Gleichstellungsbüro: „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ – Leckeres Essen aber schon!
Brötchentütenaktion am 30. Oktober 2025 in Viernheim gestartet – Erstmals Teilnahme von vier Schulen

Foto: Stadt Viernheim
Viernheim (Stadt Viernheim) – Seit dem Frühjahr 2007 wird die kreisweite Brötchentütenaktion unter dem Motto „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ vom Arbeitskreis gegen Häusliche Gewalt im Kreis Bergstraße durchgeführt. Das Gleichstellungsbüro der Stadt Viernheim beteiligt sich in diesem Jahr bereits zum zwölften Mal an der Aktion, die am Donnerstag (30. Oktober) offiziell gestartet ist.
Seitdem werden in acht Bäckereien sowie bei der Viernheimer Tafel insgesamt rund 8.000 Brötchentüten mit dem bekannten Aktionsslogan ausgegeben – selbstverständlich nur, solange der Vorrat reicht. Teilnehmende Verkaufsstellen sind: Bäckerei Café am Eck (Kreuzstraße 91), Bäckerei Harald Rettig (Kettelerstraße 6 und Filiale Lorscher Straße 27), Bäckerei Zuhal Neseli (Rathausstraße 61), Grimminger GmbH (Rathausstraße 17 und Filiale Ladenburger Straße 7), Bäckerei Löwenstein (Theodor-Heuss-Allee 47) sowie die Viernheimer Tafel.
Ziel der Aktion ist es, eine breite Öffentlichkeit für das Thema „Nein zu Gewalt an Mädchen und Frauen“ zu sensibilisieren. Das Lagebild Häusliche Gewalt des Bundeskriminalamtes 2024 weist unter anderem darauf hin, dass ein Viertel der Opfer innerfamiliärer Gewalt unter 14 Jahre alt ist.
Erstmals beteiligen sich in diesem Jahr auch vier Viernheimer Schulen an der Aktion. Insgesamt rund 3.500 Tüten werden in der Albert-Schweitzer-Schule, der Albertus-Magnus-Schule, der Alexander-von-Humboldt-Schule sowie der Friedrich-Fröbel-Schule an die Schülerinnen und Schüler verteilt. Ziel ist es, bereits junge Menschen frühzeitig für das Thema zu sensibilisieren. Hierfür wurden eigene Slogans entworfen, die unterschiedliche Formen von Gewalt thematisieren – von sexistischen oder queerfeindlichen Sprüchen über Mobbing und unerwünschte Berührungen bis hin zu erzwungenen Küssen, Nötigung oder dem Verbreiten intimer Bilder. Der gemeinsame Appell: Gewalt ist nie okay.
Beim offiziellen Start der Aktion an der Albert-Schweitzer-Schule begrüßte Erster Stadtrat Jörg Scheidel in Vertretung des Magistrats das Engagement der beteiligten Schulen, der städtischen Jugendförderung und dem Gleichstellungsbüro. „Die Teilnahme der Schulen ist ein starkes Zeichen gegen Gewalt und ein wichtiger Beitrag zur Sensibilisierung junger Menschen“, so Scheidel. „Prävention beginnt im Alltag – und genau hier setzt die Brötchentütenaktion an.“
Als weiterer Unterstützer der Brötchentütenaktion waren vor Ort auch Vertreter des Programms „PiT-Hessen – Prävention im Team“, einem Gewaltpräventionsprogramm der Hessischen Landesregierung im Rahmen des Netzwerks gegen Gewalt. Gemeinsam mit der städtischen Jugendförderung wird das Programm seit 15 Jahren an allen Viernheimer weiterführenden Schulen durchgeführt. Ziel ist es, dass Polizei, Schule und Jugendhilfe gemeinsam Gewaltsituationen einschätzen, schulische Präventionskonzepte entwickeln und die Umsetzung eng miteinander abstimmen.
Auch Schulleiter Holger Hofmann von der Albert-Schweitzer-Schule zeigte sich erfreut über die gemeinsame Initiative: „Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit drei weiteren Schulen in diesem Jahr an der Aktion teilnehmen zu können. Unsere Schule für den Startschuss zu wählen, sehen wir auch als ein wichtiges Zeichen – denn unsere Eltern und unsere Schülerinnen und Schüler erleben durch den Besuch der Förderschule leider häufig gesellschaftliche Ausgrenzung und Diskriminierung.“
Hilfe gibt es an sieben Tagen, 24 Stunden und in 18 Sprachen
Auf allen Brötchentüten sind Kontakthinweise zum bundesweiten Hilfetelefon abgedruckt. Dieses ist unter der Nummer 116 016 sieben Tage die Woche rund um die Uhr in 18 Sprachen erreichbar. Betroffene Frauen können sich dort anonym und kostenfrei beraten lassen. Weitere Informationen bietet die Website www.hilfetelefon.de. Für Kinder und Jugendliche gibt es die „Nummer gegen Kummer“, ebenfalls eine kostenfreie und anonyme Hotline speziell für junge Menschen, die unter 116 111 erreichbar ist.
Hintergrundinformationen – Daten und Fakten
Das Bundeslagebild zur häuslichen Gewalt des BKA für 2023 führt aus, dass von den 88.411 registrierten Opfern innerfamiliärer Gewalt 54 Prozent weiblich und 46 Prozent männlich waren. Fast ein Viertel war unter 14 Jahre alt. 155 Frauen und 24 Männer wurden im vergangenen Jahr durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet. Auch im Bereich der Partnerschaftsgewalt lebte rund die Hälfte der Opfer mit der tatverdächtigen Person zusammen. Die Mehrheit der Betroffenen war zwischen 30 und 40 Jahre alt.



