Viernheimer Delegation besucht Freunde in Sachsen-Anhalt zum Jubiläumswochenende

Jan Krasko mit dem Erinnerungsgeschenk der Stadt Haldensleben: Er entschied sich für die mittlere Leinwand und den surfenden Pinguin.
Foto: Stadt Viernheim
Abschlusskonzert der SommerMusikAkademie Schluss Hundisburg.
Foto: Stadt Viernheim

Viernheim (Stadt Viernheim) – Am 25. September 1992 besiegelten die damaligen Bürgermeister Norbert Eichler aus Haldensleben sowie Norbert Hofmann aus Viernheim offiziell ihre Städtefreundschaft, also genau vor 30 Jahren. Ein Versprechen, das bis heute währt – und kürzlich der Grund für die Reise einer städtischen Delegation mit Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübeler an der Spitze nach Haldensleben war. Begleitet wurde Schübeler von dem Kultur- und Sportamtsleiter Stephan Schneider sowie dessen Stellvertreter Jan Krasko und der im Amt für Städtepartnerschaften zuständigen Kollegin Katja Markmann-Schmitz, dem Leiter der städtischen Musikschule Rúnar Emilsson samt Ehefrau Lena und Alexandra Busalt von der Presse- und Informationsstelle.

 

Über das ganze Wochenende vom 28. bis 31. Juli 2022 hinweg erwartete die Gäste ein vielseitiges Programm gemeinsamer Unternehmungen, die vor allem Eines verdeutlichten: Die enge Verbundenheit zwischen den Viernheimern und den Haldenslebern.

 

In der knapp 500 Kilometer entfernten und Nahe Magdeburg gelegenen Freundesstadt angekommen, erwartete die Viernheimer Delegation eine doppelte Jubiläumsfeier: Denn am 25. September 1992 besiegelte Haldensleben auch mit der polnischen Stadt Ciechanów eine Städtepartnerschaft. Aus diesem Grund reiste auch eine kleine Delegation unter Leitung der stellvertretenden Stadtpräsidentin Iwona Kowalczuk aus der über 700 Kilometer entfernten Partnerstadt an. Ebenfalls bei den Feierlichkeiten vertreten war der ehemalige Bürgermeister Haldenslebens Norbert Eichler, der Erste stellvertretende Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Diedrich aus der benachbarten Kreisstadt Helmstedt in Niedersachsen, mit der die Stadt Haldensleben bereits vor 32 Jahren eine Städtepartnerschaft einging sowie der Verein für Städtepartnerschaft und Internationale Beziehungen Haldensleben e.V. mit der Vorsitzenden Bärbel Ziese.

 

Wir alle sind Europa!

In der Kulturfabrik im Herzen der Stadt fand die offizielle Festveranstaltung mit Grußworten der städtischen Vertreter statt. Haldenslebens neuer Bürgermeister Bernhard Hieber freute sich, als eine seiner ersten Amtshandlungen die Gäste zum Doppeljubiläum im Veranstaltungs- und Kulturzentrum der Kreisstadt begrüßen zu dürfen. Der europäische Gedanke, Freundschaft und Zusammenhalt standen mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine klar im Fokus der jeweiligen Ansprachen. Der Satz „Wir alle sind Europa“ bekäme laut Hieber in diesen Tagen eine gänzlich neue Bedeutung, ging es doch jahrelang mit Europa nur in eine Richtung, nämlich voran. Doch man müsse nicht skeptisch sein, denn dieses Partnerschaftstreffen zeige, „auch da, wo man beginnt, ein Haus zu bauen, nämlich am Fundament, wird gearbeitet“, bekräftigt der Haldensleber Bürgermeister. Das Fundament des europäischen Hauses seien seine Bürger, seine Regionen und seine Städte in ihrer ganzen Vielfalt. „Bauen wir alle weiter mit am Haus Europa und daran, dass es in guter Nachbarschaft steht!“

 

Auch wenn der ursprüngliche Partnerschaftsgedanke weit bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurückreiche, so der Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübeler in seiner Rede, seien Städtepartnerschaften zukunftsweisend und nach wie vor aktuell. „Eine Städtepartnerschaft verbindet und schafft Zusammenhalt – gerade in schwierigen Zeiten“. Bestes Beispiel dafür sei der Spendenaufruf innerhalb Viernheims für die polnische Partnerstadt Mława, bei dem über 75.000 Euro zusammenkamen und für die Partnerstadt eine ganz große Hilfe bei der Versorgung der über 3.000 Flüchtlingen aus der Ukraine war. Nicht zu vergessen der Hilfstransport mit unterschiedlichen Gütern von Viernheims langjähriger französischer Partnerstadt Franconville an die polnische Stadt Mława. Nicht, weil eine Städtepartnerschaft zwischen beiden Städten bestünde, sondern aus Solidarität und im Rahmen der engen Verbindung zwischen Viernheim und Franconville. „Städtepartnerschaften sind die größte Friedensbewegung unserer Zeit!“, so Schübeler.

 

Die Zukunft braucht Städtepartnerschaften – Dank für großartiges Engagement

Auch an die Entstehung der ersten Kontakte wurde zurückgedacht. So hat die Städtefreundschaft zwischen Viernheim und Haldensleben ihre Wurzeln in der katholischen Arbeitnehmerbewegung. Schon zu einer Zeit, zu der Kontakte offiziell noch gar nicht erlaubt waren, knüpften Viernheimer und Haldensleber die ersten zarten Bande. „Bereits zur 40 Jahr-Feier der DDR besuchten die Viernheimer Professor Ulrich Beck und Fritz Pfenning Haldensleben und die Bande von hüben und drüben wuchsen bereits in jenem legendären November 1989“ so Hieber rückblickend. Heute blickten beide Städte mit Stolz auf die vielen persönlichen Kontakte, die in den zurückliegenden 30 Jahren geknüpft wurden, und „die Liste der offiziellen Begegnungen ist lang“, ergänzt Schübeler in seiner Rede.

 

Eine besondere Würdigung von Seiten der Stadt Viernheim erhielt aber auch die 30-jährige Städtepartnerschaft zwischen Haldensleben und Ciechanów, durch die beide Städte sehr früh einen Beitrag zur Versöhnung von Deutschen und Polen geleistet haben. Diese Partnerschaft habe, so Schübeler, auch Viernheim immer wieder in ihrem Willen bestärkt, ebenfalls eine Städtepartnerschaft mit einer polnischen Stadt zu begründen. Dank der persönlichen Kontakte aus Haldensleben konnte 2016 ein Erstkontakt mit der gerade einmal 35 Kilometer von Ciechanów entfernten Stadt Mława hergestellt werden, mit der Viernheim aufgrund vieler gemeinsamer Werte bereits 2019 die Partnerschaftsurkunde unterzeichnete.

 

Aber auch zahlreiche gemeinsame Projekte zwischen Ciechanów und Viernheim in den zurückliegenden Jahren, die vor allem die künstlerische Vielfalt Viernheims bereicherte, würdigte Schübeler in seiner Rede. „Zu nennen sind hier Workshops und gemeinsame Ausstellungen mit Marek Zalewski oder dem verstorbenen Viernheimer Künstler Stefan Birker, der im April dieses Jahres seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte und dessen Bruder Dr. Karl Birker Ehrenbürgermeister von Helmstedt ist“. Daher hatte die Stadt Viernheim auch als Geschenk ein Bild aus dem Nachlass Stefan Birkers als Ausdruck der Verbundenheit für die Stadt Ciechanów im Gepäck.

 

Ein großer Dank ging abschließend von Seiten der städtischen Vertreter an alle, die sich damals für die Städtepartnerschaften stark machten und sich bis heute engagieren, für ihren Einsatz. Gemeinsame große Aufgabe sei es, die Städtepartnerschaften auch in Zukunft mit Leben zu füllen und neue Generationen für diese Idee zu begeistern. Denn die Zukunft braucht Städtepartnerschaften – Europa braucht Städtepartnerschaften! Untermauern soll dieser Gedanke das Geschenk Viernheims an Haldensleben: Eine Baumpflanzung im Herbst dieses Jahres im Landschaftspark Schloss Hundisburg zum „30-jährigen Städtepartnerschaftsjubiläum“, die gleichzeitig an die gemeinsam gelebte Partnerschaft erinnern soll.

 

Vielseitiges Jubiläumsprogramm

Neben der Festveranstaltung gab es noch weitere abwechslungsreiche Programmpunkte, an denen die Delegationen aus Viernheim, Ciechanów und Helmstedt gemeinsam mit den Haldensleber Freunden teilnahmen. So gab es wieder das beliebte Kegelturnier der Partnerstädte, bei dem Viernheim vor zwei Jahren als Sieger hervorging und den Wanderpokal erstmals mit in die Brundtlandstadt nehmen durfte. Doch dieses Jahr belegten die Hessen nur den dritten Platz und mussten den Pokal an den verdienten Sieger Haldensleben abgeben. Aber einen Sieg konnte sich Viernheim sichern: In der Einzelwertung holte sich Jan Krasko den Titel des Neuner-Königs.

 

Für einen besonderen Hörgenuss sorgte der Besuch des Abschlusskonzerts des Internationalen Akademieorchesters der SommerMusikAkademie Schloss Hundisburg, bei dem jedes Jahr musikalische Vielfalt auf höchstem Niveau geboten wird. Über 50 junge Musikerinnen und Musiker aus 22 Nationen gaben unter der Leitung des Dirigenten Johannes Klumpp mit Werken von Robert Schumann und Johannes Brahms ihre ungetrübte musikalische Freude und Passion an das Publikum weiter. Das Besondere dabei war der Veranstaltungsort, die Schlossscheune auf Schloss Hundisburg, bei der die Musizierenden durch die mittig platzierte Bühne eine räumliche Nähe zum Publikum herstellen und somit eine besondere Atmosphäre schaffen.

 

Damit beim Jubiläumswochenende auch die Haldensleber Bürger eingebunden wurden und darüber hinaus etwas von den Menschen in Ciechanów und Viernheim erfahren konnten, organisierten Astrid Seifert und Petra Huth von der Kulturabteilung der Stadt Haldensleben eine Ausstellung mit ausdrucksstarken Fotos aller Partnerstädte die zeigten, wie in den einzelnen Städten gelebt, gearbeitet und gefeiert wird. Zu sehen waren die Fotos in der Hagenstraße in der Innenstadt in einzelnen Geschäften. Aber auch auf dem Stadtkunstfest auf dem alten Friedhof, das gleichzeitig die Abschlussveranstaltung des Jubiläumswochenendes war, wurden die Fotos an verschiedenen Säulen angebracht.

 

Bei Live-Musik und guter Stimmung kamen die Gäste aus den Partnerstädten schnell mit den Haldenslebern in Kontakt.

 

Höhepunkt war der Live-Maler Marc Westermann, dem die Gäste abends beim Simultan-Arbeiten an drei großformatigen Leinwänden mit Pinseln, Paletten Ölfarben und Spachteln zuschauen konnten. Er fertigte ein Motiv, lief zum nächsten Bild, malte dort, wechselte abermals die Leinwand, fügte ein weiteres Motiv hinzu und veränderte das Gesamtbild, indem er wieder einen Teil übermalte. Die Gäste bestaunten aus nächster Nähe die rasante Entwicklung einer sich wieder und wieder wandelnden Bilderwelt, bis alle drei Kunstwerke vollendet waren. Als besonderes Geschenk der Stadt Haldensleben an die Freunde durfte sich am Ende jede Partnerstadt eine Leinwand aussuchen. Doch nicht die ganze Leinwand war das Geschenk, sondern ein von jeder Stadt ausgewählter Ausschnitt des jeweiligen Gesamtkunstwerks. Mit Hilfe eines Rahmens wurde wie mit einer Lupe ein Bild im Bild fixiert, das dann an der Leinwand ausgeschnitten und direkt von hinten am Bilderrahmen befestigt wurde. So erinnert nun ein auf einem Stück Treibholz surfender Pinguin Viernheim an ein ereignisreiches Jubiläumswochenende und an die langjährige Freundschaft mit der Stadt Haldensleben.