Gesungenes Gottvertrauen

Foto: Pfarrerin Dr. Irene Dannemann

Zu den Schätzen im Evangelischen Gesangbuch zählen die Lieder des evangelischen Pfarrers Paul Gerhardt, der vor 400 Jahren lebte. Aus seiner Feder stammen Lieder wie „Befiehl du deine Wege“, „O Haupt voll Blut und Wunden“ oder das sommerliche „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, Lieder voller Trost und Ermutigung.

Eine Strophe seines Liedes „Ich singe dir mit Herz und Mund“ lautet:

Wohlauf, mein Herze, sing und spring

und habe guten Mut!

Dein Gott, der Ursprung aller Ding,

ist selbst und bleibt dein Gut.

Das klingt so unbeschwert, doch das Leben des Dichters war nicht leicht. Als Kind verlor er seine Eltern, kam als Vollwaise auf eine Fürstenschule und studierte in Wittenberg Theologie. Wie unzählige seiner Zeitgenossen wurde er hineingezogen und erschüttert durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), der Millionen von Menschen tötete – durch die eigentlichen Kriegshandlungen und ihre Folgen, große Hungersnöte und Seuchen wie die Pest. Aus der lutherischen Frömmigkeit bezog Paul Gerhardt neue Kraft und neuen Lebensmut. Er begann, Lieder zu schreiben. Er hoffte, dass ihr Singen den Glauben stärkt – das Singen Zuhause und in der Gemeinde, das wir Kirchen aktuell so schmerzlich vermissen.

In Mittenwalde heiratete der Pfarrer mit 48 Jahren. Das Ehepaar erlebte tiefes Leid: Sie mussten vier junge Kinder begraben, nur ein Sohn überlebte sie.

Wieder in Berlin geriet der lutherische Pfarrer in einen Konflikt mit dem Landesfürsten Friedrich Wilhelm. Der reformierte Landesherr forderte einen Gehorsam in Glaubensfragen, dem der Lutheraner nicht folgte. Daraufhin enthob der Landesfürst ihn seines Pfarramtes in Berlin, obwohl „Befiehl du deine Wege“ bis dahin das Lieblingslied des Fürsten gewesen sein soll. Gerhardt verlor sein Amt und wenige Zeit später auch seine Ehefrau. Er lebte und arbeitete nun abseits von Berlin in Lübben im Spreewald.

Paul Gerhardt hat mit seiner Familie und durch die politischen Umstände seiner Zeit viel Schweres erlebt. Seine Lieder zeugen vom Ringen um Gottes Liebe und vom Vertrauen auf das ewige Leben.

Mit seinem Namen verbinden viele Menschen bis heute kraftvolle Orgelmusik und gesungenes Gottvertrauen. Ein Gottvertrauen, dass uns auch heute in diesen Corona-Zeiten zeigt: Schon vor uns gab es Leid, sogar schlimmeres Leid als das der Mehrzahl der heute in Deutschland Lebenden. Und es gab Menschen wie Paul Gerhardt, der trotz allem und in all dem sein Gottvertrauen suchte, es immer wiederfand, sich daran festhielt und aufrichtete  – das kann uns doch Mut machen.

Ihre Pfarrerin  Dr.  Irene  Dannemann

Evangelische Christuskirchengemeinde, Bezirk Friedenskirche