Eine neue Chance für Pechmarie

Foto: Pfarrerin Dr. Irene Dannemann

Im Märchen Frau Holle strömt am Schluss ein gewaltiger Goldregen auf das eine Mädchen, die Goldmarie, herab. Dagegen bleibt an Pechmarie von da an ihr ganzes Leben lang das Pech kleben.

Gibt es eine Hoffnung für die gescheiterte Pechmarie? Im Märchen endet ihre Lebensgeschichte mit dem vernichtenden Urteil: „Das Pech blieb an ihr hängen und wollte, solange sie lebte, nicht abgehen.“

Dagegen behaupte ich, dass es doch eine Hoffnung, eine befreiende Botschaft für Pechmarie geben kann.  Sie begegnet uns im Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus, Kapitel 2, Verse 4-5: Gott ist reich an Erbarmen und hat uns mit großer Liebe geliebt. Wir, die wir tot waren wegen unserer Verfehlungen, wurden um dieser Liebe willen zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht. 

Paulus beschreibt hier Gottes Lieberklärung an uns Menschen. Gott sagt uns zu: „Ihr seid meine Geschöpfe, meine geliebten Töchter und Söhne, an denen meine überschwängliche Gnade sichtbar wird.“ Das ist die Liebeserklärung Gottes an uns. Und darin sehe ich die Hoffnung für Pechmarie und für uns alle.

 Jedem Menschen geht es nämlich manchmal wie Pechmarie. Wir erhalten Chancen und lassen sie ungenutzt.

Wir machen Fehler im Privaten wie im Beruf. Der Wettbewerb in unserer Gesellschaft produziert immer auch diejenigen, die nicht mithalten können, die zu den Verlierern zählen, die Pech haben. „Selbst Schuld“ – sagen sich die Verlierer selbst, sagen ihnen andere.

Dagegen begegnet uns Gott in reichem Erbarmen. Und wir sind gefragt, auf Gottes Liebeserklärung zu reagieren. Das kann im stillen Gebet sein oder im fröhlichen Singen eines Liedes, im Verweilen bei der Tageslosung oder in einem wilden Tanz durchs Zimmer – ich denke, Gott versteht Gott versteht jede Reaktion.

Unsere Vergangenheit muss nicht wie Pech ein Leben lang an uns kleben bleiben. Im Vertrauen auf Gott kann neues Leben aufbrechen in unserem ganz normalen Alltag.

Niemand muss für immer die Pechmarie bleiben.

 

Pfarrerin  Dr.  Irene  Dannemann, Evangelische Christuskirchengemeinde, Bezirk Friedenskirche