Kunstvermittlung für Kinder und Jugendliche im Kunstverein Viernheim
Viernheim (Stadt Viernheim) – Theater, Oper, Museen oder Ausstellungen – für viele Jugendliche sind solche Aktivitäten zunächst ein Graus. „Muss das sein?“, fragen sie unisono. Eltern und Lehrkräfte sehen sich oft mit Desinteresse, Langeweile und Widerwillen konfrontiert. Doch Kunst muss nicht trocken und langweilig sein. Sie kann spannend und mitreißend sein, wenn sie richtig vermittelt wird.
Im Kunstverein Viernheim wird dies erfolgreich praktiziert. Dort ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fest verankert – als Haltung und Mission. Bereits bei der Vorbereitung von Ausstellungen werden junge Menschen eingebunden: Sie helfen beim Aufbau, lernen Künstler kennen, führen Gespräche und bauen so Hemmungen ab. Durch diese Begegnungen entwickeln sie Ideen für die Kunstvermittlung und gestalten Führungen für Gleichaltrige oder Erwachsene, die ihre eigene Sprache und Perspektive widerspiegeln.
Die Atmosphäre spielt eine entscheidende Rolle: Unsicherheiten werden abgebaut, um Raum für Neugier und Dialog zu schaffen. Jugendliche entdecken die Kunst in einem vertrauten Rahmen und entwickeln Selbstvertrauen. Künstlerinnen und Kuratorinnen treten bewusst in den Hintergrund, um den jungen Menschen Eigeninitiative zu ermöglichen.
Dieses Konzept wird durch Kooperationen gestützt, etwa mit der kommunalen Jugendförderung im Stadtteilbüro West, den Schulen und Kindertagesstätten. Gemeinsam wurde ein Bildungsansatz geschaffen, der Kunst und Pädagogik professionell verbindet und das Kunsthaus Viernheim als außerschulischen Lernort etabliert.
Ein paar Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit dokumentieren dies eindrucksvoll: Zuletzt war der Performance-Künstler und Bildhauer Thomas Putze zu Gast: Im AWO-Kinderdörfel erfand er zusammen mit den Kindern eine Geschichte, die mittels Musikinstrumenten, Papier und Stiften illustriert und erlebbar gemacht wurde. Im Familienzentrum der AWO initiierte er einen Graffiti-Workshop für Jugendliche. Mit Schülerinnen und Schülern der Intenivklassen der Friedrich-Fröbel-Schule gab es mehrere Treffen, in denen frei musiziert, gemalt und sich über Kunst ausgetauscht wurde. Schließlich baute er mit Jugendlichen der Alexander-von-Humboldt-Schule eine Krippe, bevölkert mit Figuren aus Hartwurst und Schafen aus Styropor und Holz, die in der Weihnachtszeit im Schaufenster des Kunsthauses zu bewundern waren – das Ganze abgerundet von einem eigens für die dunkle Jahreszeit entworfenen Lichtkonzept, das die Ausstellungsräume des Kunstvereins in sanfte Farben tauchte und eindrucksvoll illuminierte. Zwei junge Männer aus Viernheim, Dominik und David Blaeß, die sich unter dem Namen „Blaeß Events“ jüngst selbstständig gemacht haben, waren Ideengeber und stellten das technische Equipment dafür zur Verfügung. Kinderkunst-Workshops mit der Viernheimer Künstlerin Cordula Hilgert im Rahmen der Lebendigen Adventszeit rundeten das Programm ab.
Kunstvermittlung für Kinder und Jugendliche gehört zur DNA des Kunstvereins – in der Viernheimer Innenstadt erlebbar – offen, zugänglich und inspirierend.