Die Bürger – der (sture) Gaul im Gespann!

Vorweg

Vorweg ein Faktencheck – in schüchterner Anlehnung an den Faktencheck der weltanschauungstiftenden Tagesschau!

Trotz der Überfülle an regelrecht erschlagenden Neuinfektionszahlen, trotz der Sonderseiten zu Corona, zu Covid-19, trotz des Haltens des Volks in einer permanenten Hab-Acht- und Angststellung: Man weiß eigentlich immer noch nichts. Der Leser wird immer unfähiger, die heiße Luft von den guten Düften zu scheiden.

Daher mag der Leser nur einmal unter dem Stichwort „Sterbefallzahlen und Übersterblichkeit“ auf die Seite des Statistischen Bundesamtes schauen, auf die dortigen Kurven zu den „Wöchentlichen Sterbezahlen in Deutschland“ bis zum 14. August 2020: Nichts Neues, wirklich nichts Besonderes für die Grippewelle 2020, verglichen mit dem Durchschnitt von 2016–2019 und den Kurven von 2018 und 2019! Im Gegenteil: 2017/18 war eine viel heftigere Grippe als 2020, eine häufig den Tod bringende Influenzaepidemie: Die spitze Kurve, etwa in Kalenderwoche 10, zeigt es ganz deutlich.

Damals buchte die hohe Politik das unter „alljährliche Grippe“ und – tat nichts, trotz Überlastung der Arztpraxen, der Krankenhäuser. Haben Sie, lieber Leser, damals etwas davon in den Medien mitbekommen? Oder von den damals bereits überlasteten Krankenhäusern in Italien oder von den Zelten im Central Park in New York? Alles alte Lieder, die uns heute als allerneueste Gesänge und Indiz für die Besonderheit des Coronavirus verkauft werden!

Leider hat sich in Zeiten der Sensationen, der medialen Schnelllebigkeit und der immer kürzer werdenden Halbwertszeit von Nachrichten unser Erinnerungsvermögen rapide zurückentwickelt. Was als Schutzmechanismus auch nötig ist, denn wer könnte auf Dauer all die Nachrichten abspeichern oder gar den Informationsmüll von der guten Ware trennen!

Der Gaul Volk!

Auf diesem Hintergrund wirkt das, was uns die Politik androht, nicht nur beängstigend, sondern auch unverschämt. Unverschämt, weil es transportiert, wie uns unser politisches Personal sieht. Denn unser Personal, das sind doch eigentlich die Herr- und Damschaften dort in den Olymps von Berlin und München – wenn man bedenkt, dass das Volk der Souverän ist! Unser Personal, etwa Herr Söder, sieht sich so gar nicht als der Diener seines Volkes, er sagt vielmehr: „Wir müssen die Zügel wieder anziehen und nicht die Zügel lockern.“

Man horche in die Worte hinein!

Und keine Empörung braust durchs Land. Wir sind gut erzogen und haben uns den Schuh des Untertans längst angezogen. Denn wer zieht die Zügel an, und wem werden die Zügel angezogen? Die Zügel zieht der an, der kein Gaul ist, sondern diesen als Kutscher nach seinem Gusto lenkt. Und unter den Zügeln steht der, eben der Gaul, von dem die Zügelzieher ganz selbstverständlich annehmen, dass er zu lenken sei, dass er es nötig habe, gelenkt zu werden, weil er einfach zu dumm ist, selbstbestimmt zu agieren, weil er keinen er keinen Eigenwillen hat und daher parieren muss, ja weil er anscheinend einer anderen, untergeordneten Gattung des Lebendigen angehört.

Nicht nur verfehlte Rhetorik

Alles ein bisschen übertrieben interpretiert? Ich glaube nicht. Dass diese söderschen Worte nicht nur Klimbim und paternalistisch-unglückliche Wortwahl sind, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass auch Frau Merkel neulich vom Zügelanziehen sprach, und vor allem wenn man bedenkt, wie die Politik auch den Worten entsprechend mit den Bürgern umgeht: Würde die Politik ihre Bürger nicht als Gaul, als subalterne Lebewesen, sehen, dann hätte sie längst aus dem Volk diejenigen in ihre Beratergremien hineingenommen, die aufgrund von Fachwissen dafür qualifiziert sind, dort oben mitzureden und mitzuentscheiden! Und die nur deshalb dort nicht mitmischen dürfen, weil sie Corona anders sehen.

Unsere Politiker können sich nur dann von dem Verdacht befreien, im Volk nichts als einen zu lenkenden Gaul zu sehen, wenn sie es endlich unternehmen, kompetente Bürger, Wissenschaftler und Experten wie Professor Bhakdi, Professor Christof Kuhbandner, Professor Wittkowski, Dr. Wolfgang Wodarg, Dr. Ernst Zimmer und, und, und einzubeziehen.

Bis dahin spricht mehr dafür, dass die Söder, Merkel, Spahn, Wieler und Drosten uns schlicht verachten. Denn das ist nun mal leider die hervorstechende Einstellung des Kutschers seinem Gaul gegenüber!

 

Bernd Lukoschik