Digitalisierung und Europa im Blick

Foto: Heinz Eichhorn

Heppenheim DGB Bergstraße) –Die Digitalisierung der Arbeitswelt und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigten standen im Mittelpunkt der Klausurtagung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Kreis Bergstraße. Als sachkundige Referentin konnte DGB-Kreisvorsitzender Sven Wingerter (Wald-Michelbach) Liv Dizinger begrüßen, die beim DGB Bezirk Hessen-Thüringen für Struktur- und Technologiepolitik zuständig ist. Liv Dizinger machte deutlich, dass die Digitalisierung die Arbeitswelt in vielen Bereichen tiefgreifend und nachhaltig verändern wird: „Entscheidend für die Gewerkschaften ist eine menschliche Gestaltung der Digitalisierung und die Durchsetzung von guter Arbeit“.

Neue Arbeitsformen wie home office, mobiles Arbeiten und die zunehmende Entgrenzung von Arbeit stellen neue Anforderungen an die Gewerkschaften. Eine besondere Herausforderung sind die Beschäftigten, die außerhalb des Betriebs arbeiten und keinen Arbeitnehmerstatus haben, sogenannte Cloud- oder Clickworker, die zu völlig anderen Bedingungen arbeiten als die Stammbelegschaft – ohne Festanstellung, ohne Kündigungsschutz und ohne soziale Absicherung. Die Politik müsse deshalb den Betriebs- und Arbeitnehmerbegriff deutlich weiter fassen, damit Arbeitnehmerschutzgesetze und Tarifverträge auch auf arbeitnehmerähnliche Personen wie Solo-Selbständige ausgeweitet werden können. Liv Dizinger forderte zudem einen Ausbau der betrieblichen Mitbestimmung: „Gute Arbeit 4.0 erfordert Mitbestimmung 4.0“.

DGB-Kreisvorsitzender Sven Wingerter betonte: „Die Durchsetzung guter Arbeitsbedingungen beginnt mit der gewerkschaftlichen Organisation der Beschäftigten. Je mehr Mitglieder die Gewerkschaften haben und je mehr Mitglieder sich engagieren, desto mehr können wir für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchsetzen“.

Im zweiten Teil der Klausurtagung stellte DGB-Regionssekretär Horst Raupp (Darmstadt) die gewerkschaftlichen Eckpunkte für die Europawahl am 26. Mai 2019 vor: „Unser Ziel ist ein soziales und solidarisches Europa, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Mensch und Umwelt müssen Vorrang haben vor Profitinteressen der Banken und Konzerne“. Raupp betonte: „Die Politik auf europäischer Ebene wird für die Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen und damit für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer wichtiger. Deshalb dürfen wir Europa weder den Markradikalen noch den Nationalisten und Neofaschisten überlassen“.