Die Auswirkungen der Corona-Krise sind überall zu spüren, auch auf die Hilfeangebote des Caritasverbandes in Viernheim. Dort ist der Caritasverband Träger des Gemeindepsychiatrischen Zentrums und des Ambulanten Pflegedienstes.

Foto: Caritas
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Darmstadt (CB) – Monika Horneff leitet das Gemeindepsychiatrische Zentrum in Viernheim. In „krisenfreien Zeiten“ werden hier Betroffene und Angehörige beraten, Menschen in der Tagesstätte und im Betreuten Einzelwohnen begleitet und unterstützt. „Durch die Gefahren des Virus musste das Hilfeangebot angepasst werden aber die wichtigste Botschaft lautet: Die Mitarbeitenden sind auch in der aktuellen Situation für die Menschen da, die Hilfe brauchen“, so die Dienststellenleiterin.  „Für Menschen, die die aktuelle Situation sehr beschäftigt, weil sie in häuslicher Quarantäne sind oder sich unsicher fühlen, Ängste und traurige Gedanken verspüren, sich einsam fühlen oder einfach mit jemandem reden möchten, sind wir da. Wir haben jedoch, um direkte Kontakte zu verringern, von der persönlichen auf eine telefonische Beratung umgestellt.“ In der psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle ist das Sekretariat täglich von 9:00 Uhr – 12:00 Uhr telefonisch zu erreichen unter 06204 929640. Dort werden Termine für eine telefonische Beratung mit Fachpersonal vergeben.

In der vorletzten Woche musste die Tagesstätte für Menschen mit einer psychiatrischen Erkrankung schließen, um die neue Verordnung des Ministeriums zu erfüllen. „Die Betreuung wird derzeit durch unsere Mitarbeitenden weitergeführt, wir telefonieren täglich mit den Besuchern und Besucherinnen, unterstützen bei täglichen Problemen, bieten einen Einkaufsservice an und begleiten einzelne Besucher beim Spaziergang. Immer unter der Gewahrung der hygienischen Vorgaben. Für jeden und jede wird individuell besprochen, welche Hilfe er oder sie aktuell benötigt“, erläutert Monika Horneff die Hilfeangebote in diesen besonderen Zeiten.

 Das Angebot „Betreutes Einzelwohnen in der eigenen Wohnung“ werde aufrechterhalten, wenn auch nur in „abgespeckter“ Form. „Es gibt die Möglichkeit den Kontakt über das Telefon zu halten, Einkäufe werden für die Klienten nach Bedarf erledigt und Spaziergänge angeboten. Die Mitarbeitenden suchen ihre Klienten nur unter Einhaltung der Hygienestandards zu Hause auf. Beratungstermine zur Aufnahme in das Angebot finden weiterhin nach vorheriger Abklärung statt: Telefonische Terminvergabe 06204 929640.

Caritas Pflegedienst weiter für die Menschen zu Hause da

  • Claudia Dewald-Hass leitet den Ambulanten Pflegedienst und führt mit ihrem Team Klientinnen und Klienten durch die derzeit sehr turbulenten Zeiten.

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ambulanten Pflegedienst tragen viel Verantwortung. Sie sind Einzelkämpfer, die vor Ort Entscheidungen treffen müssen. Da sind keine Kolleginnen und keine Ärzte, die schnell zu Hilfe gerufen werden können. Nicht selten müssen die meist weiblichen Mitarbeitenden körperlich und auch psychisch viel wegstecken. Den anspruchsvollen Beruf führen sie mit sehr viel Herzblut aus, dafür möchte ich ganz herzlich danke sagen“, so Caritasdirektor Ansgar Funcke. „Die heutige Zeit verdeutlicht sehr, wie unersetzbar es ist, was sie 365 Tage im Jahr leisten. Für viele Menschen sind unsere Caritasmitarbeitenden derzeit die Einzigen, mit denen sie Kontakt haben können, mit denen sie über ihre Sorgen und Ängste sprechen, die sie spüren lassen, da ist jemand für mich da. Die persönliche Ansprache, ein gutes, ein aufmunterndes und ein Mut machendes Wort, das ist es, was neben der professionellen Pflege die Besuche der Caritas so wertvoll macht, heute noch mehr denn je.“

  • Zuspruch und Anerkennung kommt derzeit auch viel aus der Bevölkerung, so die Leitung der Caritas Sozialstation Viernheim. „Wir versuchen alle gemeinsam, gut durch diese Krise zu kommen. Aber eines ist klar: Das Virus stellt uns als Pflegedienst vor noch größere Herausforderungen als der sonst schon anstrengende Alltag. Wir sind alle sehr angespannt.“
  • Alle Klientinnen und Klienten werden versorgt, manche mehrmals täglich. Mehrere Absagen habe sie erhalten, da Angehörige die Pflege zu Hause derzeit selbst organisiert bekommen. Alle anderen sind in der Corona-Krise mehr denn je auf den Pflegedienst angewiesen und bei jedem Besuch wartet eine ganz individuelle Aufgabe auf die Mitarbeitenden.

Der Pflegedienst bietet seit 45 Jahren seine Hilfeangebote an. Vieles habe sich verändert und im Laufe der Zeit wurde die Arbeit komplexer, so der Tenor derer, die schon lange in der Branche tätig sind. Zeit und Kostendruck sind seit Einführung der Pflegeversicherung immer mehr gestiegen.

Schon vor Corona-Zeiten wurde immer wieder auf den starken Fachkräftemangel aufmerksam gemacht. „Es ist schwer, die Pflegequalität immer weiter zu gewährleisten, wenn Pflegekräfte fehlen. Schon im letzten Jahr konnten wir nicht alle Anfragen von Menschen erfüllen, wir mussten Menschen vertrösten oder schweren Herzens absagen. Das führe zu sehr großem Unverständnis bei den Betroffenen. „Wir bedauern das auch sehr, aber wir haben auch eine Fürsorgepflicht unseren Mitarbeitenden gegenüber.“ Der Caritasdirektor hofft, dass die derzeitige Krise auch dazu genutzt wird, neue politische Weichen zu stellen, die den Beruf für viele wieder attraktiver werden lassen. „Der Dank und das Klatschen der Bevölkerung tut den Pflegekräften in dieser schweren Zeit gut, aber es sollten nun auch politische Taten in Form von spürbar besserer Bezahlung und Personalausstattung folgen.“ Oder wie es Arbeitsminister Hubertus Heil nun formulierte: Nach der Corona-Krise müsse Deutschland „als Solidargemeinschaft“ Konsequenzen aus der Krise ziehen und „Gesundheit und Pflege besser aufstellen“.