Einwechselspieler bringen den Sieg – FCK dreht nach irrer Schlussphase Partie – Matchwinner Alidou


Kaiserslautern (C.Wunderle) – Nach 80 Spielminuten glaubten wohl die wenigsten der 47 722 Zuschauer im fast ausverkauften Fritz-Walter-Stadion daran, dass der FCK den 0:1-Rückstand gegen den bis dato Tabellenzweiten Darmstadt 98 noch drehen könnte. Was dann folgte, war Betze pur oder „Mythos Betzenberg, wie FCK-Trainer Torsten Lieberknecht nach der Partie erklärte. Wie in früheren Zeiten gelang es den Gastgebern in einer verrückten Schlussphase, die Partie noch in einen Sieg umzumünzen. Dabei bewies der FCK-Trainer mit seinen Einwechslungen ein glückliches Händchen, da alle Joker trafen und für einen eminent wichtigen Sieg sorgten. Kaum auszumalen, wie sich die aufgekommene Kritik an der Spielweise und der geringen Punktausbeute nach drei Spieltagen nach einer Niederlage hätte verstärken können.
Dem FCK-Team war anzumerken, dass es bestrebt war, das zuletzt sehr schwache Auftreten bei der Auswärtsniederlage in Elversberg vergessen zu machen. Körpersprache und Einsatzwille stimmten in der starken 15minütigen Anfangsphase. Kapitän Ritter zwang nach Doppelpass mit Prtajin Darmstadts Schlussmann Schuhen zu einer Glanzparade. Den Gästen aus Südhessen merkte man das Selbstvertrauen angesichts des gelungenen Saisonstartes an, sie zeigten sich ballsicher und kombinierten gekonnt. In der elften Minute hatten die Lilien Pech, als Papela per Kopf die Latte traft und der Nachschuss über das Tor ging. Im Gegenzug tauchte der lauffreudige Tachie, der erstmals von Anfang an in der FCK-Elf stand, frei vor Schuhen auf, der das 1:1-Duell aber für sich entschied. Danach wurde es ruhiger, Darmstadt hatte mehr Ballbesitz, ohne jedoch für ernsthafte Gefahr zu sorgen. In der 28. Minute traf Tachie nur das Außennetz, während der junge und wieder überzeugende Mika Haas, der erstmals für die U20-Nationalmannschaft nominiert wurde, mit einer gefährlichen Flanke den Darmstädter Keeper zur Faustabwehr zwang. Dem FCK fehlten die Ideen, um zwingende Torchancen zu kreieren. Die hohen Flanken waren für die großgewachsene Abwehrhünen der Südhessen leichte Beute, vor allem Defensivspezialist Vukotic klärte immer wieder mit Kopf oder Bein.
Die FCK-Fans verabschiedeten ihre Mannschaft mit anerkennendem Applaus in die Halbzeit – waren es bisher die besten 45 Minuten in dieser Saison.
Der 20jährige Haas hatte nach Wiederanpfiff per Kopfball die erste Torgelegenheit, auf Lilien-Seite strich in der 53. Minute ein Kopfball von Marseiller nur knapp über die Latte. Darmstadt wurde mutiger und dominanter – Papelas Schuss in der 58. Minute wurde durch Lauterns Kunze gerade noch rechtzeitig geblockt. FCK-Neuzugang Joly, von Ritter bedient, verfehlte per Distanzschuss in der 61. Minute knapp das Tor. Durch eine äußerst sehenswerte Kombination brachte Lindberg die Gäste in der 62. Minute dann in Führung, Krahl konnte den Einschlag im kurzen Eck nicht verhindern. Darmstadt verpasste es in Person von Holtby gleich zweimal, die Führung auszubauen. Die Westkurve zeigte feines Gespür für die schwierige Situation und stimmte „Steht auf, wenn ihr Lautrer seid“ an – ein Schlüsselmoment, wie es FCK-Coach Lieberknecht nach der Partie formulierte. Dieser reagierte und nahm unter anderem die wirkungslosen Sahin und Ritter aus der Partie. Mit Skytää, Alidou und Raschl kamen drei Spieler in die Partie, die in einer verrückten Schlussphase alle treffen sollten. Zunächst strich ein Freistoß von Sirch nur knapp über das Tor, dann netzte Skytää, bedient von Alidou, in der 84. Minute zum Ausgleich ein. Der FCK, frenetisch angefeuert, drängte auf den Sieg, während Darmstadt die Ordnung völlig verlor. In der Nachspielzeit verwertete Alidou per Kopf eine Flanke des ebenfalls eingewechselten Robinsons zur 2:1-Führung. Der Betze explodierte förmlich, bis Raschl, bedient von Sirch, in der siebten Minute der Nachspielzeit für die endgültige Entscheidung sorgte. Es blieb beim umjubelten Erfolg des FCK, da Krahl kurz darauf einen Darmstädter Abschluss an den Posten lenkte.
Der Fußball schreibt immer wieder besondere Geschichten: So war ausgerechnet Alidou, der nach seinen zuletzt schwachen Leistungen besonders im Fokus der Kritik stand, aber immer wieder von Trainer Lieberknecht das Vertrauen bekommen hatte und aufgestellt wurde, der Matchwinner. Und Alidou zahlte dieses Vertrauen zurück und sorgte dafür, dass es im Umfeld des FCK zumindest bis auf Weiteres ruhig bleibt. Dennoch täuscht der Sieg über die offensichtlichen Defizite nicht hinweg: Der FCK scheint zwar in der Defensive mehr gefestigt, ist aber noch weit entfernt vom erfrischenden und begeisternden Offensivfußball der letzten Saison. Vielleicht hilft dieser Dreier, um in den kommenden Partien auch in dieser Hinsicht voranzukommen. Unumstritten: Der Sieg ist eminent wichtig für die Moral der Mannschaft. Nach der Länderspielpause geht es am 14.09. weiter, wenn der der FCK in Fürth gastiert und seine Niederlagenserie in der Fremde unbedingt stoppen will.