Viernheim (BL) – Im Folgenden schreibe ich als an der Wissenschaftstheorie Interessierter, als einer, der sich mit dem Zustandekommen von Erkenntnissen, mit den Forschungsmethoden also, beschäftigt. Was die fachlichen Probleme der Medizin angeht, bin ich Laie und muss auf die verschiedenen Positionen der Mediziner, Epidemiologen und Virologen vertrauen.

Wissenschaftler beobachten „erste Erfolge der verhängten Kontaktbeschränkungen“: Die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie mit den damit einhergehenden und sehr umstrittenen Einschränkungen der Bürgerrechte „zeigen … messbar Wirkung“.

Das ist gut – dass die Infektionskurve anscheinend abgeflacht ist. Wer wäre darüber nicht erleichtert!

Bedenklich ist, wie hier seitens des Robert-Koch-Instituts so ganz selbstverständlich Begriffe durcheinandergebracht werden. Was man feststellt, ist lediglich: „Ein infizierter Mensch stecke seit einigen Tagen im Durchschnitt nur noch einen weiteren Menschen an.“ Und was man fordert, ist, dennoch nicht die Beschränkungen zu lockern.

Positiv gemessene Infizierte = tatsächlich Infizierte?

Es wird vom Institut anscheinend angenommen, dass die positiv gemessenen Infizierten mit der Zahl der tatsächlich Infizierten übereinstimmen. Letztere Zahl kennen wir aber nicht. Sie ist geschätzt, gerade nicht messbar. Bislang wurde meines Wissens keine konstante repräsentative Stichprobe der Bevölkerung über eine längere Zeit auf Infektion und anschließende Sterblichkeitsrate durch das Coronavirus hin beobachtet. Es kann also durchaus sein, dass weiterhin ein Infizierter mehrere Menschen infiziert. Wir wissen es nicht.

Ursache oder doch nur Korrelation?

Das Robert-Koch-Institut sagt, die Erfolge seien „durch die Beschränkungen zustande gekommen“. Stimmt das? Was das Institut festgestellt hat, ist lediglich, dass mit Kontaktsperre, Versammlungsverbote usw. die Infektionsrate „parallel“ geht, dies, wenn man annimmt, dass die Behauptung, einer stecke weniger als früher an, stimmt. Beide Tendenzen gehen entgegengesetzt parallel, sie korrelieren. Das heißt aber nicht automatisch, dass die staatlichen Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten eine Absenkung der Infektionsrate „verursacht“ hätten. Das wissen wir schlicht nicht. Es könnte genauso gut sein, dass die Infektionswelle generell am Abklingen ist.

Andere Schutzmaßnahmen

Solange wir das nicht wissen, sollte man also Aussagen wie „Erste Erfolge durch Beschränkungen“ vermeiden. Das klingt zu sehr nach einer Legitimierung der staatlichen Maßnahmen im Nachhinein, im Sinne von: Wir haben die bürgerlichen Freiheiten eingeschränkt, aber, wie ihr seht, war es ja notwendig und erfolgreich.

Man sollte also solche Maßnahmen so lange wie möglich vermeiden. Und man sollte sie, wenn überhaupt, erst dann einsetzen, wenn man über die Ursache-Wirkung-Verhältnisse Bescheid weiß! Und solange man noch nichts weiß, sollte man sich nach alternativen Schutzmaßnahmen umsehen, denn das eben erst beschlossene Infektionsschutzgesetz ist untragbar und eine Gefahr für die Demokratie und den Rechtsstaat.

Denn es gibt sehr wohl Alternativen:

– Wie in allen heftigen Infektionsepidemien infolge der gefährlichen Influenzaviren in den letzten Jahren mit ihren etwa 20.000 Toten – von denen praktisch nie die Rede war –, wäre selbstverständliches flächendeckendes Tragen von Schutzmasken angesagt. Das hätte man auch schon in den letzten Jahren tun müssen.

– Langfristig müsste auf eine Stärkung des eigenen Immunsystems durch gesunde Kost hingearbeitet werden: Weg also von der miesen Industrienahrung! Nicht wenig würde wahrscheinlich auch das regelmäßige Händewaschen bringen.

– Kontraproduktiv wirkt sicher auch die staatliche Vorgabe, möglichst zu Hause zu bleiben, statt die körpereigenen Abwehrkräfte durch Bewegung an der frischen Luft und in der Sonne zu stärken.

– Die automobil und industriell bedingte Feinstaubbelastung – Feinstaub belastet und schwächt die Lungen – wäre mittel- bis langfristig zu beseitigen. Diese Luftverschmutzung war nämlich sehr wahrscheinlich eine Mitursache der besonders hohen Sterblichkeit alter Menschen in der Lombardei.

Demokratiezerstörende staatliche Maßnahmen wären also gar nicht nötig, einerseits prinzipiell nicht, andererseits schon deshalb nicht, weil man eben noch gar nicht weiß, ob zwischen staatlichen Zwangsmaßnahmen und der Abnahme der Infektionsrate ein Ursache-Wirkung-Verhältnis oder doch nur eine Korrelation vorliegt (siehe oben).

 

Dr. Bernd Lukoschik