Ja ich gebe zu, ich habe zu dem Thema „Gewerkschaft“ nicht grundsätzlich eine positive Einstellung. Doch wenn ich lesen muss, dass ein Gewerkschafter die angeblichen Nachteile in einem Pressetext hervorhebt, ohne die gleichermaßen vorhandenen Vorteile auch nur im Ansatz zu erwähnen, schwillt mir der Kamm. Ja – in der Gastro haben wir ausgedehnte Arbeitszeiten, die auch entsprechend den Öffnungszeiten oder der Wünsche des/der zahlenden Gäste flexibel gehandhabt werden müssen. Denn wo keine zahlenden Gäste, da kein Gehalt und somit kein Job. In meinen Augen sollte man hier auch die anderen Branchen/Berufe erwähnen, welche um ausgedehnte, kreative, kurzfristig verlängerte Arbeitszeiten/Arbeitsstunden sowie um Sonn- und Feiertagsarbeit nicht herumkommen: Alle Berufe/Jobs der Veranstaltungsbranche, in Krankenhäusern, Pflegehäusern, Reha- oder Kurkliniken, Justizvollzugsanstalten sowie alle Berufe/Jobs in bzw. bei Polizei, Zoll, Feuerwehr, Rettungsdienste, Versorgungsgesellschaften (Stadtwerke) und sicherlich noch einige mehr die auch ich gerade nicht bedacht habe – Entschuldigung hierfür.
„Azubis begreifen schnell, dass sie noch arbeiten müssen, wenn andere längst frei haben“ – Auch dies kann man um einiges positiver darstellen: Von Beginn an sind wir aufgefordert den Azubis zu verdeutlichen, dass wir noch Geld (auch Trinkgeld) verdienen können, wenn andere dies schon längst ausgeben. ODER Azubis bzw. alle Mitarbeiter/innen der Gastronomie/Hotellerie haben auch dann frei, wenn andere arbeiten müssen! Das schafft Ressourcen die wiederum Freizeit und Erholung schaffen; Z.B. man muss nicht nach Feierabend zum Arzttermin rennen und stundenlang in der Praxis sitzen mit all den anderen die nach Arbeitsende dort warten, man kann zu Zeiten Termine vereinbaren zu welchen die meisten anderen bei der Arbeit sind, somit hat man z.B. nach Ende einer Frühschicht ab ca. 14 Uhr auch wirklich frei.
Einer weiteren Aussage wie z.B. das angeblich raue Klima in der Küche kann ich nur entgegnen: Haben Sie schon einmal Mäuschen gespielt in irgendeinem Handwerk? Und: Selbstverständlich gibt es überall und immer wieder „schwarze Schafe“ doch es hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr viel geändert, auch und vor allem im Umgang miteinander.
„Gute Leute bekommt man nur über gute Löhne.“ Das Jammern nach mehr Gehalt ist nicht grundsätzlich richtige Weg, denn höhere Gehälter bedeutet auch höhere Speisen- Getränke- und Übernachtungspreise und das hat nicht selten weniger Gäste zur Folge. Außerdem darf man auch hier nicht vergessen zu erwähnen, dass entsprechend den sehr hohen Lebenshaltungskosten viele Berufe/Jobs leider nicht mehr im Verhältnis zu den hohen Kosten entlohnt werden bzw. entlohnt werden können. Dazu zählen sicher viele der Berufe/Jobs wie schon zuvor genannt aus Pflege, Medizin, Sicherheit und nicht zu vergessen auch der Lebensmitteleinzelhandel. Wünschenswert ist wenn die NGG und andere Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter die gegen Niedriglohn angehen, anstreben für mehr bzw. höhere NETTOlöhne der Arbeitnehmer/innen zu kämpfen. Bürokratieabbau, Steuern und Abgaben runter! Ein höheres Nettoeinkommen steigert die Kaufkraft, hingegen ein höheres Bruttoeinkommen steigert die Preise!
In meinen Augen ist es daher ein klarer Auftrag auch an die Gewerkschaft (NGG) vor Beginn der Aus- und Weiterbildung vollständiger zu informieren und aufzuklären. Auch über die vielen Vorteile der Branche bzw. der Jobs in der Gastro: die internationale Anerkennung einer deutschen Aus- und Weiterbildung; die unzähligen Möglichkeiten weltweit als Fachkraft/Führungskraft mit dieser Bildung/diesen Abschlüssen arbeiten zu können; in Ländern/an Orten arbeiten und leben zu können an/in welchen andere maximal 2 Wochen Urlaub machen und das es kaum ein Land auf dieser Welt gibt, in welchem man mit einer Fachausbildung und ggf. Weiterbildung aus der deutschen Gastro keine Arbeitserlaubnis erhält.