Hornissenjäger weiter im Einsatz


Viernheim (Falkenstein/Bugert) – Obwohl es draußen zuletzt Minusgrade hatte und die meisten Insekten sich längst für den Winter verkrochen haben, sind sie weiter im Einsatz: die beiden Viernheimer Jäger der asiatischen Hornisse. Denn jetzt, da die Bäume ihr Laub verlieren, werden die Nester des eingewanderten Insekts sichtbar. Und in vielen von ihnen findet sich auch jetzt noch Brut.
„Achtung, die kommen runter“, ruft Hans Bugert. Obwohl er einen Schutzanzug trägt, zieht er den Kopf ein. Asiatische Hornissen rieseln herab – aus einem Nest in 20 Meter Höhe in der alten Linde im Garten des Museums. Aber Hornissenberater Bugert und Imker Michael Falkenstein, der mit einer Lanze das Nest zerstückelt, haben Glück. Weil das Thermometer null Grad anzeigt, sind die Hornissen starr vor Kälte und können nicht angreifen. Trotzdem gehen die beiden auf Nummer sicher: Sie sichern ihre Arbeitsstelle weiträumig ab. Denn sie wissen: Die asiatische Hornisse ist nicht zu unterschätzen.
Das Insekt mit dem lateinischen Namen Vespa Velutina ist aus Asien nach Europa eingewandert und breitet sich rasant aus. In den vergangenen beiden Jahren verdreifachte sich die Zahl der Nestfunde in Deutschland. Besonders betroffen ist der Südwesten. Allein dieses Jahr entfernte Imker Falkenstein bereits 21 Nester in Viernheim. Doch seit die Vespa Velutina im März 2025 als „etabliert“ eingestuft wurde, trägt das Regierungspräsidium die Kosten der Nestentfernungen nicht mehr. Viernheim allerdings kommt trotzdem weiter für die Kosten auf, wenn Bugert und Falkenstein Nester auf öffentlichem Grund entfernen. Ein Glück, wie beide erklären – denn die komplette Ausrüstung zur Nestentfernung mit der Lanze, die sie ständig nutzen, koste bis zu 8000 Euro. Und wichtiger noch: Wenn sie keine Nester mehr entfernten, würde sich die Vespa Velutina ungehemmt vermehren. Das wollen die beiden unbedingt bremsen. Denn das eingewanderte Tier hat fast alle heimischen Insekten auf dem Speiseplan – auch Honigbienen wie die von Imker Falkenstein.
Mit grimmigem Gesicht schaut er in die Baumkrone der alten Linde. Es ist das dritte Nest, das Bugert und er an diesem Morgen entfernen. Doch dieses Nest hängt am höchsten. „Wir brauchen die ganze Länge der Lanze“, mutmaßt Falkenstein. Wenigstens müssen die beiden wegen der Kälte nicht auch noch ihre restliche Ausrüstung aufbauen. Normalerweise führen sie entlang der meterlangen Lanze einen Schlauch zum Nest, um darüber die Tiere zu betäuben. Dann bedient Falkenstein die Lanze, Bugert den Akkukompressor und -staubsauer, um herunterfallende Insekten aufzusaugen. Diesmal kämpft nur Falkenstein mit der langen, schwankenden Lanze, den Kopf weit in den Nacken gelegt. „Mehr links, höher, gut“, sagt Bugert an, dann rufen beide: „Ja! Getroffen!“ Es ist ein Volltreffer, denn in dem Nest entdecken sie noch Brut – trotz der Kälte. Darum sind beide froh über jeden Viernheimer, der ein Nest meldet. Und damit hilft, die Insekten der Stadt vor der asiatischen Hornisse zu schützen.
Infobox: Nest entdeckt?
– Wer ein Nest der Vespa Velutina entdeckt, kann sich bei Imker Michael Falkenstein unter Telefon 06204/6708127 und per Mail: info@imker-viernheim.de oder bei Hans Bugert unter Telefon 0173/3128327 melden.
– Gemeldet werden können Nester auch ans Ordnungsamt.



