Nordweststadt II – wirklich im Sinne der Viernheimer Bevölkerung?

Sie bleiben weiterhin unbeantwortet: Auf die in zwei Leserbriefen aufgeführten Darstellungen und kritischen Fragen zum geplanten Neubaugebiet Nordweststadt II (siehe Leserbriefe von Walter Wohlfart im VT aus dem Oktober und Dezember 2023, auch nachzulesen unter viernheim-online.de) folgte seitens der politischen Verantwortungsträger bisher keine Reaktion.

Ja, dieses Vorhaben der Stadt, das Baugebiet „Nordweststadt II“ umzusetzen,  bewegt viele Viernheimer. Dies merkte man bereits bei der überfüllten Informationsveranstaltung im Oktober 2023 im Ratsaal. Es gibt eben ganz unterschiedliche Perspektiven, Interessen und Motivationen, dem Vorhaben gegenüberzustehen.

Da gibt es diejenigen, die in NW II Grundstücke besitzen und interessiert sind, diese endlich bebauen oder verkaufen zu können. Völlig verständlich und legitim!

Es gibt aber auch eine nicht zu unterschätzende Menge an Menschen in Viernheim, die diesem Vorhaben kritisch oder ablehnend gegenübersteht. Dies auch äußern zu dürfen, muss in einer Demokratie möglich sein! Nachdem beim besagten Infoabend kritische Wortbeiträge im Plenum nicht willkommen waren, kritische Stimmen bisher auch von keiner politischen Fraktion vertreten werden und auch keine Interessensgemeinschaft existiert, lassen wir diese per Leserbrief zu Wort kommen.

Denn: Wir fühlen uns als Bürger Viernheims politisch nicht gehört und nicht vertreten.

Dabei geht es uns nicht darum, die Arbeit des beauftragten Büros „MVV Regioplan“ zu kritisieren. Auch war allen, die in der NW I gebaut hatten und wohnen klar, dass irgendwann das Baugebiet NW II entstehen könnte. Und ja, als unmittelbar Betroffene, die die vorteilhafte Lage der NW I mit der Nähe zu den Feldern sehr zu schätzen wissen, sehen viele Anwohner die Bebauungspläne selbstverständlich auch von einer gewissen emotionalen Seite. Aber vor allem treibt uns die Fragestellung um:

Wer braucht solch ein großes Baugebiet? Ist dieses  – nach den Baugebieten „Bannholzgraben“ und „Schmittsberg“  – wirklich notwendig? Für wen möchte die Stadt bauen?

Und vor allem: Ist dieses Vorhaben auch im Sinne der Mehrheit der Viernheimer Bevölkerung?

Was ist das Ziel der Stadt mit der Erschließung eines 19 Hektar großen Gebietes

  • dessen wertvolle Ackerflächen für Landwirtschaft dann endgültig nicht mehr zur Verfügung stünden
  • aus dem Feldtiere und Vögel weiter verdrängt würden und bereits zum zweiten Mal eine kostspielige Umsiedlung von Eidechsen anstehen würde, deren Gehege man vor Jahren ausgerechnet in NW II platzierte!
  • dessen Wege viele Viernheimer – auch aus innerstädtischen Gebieten – tagtäglich nutzen und zur Naherholung zu schätzen wissen –  ob mit Laufschuhen, Rad, Kinderwagen, beim Gassigehen oder beim sonntäglichen Spaziergang. Wichtige Lebensqualität für Viernheim für alle Generationen! Schließlich handelt es sich bei NW II um das noch einzig größere naturbelassene Gebiet in Viernheim, bei dem keine Schnellstraße oder Autobahn zu überqueren und auch aus innerstädtischen Gebieten noch gut erreichbar ist.

Müsste für die Brundtlandstadt Viernheim – nach den jüngsten Erschließungen von Baugebieten und in Zeiten des Klimawandels mit all seinen Folgen- nicht längst ein Punkt erreicht sein, bei dem man zur Erkenntnis kommen sollte: Genug ist genug!?

Wir sind der Meinung, dass der Ausverkauf und die Bebauung der letzten Ackerflächen verhindert werden muss und es zu keiner weiteren Versiegelung kommen darf. Die Balance zwischen Wohnbedarf und Grünreserve, die auch zur Versickerung für Grundwasser benötigt wird, muss in Viernheim gewahrt bleiben.

Bei NW II erscheint so manches noch nicht richtig durchdacht, auch die Thematik „Ultranet-Trasse“ schwebt noch wie ein Damoklesschwert über der Stadt.

Daher richten wir uns an alle politischen Verantwortungsträger der Stadt Viernheim,  an jede/n Stadtverordnete/n, dieses Vorhaben nochmals kritisch zu hinterfragen. Noch ist es nicht zu spät, getroffene Entscheidungen wie im März 2019 zu revidieren.

Wir sind uns sicher, dass mehr Menschen in Viernheim diese Sichtweise vertreten, als man zu glauben vermag – und nicht nur aus der Nordweststadt.

 

Nicole und Jens Adler

Sabine und Wolfgang Frank

Beate und Thomas Heiselbetz

Uwe Helbig

Heike und Markus Hofmann

Martina Hoock

Rosemarie Meeß

Anja und Andreas Metzner

Waltraud und Thomas Metzner

Heinz Münchhalfen

Michael Oppelt

Silke und Klaus Reischert

Melanie und Jan Rhein

Eva Ries

Adolf Rotter

Wolfram Theymann

Christoph Wunderle