Vielfalt schon in der Kita lernen. Dieses Ziel verfolgt Gleichstellungsbeauftragte Maria Lauxen-Ulbrich (links) und übergibt den Medienkoffer an die stellvertretende Leiterin der Kita Maria Ward, Graziane Woschnitza.
Foto: Stadt Viernhem

Viernheim (Stadt Viernheim) – Kinder wachsen heute in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft auf. Immer mehr werden dabei gesellschaftlich geprägte Rollenstereotypen und traditionelle Familienkonstellationen aufgeweicht. Dazu zählen neben Patchwork- oder Einelternfamilien auch Regenbogenfamilien – Familienformen also, in denen mindestens ein Elternteil lesbisch, schwul, bisexuell oder transgeschlechtlich lebt. Um Fachkräfte in der Kinderbetreuung oder auch Elternteile dabei zu unterstützen, geschlechtergerecht zu arbeiten und gezielt auf kindgerechte Weise diese Themen anzusprechen, gibt es seit zwei Jahren einen Medienkoffer zum Thema „Faire Rollenbilder“ des Gleichstellungsbüros in Kooperation mit der Stadtbibliothek, der derzeit Station in sieben verschiedenen Betreuungseinrichtungen in Viernheim macht: Kindertagesstätte St. Michael, Kindertagesstätte Entdeckerland, Kindertagesstätte Maria Ward, Kindertagesstätte Arche Noah, Kindertagesstätte Gänseblümchen, AWO-Kindertagesstätte Kinderdörfel und AWO-Kindertagesstätte Kapellenberg.

 

Mit 35 Büchern und einem Spiel soll Kindern spielerisch die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen und Geschlechtsidentitäten vermittelt werden. Dabei geht es um Fragen wie „Was ist Geschlecht?“, „Gibt es mehr als Mann und Frau?“, „In welcher Familie lebst du?“, „Hast Du vielleicht zwei Mamas oder Papas?“ und vieles mehr.

 

„Gleichstellung der Geschlechter bedeutet nicht nur Schutz vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts im Sinne von Frau und Mann“, so Lauxen-Ulbrich. In diesem Sinne ist das Thema „Faire Rollenbilder“ einer der Schwerpunkte des Gleichstellungsbüros. Dabei will sie zunächst bei den ganz Kleinen anfangen, denn den in der Gesellschaft und in jeder Kindergruppe vorhandenen Vielfaltsdimensionen, den sich verändernden Lebensweisen und den damit nicht selten einhergehenden Ängsten, Vorurteilen und Ausgrenzungen sollte frühzeitig offen begegnet werden. „Die Bücher in dem Medienkoffer verstehen sich nicht als Alternative zu vorhandenen Büchern und sollen diese lediglich ergänzen und weitere Facetten kindlicher Alltagswelten aufzeigen“, so die Gleichstellungsbeauftragte. „Wir wollen den Kindern altersgerechte Bildungsmaterialien an die Hand geben, damit sie früh lernen, die

 

Unterschiedlichkeit von Menschen und Familien wertzuschätzen“, ergänzt Graziane Woschnitza, stellvertretende Leiterin der Kita Maria Ward, wo die Kiste derzeit Station macht.

 

Die Thematik findet ihre Einbindung in den Hessischen Erziehungs- und Bildungsplan. Dabei stehen folgende Aspekte im Vordergrund: die Entwicklung einer Geschlechtsidentität mit der man sich wohlfühlt, der unbefangene Umgang mit dem eigenen Körper, ein Grundwissen über Sexualität (hier: Geschlechterrolle) erwerben und offen darüber sprechen können und ein Selbstwertgefühl und positives Selbstkonzept vermitteln.

 

Informationen und Ausleihe

Der Medienkoffer kann wieder ab dem 20. März von Kitas und Schulen ausgeliehen werden. Außerdem bieten das Gleichstellungsbüro und die Stadtbibliothek eine Vorstellung in Kita- und Schulteams an.

 

Auch alle anderen Nutzerinnen und Nutzer haben mit Leseausweis Zugriff auf die einzelnen Titel des Medienkoffers in begrenzter Anzahl. Die einzelnen Inhalte können im Bestandskatalog der Stadtbibliothek im Internet unter stadtbuechereionline.viernheim.de mit der einfachen Mediensuche unter dem Suchbegriff „Medienkiste <Rollenbilder>“ eingesehen werden. Über die Onleihe gibt es noch weitere Bücher für Kinder zu dem Thema. Bei Rückfragen steht die Stadtbibliothek telefonisch unter 06204 – 988 450 oder per E-Mail unter stadtbibliothek@viernheim.de zur Verfügung.

 

Weitere Informationen zu „Faire Rollenbilder“ gibt das Gleichstellungsbüro. Gleichzeitig bietet die Gleichstellungsbeauftragte Personen aus der LSBTIQ-Community (lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter*, queer), die Diskriminierung oder Ausgrenzung erfahren, eine Verweisberatung an. Kontakt unter 06204 – 988 361 oder gleichstellungsbuero@viernheim.de.

 

Beispiele aus dem Medienkoffer:

 

„Der Katze ist es ganz egal“ von Franz Orghandl

„Ich bin nicht anders als früher, außer, dass ich einer Verwechslung auf die Spur gekommen bin.“ Leo hat einen schönen neuen Namen: Jennifer. Woher sie ihren echten Namen kennt, weiß Jennifer selbst nicht. Aber sie ist sehr froh, eines Tages endlich mit ihm aufgewacht zu sein. Wie mit etwas, mit dem man besser atmen kann. Nur die Erwachsenen kapieren es erst mal nicht. Die glauben tatsächlich immer noch, sie wäre Leo, ein Bub. So ein Unsinn, finden der dicke Gabriel, Anne und Stella. Als weltbeste Freunde und treue Begleiterinnen beim Kaugummikauen, Schuleschwänzen, Kleiderprobieren und Sichselbstfinden sehen sie das Ganze nämlich genau wie die Katze. Die ist weder froh noch traurig über Leos neuen Namen. Er ist ihr ganz egal. – Herzhaft und in heiterem Ton, gar nicht als Problemgeschichte, erzählt die Wiener Autorin Franz Orghandl vom Transgender-Kind Jennifer.

 

Das Thema begegnet Kindern heute immer öfter in ihrem Umfeld. Jennifers Erfahrungen damit machen klar, was im Leben wirklich zählt. Alter: 9-11 Jahre, Quelle: www.thalia.de.

 

 

 

Mama + Mamusch „Ich bin ein Herzenswunsch-Kind“ von Helena Düperthal & Lisa Hänsch

Eine Geschichte, die von Regenbogen-Kindern, Regenbogen-Partnerschaften und von Wunderwunsch-Kindern/Wunderwunsch-Eltern erzählt. Vor allem aber auch eine, in der es um das Glück geht, als ein Herzenswunsch-Kind geboren worden zu sein und aufwachsen zu dürfen. Ana erlebt ihren ersten Schultag. Als erste Hausaufgabe sollen alle ein Bild ihrer Familie malen. Sie ahnt schon die Fragen, die kommen werden. Ana kennt das schon aus dem Kindergarten. Während die Erwachsenen oft nur eigenartig schauen, fragen die Kinder einfach. Warum hat Ana zwei Mütter? Welche ist denn echt? will Tim zum Beispiel wissen, denn er meint, das geht doch nicht. Doch Ana hat eine Antwort für ihn, die ihn staunen lässt. Alter: 5-7 Jahre, Quelle: www.amazon.de.

 

 

„Zusammen“ von Daniela Kulot

Ob klein oder groß, beiden schmeckt der Kloß. Ob traurig oder froh, jeder muss aufs Klo. Ob alt oder jung, auf jeden Fall mit Schwung. Ganz egal, wie viel uns unterscheidet, es ist viel mehr, was uns verbindet. Gemeinsam essen, spielen, lachen, Unsinn machen – das alles macht zusammen viel mehr Spaß!

Die frechen Reime und die farbenfrohen, detailreichen Bilder laden zum Vorlesen und selber Reimen, zum Schauen und Lachen ein – am besten gemeinsam! Ein Buch über Freundschaft, Toleranz und Zusammenhalt.