Böser Bube Bus: Unser Stadtbus – der wahre Klimakiller!

(zur „Pressemitteilung der CDU-Fraktion: Mobilität der Zukunft in Viernheim“)

Heute haben wir etwas dazugelernt – Herrn Scheidel und der CDU-Fraktion sei Dank!

Es sind nämlich nicht die unzähligen, oft nur mit einer Person besetzten SUVs und großen Limousinen, die die Viernheimer Luft verpesten. Nicht diejenigen, die jeden noch so kleinen Weg mit dem Pkw zurücklegen. Und schon gar nicht diejenigen, die minutenlang bei laufendem Motor im Auto sitzen und sich mit ihrem Smartphone beschäftigen. Auch nicht die, die vor Knupfer und anderen Geschäften abgaserzeugend auf den oder die Einkaufende warten. Die Genannten sind alle unschädlich fürs Klima.

Nein, endlich ist es raus – der böse Bube ist der öffentliche Nahverkehr in Gestalt des Linienbusses! Und ja, dann hat er wohl recht (Achtung: Ironie!), der CDU-Fraktionsvorsitzende: Die Viernheimer Busnutzer – nicht die Nutzer privater Pkws! – müssen bezüglich ihres Mobilitätsverhaltens umdenken. (Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!)

Die Spontaneität, die man dem Pkw-Nutzer problemlos zugesteht, spricht man dem, der durch die Nutzung des ÖPNV umweltfreundlich unterwegs ist, einfach ab. Zukünftig soll alles mit größerem Vorlauf geplant werden. Wie? Nun, angeblich verfügt heutzutage doch fast jeder über ein Smartphone. Nur: Solange es keine gesetzliche Pflicht gibt, ein Smartphone zu besitzen, schließt man diejenigen, die keines haben (wollen), automatisch aus. Na ja, die paar sollen halt zu Hause bleiben, mag sich der smarte Herr Scheidel denken. Ob er selbst wohl Busnutzer ist? Meist kommen solche Pläne ja von Menschen, die direkt aus der Haustür in den Pkw steigen und noch nie einen Bus oder eine Straßenbahn von innen gesehen haben.

Private Pkw-Nutzung beschränken oder unattraktiv machen, z. B. durch Fahrverbote in der Innenstadt, Geschwindigkeitsbeschränkungen, mehr Fußgängerzonen oder – man wagt es kaum zu sagen – durch Verknappung der Parkmöglichkeiten? Darauf ist beim christdemokratischen Brainstorming offenbar niemand gekommen. Dann würden sich die Busse sicher füllen und die Krokodilstränen angesichts von Leerfahrten würden versiegen.

Aber an die Lobby der Autofahrer traut sich natürlich niemand. Dann doch lieber den Busnutzer drangsalieren.

Helene Freund und Bernd Lukoschik