Kreis Bergstraße: Im Zeichen des Friedens
Kreis Bergstraße (kb) – Seit 74 Jahren herrscht Frieden bei uns. Das ist weniger als die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen in Deutschland. In vielen Familien gibt es deshalb noch Menschen, die den Krieg erlebt haben – und noch mehr, die mit den Folgen des Krieges groß geworden sind. Die Generationen, die den Krieg erlebt haben, haben aufgrund ihrer grausamen Erfahrungen versucht, wirksame Mechanismen zu finden, die einen neuen Krieg verhindern sollen: Internationale Zusammenarbeit, Städte- und Regionalpartnerschaften, die Überwindung nationaler Grenzen und Sprachbarrieren, ein gemeinsamer Wirtschafts- und Währungsraum waren die Antworten auf dieses Problem.
Diese Mechanismen haben uns eine Zeit des Friedens beschert, wie sie in Europa noch nicht vorgekommen ist. Ja, wir halten den Frieden inzwischen sogar für etwas Selbstverständliches. Doch das ist er nicht. Die nationalistischen Töne nicht nur in anderen Ländern, sondern auch in Deutschland sowie die daraus resultierenden Spannungen führen uns vor Augen, dass dieser Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, sondern schnell zerbrechen kann, wenn wir aufhören, daran zu arbeiten.
Landrat Christian Engelhardt war es deshalb eine große Freude, beim Besuch im Partnerlandkreis Schweidnitz in Polen einen Festgottesdienst mitfeiern zu können, der im Zeichen von 30 Jahren Versöhnung zwischen Deutschen und Polen stand. Der Gottesdienst wurde geleitet vom emeritierten Erzbischof von Oppeln, Alfons Nossol, unter der Beteiligung von sechs weiteren Bischöfen, darunter Erzbischof Ludwick Schick (Bamberg) und Erzbischof Wiktor Skworc (Kattowitz). Nossol war bereits vor 30 Jahren Zelebrant der Versöhnungsmesse mit Helmut Kohl und Tadeusz Mazowiecki.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand eine Konferenz unter dem Motto „30 Jahre Versöhnung. Lokale Dimension der Verständigung“ statt, auf welcher der ehemalige Rheinland-Pfälzer und Thüringer Ministerpräsident, Bernhard Vogel, als einer der Hauptredner sprach und über seine persönlichen Erfahrungen zur Zeit des Mauerfalls 1989 berichtete. Neben dem Rückblick auf die Ereignisse vor 30 Jahren sprachen die Tagungsteilnehmer aber auch über die aktuellen Herausforderungen in der deutsch-polnischen Freundschaft. Der gemeinsame Austausch, so waren alle Tagungsteilnehmer überzeugt, bleibe die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Vertreter der beiden Partnerlandkreise haben deshalb auch gleich ein Wiedersehen im nächsten Jahr an der Bergstraße vereinbart. Außerdem bestehen Überlegungen für einen Jugendaustausch.
Neben Landrat Christian Engelhardt nahmen unter anderem auch Kreistagsvorsitzender Gottfried Schneider, Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz sowie Heinz-Jürgen Schocke, Ehrenmitglied des Kreisausschusses und Kreistags sowie Vorstandsmitglied des Vereins „Brücke/Most“ teil.