Sehr geehrter Herr Bürgermeister Baaß,
sehr geehrter Herr 1. Stadtrat Scheidel,
sehr geehrte Stadträte und Stadtverordneten,
die Informationsveranstaltung der Stadt Viernheim vom 19.10.2023 werden Sie sicher als erfolgreichen Abend für sich verbuchen – es gab keine störenden Fragen und Diskussionen.
Wie denn auch – Diese wurden konsequent abgewiesen, ja nahezu abgebügelt!
Fragen der Interessenten wurde nicht beantwortet sondern an verschiedene Informationsstände verwiesen, jedoch gibt es zahlreiche Fragen für die es keinen Informationsstand gab!
Leider war unser Bürgermeister am Informationsabend trotz der großen Bedeutung dieses Projektes nicht anwesend, er muss offenbar einen wesentlich wichtigeren Termin gehabt haben.
Die politischen Mandatsträger in unserer Stadt hätten sehr gut daran getan, möglichst zahlreich an der Veranstaltung teilzunehmen und auch das Stimmungsbild einzufangen. Der Unmut zahlreicher Besucher wurde vor dem Rathaus sehr deutlich. Nicht wenige Grundstückseigentümer sind irritiert und haben sich im Vorfeld offenbar andere Rahmenbedingungen vorgestellt. Sicher war in vielen Vorstellungen der Wunsch nach einem eigenen Einfamilienhaus / Reihenhaus / Doppelhaushälfte der Vater des Gedankens. Vielleicht auch noch der Bau eines kleinen Mietshauses für die Mieter der eigenen Wahl.
Es wird sehr auf den noch zu beschließenden Bebauungsplan ankommen, denn dieser wird sehr
große Auswirkungen auf die Grundstückseigentümer haben. Die sehr hohen Erschließungskosten finanziell zu stemmen um dann das Grundstück für die Schaffung des umfangreich geplanten Geschosswohnungsbaus an einen Dritten zu verkaufen, war bestimmt nicht der erste Gedanke vieler Grundstückseigentümer. Auch die Frage ob es denn zeitnah auch Kaufinteressenten hierfür gibt wird den Ein oder Anderen bestimmt beschäftigten.
Das einige Gebäude dann noch mit besonderen Einschränkungen gebaut werden um als Lärmschutzwall den späteren Bau von anderen Gebäuden erst zu ermöglichen wird sicher gewisse Unsicherheiten für den oder die Investoren hervorrufen.
Lage – Lage – Lage sind nun einmal sehr wichtige Kriterien für Bauherren, Käufer und Mieter. Die Lage der erforderlichen Riegelbebauung ist klar mit Einschränkungen der Wohnqualität verbunden und wird sich zu Lasten der Nachfrage sowie der Mieten auswirken, die Baukosten tangiert das aber nicht. Den möglichen Bauherren gilt es hier viel Glück zu wünschen.
Für die notwendige Transparenz und Information aller Betroffenen wäre es sicher gut, wenn die Machbarkeitsstudie auf der Internetseite zur „Nordweststadt II“ hinzugefügt wird. Denn dort stehen wirklich wichtige und brisante Sachverhalte. Derzeit ist die Studie für Dritte kaum erreichbar.
Ich hatte im Vorfeld der Informationsveranstaltung Fragen gestellt und auf Antworten an diesem Abend gehofft. Leider vergebens. Diese Fragen wurden nicht beantwortet, vielleicht gab es auch keine überzeugenden Antworten darauf .
Daher möchte ich erneut auf diese Fragen (nachzulesen unter Leserbrief von Walter Wohlfahrt: Bürgerbeteiligung beginnt erst beim zweiten Schritt – der Erste wäre wichtiger gewesen – Viernheim Online (viernheim-online.de) verweisen und bitte die Bürgerinnen und Bürger Viernheims, insbesondere die Grundstückseigentümer, mit den wichtigen Antworten zu informieren. Denn die Unterschriften unter die notwendige Kostenübernahmeerklärungen werden sehr große Auswirkungen haben. Die Eigentümer verdienen die erforderliche Aufklärung über die Risken und Nebenwirkungen des geplanten Bebauungsplans.
Die Verkehrssituation würde sich durch das neue Wohngebiet ebenfalls verschärfen. Viele derzeitige Sackgassen und Spielstraßen würden zu Durchfahrtsstraßen umfunktioniert, was nicht nur den Verkehr erhöht, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner beinträchtigt. Zudem würde ein großer Teil der Felder und Wiesen im Nordwesten der Stadt verschwinden, wo täglich hunderte Einwohner spazieren gehen oder verweilen.
Abschließend noch ein wichtiger Aspekt – Der Blick in die Zukunft:
In der Machbarkeitsstudie gibt es ein sehr gutes Diagramm zur Altersstruktur der Viernheimer Bevölkerung. 14.700 Bewohner Viernheims sind 50 Jahre und älter. Das entspricht 43 % unserer Einwohner die – der normalen Lebenserwartung geschuldet – in den nächsten 20-30 Jahren keine Wohnung mehr benötigen werden.
Dem gegenüber stehen aber nur rund 6.500 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 20 Jahren die künftig eine Wohnung benötigen werden.
Dieser demographische Wandel bedeutet nichts anderes, als dass unsere Einwohnerzahl – ohne den Zuzug von außerhalb – um rd. 8.300 sinken wird.
Die hier zuzuordnende Zahl an frei werdenden Wohnungen liegt dann bis rd. 3.750 – 3.950 Haushalten.
Die übliche Nutzungsdauer eines Wohnhauses liegt zwischen 50-80 Jahren, insofern ist doch schon heute klar, dass die Menge der zusätzlichen Wohnungen dann zu Leerständen in Viernheim führen wird. Hinzu kommen Dutzende Bauplätze in Nordweststadt I die nach fast vier Jahrzehnten immer noch nicht bebaut sind. Die Argumentation des Ausgleichs durch Zuzüge ist mutig, denn die vorhandenen Altersstrukturen beschränken sich nicht auf Viernheim sondern sind bundesweit vorhanden.
Aufgrund des großen Zuspruches meines ersten Leserbriefes aus der Bevölkerung ,werden wir Anfang nächsten Jahres eine Informationsveranstaltung für die Viernheimer Bürger machen .
Wir laden Sie heute schon dazu ein , in der Hoffnung dort Fragen an Sie stellen zu können und Antworten zu bekommen .

Mit freundlichen Grüßen Walter Wohlfart
Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft Viernheim
Ehemaliges Magistratsmitglied und Ehrenstadtverordneter