Es geht voran mit der Photovoltaik in Viernheim!

 

Schön, dass ich endlich mal einen Leserbrief mit dieser Überschrift schreiben kann und ich freue mich wirklich über die Fortschritte, die hier in kurzer Zeit möglich sind. Am Donnerstag wurden in der Stadtverordnetenversammlung zwei große Photovoltaikanlagen in Viernheim besprochen. Beide Anlagen sollen auf Ackerflächen am Rande Viernheims entstehen und eine beachtliche Größe bekommen. Viernheim würde mit den beiden Anlagen mächtig beim Ausbau der Stromversorgung aus fossilfreien Quellen aufholen. Das ist sehr gut!

 

Mir hat auch gefallen, wie sich die Stadtverordneten mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Auf der einen Seite Einigkeit, auf der anderen Seite aber auch kritisches Abwägen. Alle sind sich einig, dass der Ausbau von PV in Viernheim weiter gehen muss. Das ist eine gute Voraussetzung für mehr.

 

Kritisch wurde diskutiert, dass hier teilweise wertvolle Ackerflächen verwendet werden sollen. Das Argument und die Abwägung sind richtig, denn angesichts des Klimawandels werden weltweit die nutzbaren Ackerflächen weniger. Auch in Deutschland werden die Ernten schlechter wegen zu trockener Sommer oder auch oft wegen zu viel Regen. Es ist also richtig. sehr genau hinzuschauen, welche Flächen man hier freigibt und für Jahrzehnte festlegt.

 

Was mir gefehlt hat, sind die Diskussionen um die sogenannte Agri-PV. Also der gleichzeitige Betrieb von Ackerbau und PV-Anlagen auf derselben Fläche. Das geht und man kann gleich zweimal ernten: einmal wie bisher die landwirtschaftliche Ernte und dann den Strom, der auf einem Gerüst über der Ackerfläche erzeugt wird. Das kann man so hoch bauen, dass Maschinen unter den Solarmodulen weiter arbeiten können und kann sogar für die Bewirtschaftung Vorteile haben. Wenn zum Beispiel Erdbeeren unter der vollen Sonne leiden, können sie vom Schatten der Solarmodule profitieren. Schafe oder andere Tiere könnten im Schatten unter den Modulen grasen. Oder senkrecht gestellte PV-Module am Rande von Feldern können einen Beitrag leisten. Es gibt also noch mehr Möglichkeiten.

 

Freiflächenanlagen sind natürlich wirtschaftlich interessant, denn hier kostet die Produktion einer Kilowattstunde Strom nur rund 4-8 Cent. Bei Dachanlagen ist das teurer. Dafür kostet die Aufständerung bei Agri-PV natürlich zusätzliches Geld, dafür hat man weiterhin noch Einnahmen aus der Landwirtschaft. Schön wäre zusätzlich, wenn die Stadtwerke oder eine eventuelle Bürgerenergiegenossenschaft es schaffen, PV-Strom zu produzieren und diesen günstig an die Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt abgeben. Immerhin fallen damit die Kosten für eine Netzdurchleitung über die großen Netzbetreiber in langen Leitungen von Nord nach Süd weg.

 

Letztendlich ist es aber so: Wir werden noch viel mehr Flächen brauchen. Nach den beiden großen PV-Anlagen ist nicht Schluss! Der Platz für Freiflächenanlagen ist begrenzt und wir werden auch Flächen mit PV-belegen müssen, die weniger als die volle Leistung bringen. Etwa weil sie manchmal im Schatten liegen oder anderes. Die Stadt selbst hat ja die städtischen Gebäude auf Eignung für PV überprüft und einige zum Beispiel wegen Verschattung verworfen. Wenn wir eine Versorgung mit Strom (und später auch Wärme) aus fossilfreien Quellen wollen, werden wir auch nicht-optimale Flächen mit geringeren Erträgen intensiv angehen müssen.

 

Viernheim kommt mit den aktuellen Plänen also ein gutes Stück voran und holt im Vergleich zu den umliegenden Gemeinden endlich auf. Gleichwohl gibt es weiterhin genug zu tun und Stadt und Politik sollten schauen, wie sie auch hier mal so richtig Schwung hineinbekommen.

 

Wolfram Theymann

https://lust-auf-viernheim.de