Kreis setzt Zeichen gegen Gewalt an Frauen – Selbstverteidigungskurs erstmals Teil des internen Schulungsprogramms der Kreisverwaltung
Flagge zeigen
Kreis Bergstraße (kb) – Sie atmeten ruhig und gleichmäßig, konzentrierten sich auf ihre Aufgabe, sich aus dem unerbittlichen Griff ihres Gegenübers zu befreien. Zwölf Mitarbeiterinnen der Bergsträßer Kreisverwaltung nutzten am 25. November 2019, dem internationalen Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen“, das interne Schulungsangebot des Kreises und besuchten einen Selbstverteidigungskurs. Landrat Christian Engelhardt machte sich selbst ein Bild von dem erstmals angebotenen Angebot, das die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Bergstraße, Melanie Knauf und Nicole Schmitt, organisiert hatten. „Ich freue mich sehr, dass Sie diese Veranstaltung begeistert angenommen haben und heute so zahlreich und voller Motivation hier erschienen sind. Ein Selbstverteidigungskurs ist eine wertvolle und leider auch noch notwendige Schulung für Frauen“, betonte der Verwaltungschef während seines Besuchs.
Der Kreis Bergstraße engagiert sich schon seit einigen Jahren gegen Gewalt an Frauen. So gibt es seit dem letzten Jahr eine Kooperation zwischen dem Kreis Bergstraße, dem Kreiskrankenhaus Bergstraße und der Gewaltambulanz des Universitätsklinikums Heidelberg unter dem Motto „Schnelle Hilfen nach Vergewaltigung“. Durch diese Kooperation wollen die Beteiligten es Frauen und Männern, die Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden sind, ermöglichen, sich nach einer Vergewaltigung zu jeder Tages- und Nachtzeit schnellstmöglich im Kreiskrankenhaus Bergstraße medizinisch untersuchen zu lassen. Dabei wird in Abstimmung mit den Betroffenen durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine vorsorgliche und kostenfreie Spurensicherung durch die Gewaltambulanz Heidelberg vorgenommen. Die gesicherten Spuren und Befunde werden dann in der Rechtsmedizin Heidelberg anonym für ein Jahr gelagert und Betroffene können bei einer späteren Anzeige in einem Gerichtsprozess auf diese zurückgreifen und somit die Chance auf eine Verurteilung erhöhen.
Die Kreisverwaltung beteiligt sich zudem jedes Jahr an der kreisweiten Brötchentütenaktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ des Arbeitskreises gegen Häusliche Gewalt im Kreis Bergstraße. Ziel dieser Aktion ist es, auf Gewalt gegen Frauen und entsprechende Hilfsangebote für Betroffene aufmerksam zu machen. Auf den Brötchentüten steht der Satz „Nein zu Gewalt an Mädchen und Frauen“ in zehn verschiedenen Sprachen. Zusätzlich befinden sich auf der Rückseite der Tüten Kontaktdaten von Beratungsangeboten. „Durch die Brötchentüten kommen sowohl das Thema als auch entsprechende Hilfsangebote auf den Tisch“, lobte der Landrat die Aktion, an der er sich selbst jedes Jahr tatkräftig beteiligt. So verkaufen der Verwaltungschef sowie die Bergsträßer Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Rahmen dieser Aktion jedes Jahr in verschiedenen Bäckereien im Kreisgebiet Brötchen in den entsprechenden Tüten.
Auch an der inzwischen bundesweit bekannten Fahnenaktion von Terre des Femmes, die jedes Jahr rund um den 25. November stattfindet, beteiligen sich die Kreisverwaltung und die Bergsträßer Kommunen. In den vergangenen drei Jahren hissten der Landrat und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in nahezu allen Städten und Gemeinden des Kreises die Fahnen gegen Gewalt. Am diesjährigen Aktionstag rollten der Landrat, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Bergstraße sowie alle Selbstverteidigungskursteilnehmerinnen die Fahne von Terre des Femmes im Judoraum der Sporthalle in Heppenheim-Erbach aus und setzten damit ein zusätzliches Zeichen gegen Gewalt. „Wenn nun bald die Fahnen von Femme des Terre in allen Städten und Gemeinden unseres Kreises gehisst und alle Brötchentüten verkauft sind, wünsche ich mir, dass die Aufmerksamkeit, die wir durch unsere Aktionen geweckt haben, nachhaltig im Bewusstsein der Bergsträßerinnen und Bergsträßer zurückbleiben wird. Denn gegen Gewalt an Frauen muss das ganze Jahr über Flagge gezeigt werden“, so der Verwaltungschef.