Foto: S.Reiners

Viernheim (S.Reiners) – Die Hauptforderung der Betriebsratsvorsitzenden Kerstin Kujau und ihrer Stellvertreterin Christine Niederberger hat sich auch nach fast 3 Monaten nicht geändert: Der Eigentümer der Immobilie des Kaufhauses im Rhein-Neckar-Zentrum, muss in Gespräche über eine Mietminderung eintreten!

Bewegt hat sich seitdem nur wenig. Man schwankt zwischen hoffen und bangen und jedes kleine Gerücht löst Wellen der Emotionen bei den Mitarbeitenden aus.

Im Gespräch mit der Landtagskandidatin der SPD, Simone Reiners, wird klar, was die Konzernleitung den Beschäftigten in der Viernheimer Filiale alles zumutet. Die meisten sind bereits seit Jahren oder Jahrzehnten vor Ort tätig, es ist wie eine zweite Heimat, der Altersschnitt hoch. Es spricht dafür, dass die Stimmung in der Filiale eigentlich gut ist. Das merken auch die Kundinnen und Kunden: „Wir erhalten viel Zuspruch aus der Bevölkerung, das trägt uns“, sagt Kerstin Kujau. „Auch die Angestellten der anderen Geschäfte im Rhein-Neckar-Zentrum zeigen uns ihre Unterstützung“, ergänzt Christine Niederberger.

Und sie nehmen die Viernheimerinnen und Viernheimer aktiv mit. Unterschriftenaktionen und Kundgebungen stoßen auf große Resonanz. Man sieht, dass die Filiale der Bevölkerung am Herzen liegt.

Doch das alles täuscht nicht darüber hinweg, dass die Mitarbeitenden jeden Tag mit Zukunftsängsten auf die Arbeit kommen. „Das geht auch emotional und psychisch nicht an einem vorbei. Wir haben deswegen einige Krankheitsfälle, alle sind stark belastet, manchmal können die Tränen nicht zurückgehalten werden“, berichtet die Betriebsratsvorsitzende.

Kurz nach der Ausstrahlung der Sendung von Mario Barth, in dem Konzernchef René Benko Steuerverschwendung vorgehalten wurde, kam es auch zu einigen unschönen verbalen Angriffen auf die Mitarbeitenden. Diese wurden gezwungen sich zu verteidigen, obwohl sie doch selbst am meisten unter den Fehlentscheidungen der Konzernleitung leiden. Existenzen stehen auf dem Spiel.

„Wir haben vor Ort viele Ideen eingebracht und Zukunftsworkshops abgehalten, um den Standort zu erhalten. Wir vor Ort wissen doch am besten, wo es hapert und wo Anpassungen notwendig sind. Gehört wurden wir leider nicht.“, merkte Christine Niederberger an.

Über 5000 Mitarbeitende wären in den Schließungsfilialen betroffen. Einigen werden Stellen in anderen Filialen angeboten, so auch in Viernheim. Fast alle aber weit entfernt in z.B.: Saarbrücken oder Aschaffenburg. Diese Filialen kommen alle nicht für die Mitarbeitenden in Viernheim in Frage, die Fahrtstrecken sind einfach zu lang. „Mit diesen Angeboten kann man davon ausgehen, dass die Konzernführung kein Interesse daran hat, den Mitarbeitenden ein wirkliches Angebot zu machen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Es ist eine Farce“, fasst es Simone Reiners zusammen.

Die beiden Betriebsrätinnen weisen auch daraufhin, dass nicht nur die Karstadt-Filiale selbst betroffen ist, sondern auch die vielen weiteren Mieter mit den Angestellten, wie Friseur Essanelle, Mr Minit (Schuhmacher), die Firmen Kriss und Bonita, Firma Ditsch, ein Nagelstudio und die Firma Marburger Uhrenservice.

Kurz nach dem Gespräch ereilte die Mitarbeiterschaft in Viernheim aber bereits der nächste Schock: Die Unternehmensleitung hat den Mietvertrag mit dem Eigentümer gekündigt.

Trotz allem bleibt nur nochmal der Aufruf an den Vermieter, Karstadt entgegenzukommen, um Existenzen zu retten und dem Rhein-Neckar-Zentrum vielleicht doch noch ein „schwarzes Loch“ in seiner Mitte zu ersparen.