunktionale Organisationen haben? Hilfreich wären mehr Transparenz, mehr Erklärungen, mehr Begründung, mehr Kreativität bei den Lösungen, mehr Zuhören. Und vielleicht ein Stückchen mehr Demut…
Wir jedenfalls hoffen, dass man wenigstens „heimlich“ daraus lernt. Wir werden es dann daran erkennen, ob bei den nächsten Baustellen wieder dieselben Probleme entstehen.
Wolfram Theymann
https://lust-auf-viernheim.de