Melodram, Komödie oder Tragödie?

Herzlich Willkommen hieß Peter Meusel, Bereichsdirektor Vermögensmanagement der Sparkasse Starkenburg, die Chefvolkswirtin der Hessischen Landesbank, Dr. Gertrud Traud, mit
ihrem Konjunkturausblick 2020 im Gossini Heppenheim.
Foto: Sparkasse Starkenburg
Dr.Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Hessischen Landesbank blickte für Kunden der Sparkasse Starkenburg in die Glaskugel der Konjunktur- und Kapitalmärkte.
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Heppenheim (Sparkasse Starkenburg) – Helaba-Chefvolkswirtin Dr. Gertrud Traud lüftet beim volkswirtschaftlichen Vortrag „Melodram- nächster Akt“ den Vorhang der großen weltwirtschaftlichen Aufführung 2020 

Bühne frei hieß es für die weltweiten Konjunktur- und Kapitalmärkte beim diesjährigen volkswirtschaftlichen Vortrag von Chefvolkswirtin Dr. Gertrud Traud bei der Sparkasse Starkenburg. Bereits zum zwölften Mal folgte die Leiterin Research der Helaba Frankfurt der Einladung von Peter Meusel, Bereichsdirektor Vermögensmanagement, nach Heppenheim. Mit messerscharfen Analysen und plastischen Prognosen, diesmal angelehnt an die Spannung und Tragik der Theaterwelt, begeisterte sie über 200 Kunden des hiesigen Kreditinstitutes im vollbesetzten „Gossini“.   

„Das Melodram hält Einzug in die Politik“, begann die sympathische Analystin den Konjunkturausblick. Die Weltwirtschaft stünde Ende 2019 am Rande einer Rezession, dem ökonomischen Pendant zu einem Nerven­zusammen­bruch. Doch die Helaba-Volkswirte gingen, ähnlich einem Melodram, davon aus, dass nach dem klassischen Leidensweg am Ende alles gut werde. „Die Konjunktur wird sich ins Jahr 2020 hinein fangen und die weltwirtschaft­liche Expansion setzt sich fort, wenn auch mit überschaubarer Dynamik“, prognostiziert Traud den Eintritt des Hauptszenarios „Melodram“ mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 %. Wesentlich für dieses Theater­genre sei, dass das Stück trotz erheblicher Risiken und Unsicher­heiten ein gutes Ende nehme. So zeigen die Prota­gonisten Einsicht in das Notwendige, denn weder die USA noch China hätten einen Anreiz, den Handels­konflikt so eskalieren zu lassen, dass die Weltkonjunktur gegen die Wand fahre.

Unsicherheit als wichtigster Belastungsfaktor

„Im Abschwung werde ich immer gefragt: Wo soll es denn herkommen?“, schmunzelte die Chefvolkswirtin und erklärte, dass der Aufschwung in der Regel genau aus der Ecke komme, in der vorher die kon­junk­turelle Schwäche konzentriert war. Eine Erholung im globalen Industrie­zyklus sei für sie realistisch, davon dürfte vor allem Deutschland dank der hier besonders wichtigen Industrie profitieren. Der private Konsum und die Bautätigkeit geben weiterhin Impulse, allerdings begrenzen strukturelle Hemm­nisse und eine mangelnde Reform­tätigkeit die Dynamik. Aus diesem Grund falle auch das Wirtschaftswachstum in Deutschland trotz kon­­junktureller Belebung im Jahres­durchschnitt 2020 mit einem Prozent verhalten aus. Etwas besser werde voraussichtlich die Eurozone mit 1,3 Prozent abschneiden.

„Bei Aktien und Renten ist das Ertragspotenzial 2020 überschaubar“, erwartet Traud eine Senkung der Rendite 10-jähriger Bundes­anleihen um -0,2 Prozent am Jahresende. Gegen eine nachhaltige Rückkehr in den positiven Renditebereich spreche neben der fortgesetzt lockeren Geldpolitik anhaltend niedrige Inflationserwartungen. Bei Aktien dürfe es zeitweilig zu Übertreibungen kommen, weil der Mangel an Anlagealternativen anhalte. Ein Ausflug des DAX über die Marke von 14.000 Punkten erweise sich als nicht nachhaltig. Gegen Jahresende werde nach Auffassung der Helaba-Volkswirte der Index um 13.500 Punkte notieren.

Keine Trendwende am Wohnungsmarkt

Auch die Immobilien bleiben im dargestellten Szenario „Melodram“ angesichts extrem niedriger Zinsen beim Anleger-Publikum beliebt. Die jüngste wirtschaftliche Schwäche könnte dafür sorgen, dass Mieten und Kaufpreise 2020 etwas weniger dynamisch zulegen. Am deutschen Wohnungs­markt wird sich die Lage nicht entspannen, solange restriktive politische Maßnahmen die Neubautätigkeit belasten.

Alternative Szenarien wie die „Tragödie“ oder die „Komödie“ sind für die Chefvolkswirtin eher unwahrscheinlich. „Im negativen Alternativszenario geht es zu wie in einer klassischen Tragödie, dabei durchlaufen die Hauptfiguren schicksalhafte Entwicklungen“, schätzt Traud eine dramatische Entwicklung bis hin zu einer globalen Rezession mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit in Höhe von    10 % sehr gering ein. Etwas wahrscheinlicher, wenn auch nur mit 20 %, werde die weltwirtschaftliche Aufführung den Verlauf einer Komödie nehmen. „Auf der weltpolitischen Bühne würden in diesem Fall die teilweise skurrilen Persönlich­keitszüge einiger Protagonisten nicht mehr als Belastung wahr­ge­nommen, sondern münden in eine kooperative Zusammen­arbeit der Nationen“, so die Analystin.

Eine Fragerunde sowie ein anschließender persönlicher Austausch zwischen den Gästen und ihren Ansprechpartnern der Sparkasse Starkenburg rundete den Abend ab. „Das volkswirtschaftliche Team von Frau Dr. Traud unterstützt unsere qualifizierten Beraterinnen und Berater in ihren Anlageempfehlungen mit hoher Kompetenz“, freut sich Peter Meusel über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Helaba Frankfurt.