Bouma Bazié erzählt den Schülern der Schillerschule im Museum Viernheim alles über Musikinstrumente und Spielzeuge in Burkina Faso
Foto:M.Weidner
Unter Anleitung der Museumspädagogik basteln die Kinder Rasseln aus Kürbissen
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Viernheim (M.Weidner) – Wie schon in den vergangenen Jahren besuchte Bouma Bazié über einen Zeitraum von drei Wochen 14 Schulen in Viernheim, Bensheim, Heidelberg, Mannheim, Walldorf und Ladenburg. Der Lehrer für Metalltechnik und Deutsch in Koudougou/ Burkina Faso berichtete vor insgesamt fast 1.000 Schülerinnen und Schülern von der 2. bis zur 13. Klasse über die doch so anderen Lebenssituationen in seinem afrikanischen Land. Da er hervorragend deutsch spricht, konnte er auf die vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler, aber auch der interessierten Lehrerschaft kompetent und umfassend antworten. Organisiert hatte die Tour das Team Öffentlichkeitsarbeit des Partnerschaftsvereins Focus e. V.

In den Grundschulen, Hauptschulen bzw. Werkrealschulen, Realschulen und Sonderschulen stand die Lebenssituation der Menschen, insbesondere der Kinder in den Dörfern von Viernheims Partnergemeinde Silly im Vordergrund. Das Vortragsprogramm von Focus e. V. für die Schulen ist modular aufgebaut und wird den jeweiligen Wünschen der Lehrerinnen und Lehrer angepasst. Schwerpunkte waren dabei Schul- und Ausbildung, Wasserversorgung, Gesundheitswesen, Auswirkungen der Klimaveränderungen, aber auch die prekäre Situation der über 2.000 direkt in Viernheims Partnergemeinde Silly gestrandeten Binnengeflüchteten. Dabei kam aber auch der Überlebenswille der Menschen zur Sprache, die trotz aller Not ihren Lebensmut nicht verlieren. Die eindringlichen Berichte von Bouma Bazié löste insbesondere bei den jüngeren Schülern eine Flut von Fragen aus. Eine Vielzahl von Bildern und Filmen veranschaulichten seine Ausführungen. Eine große Zahl von Lehrkräften der unteren Klassenstufen wollten die Themen anhand des von Focus entwickelten E-Learnings „Focus Junior“ in den nächsten Wochen weiter vertiefen. Das E-Learning ist zu finden auf der Webseite www.focus-viernheim.de.

Politische Situation in den Oberstufenklassen

Die Vorträge in den Kursen der gymnasialen Oberstufen verlangten eine intensive Vorbereitung durch die beiden Akteure Bouma Bazié und Manfred Weidner. Weidner hatte im Vorfeld die inhaltlichen und terminlichen Absprachen mit den jeweiligen Lehrkräften der Schulen vorgenommen. In den Grund- und Leistungskursen der Fächer Erdkunde, Umweltökonomie und Politik (und Wirtschaft) wurde ausführlich auf die aktuelle politische Situation eingegangen. Themen wie Militärdiktatur, Pressefreiheit, Menschenrechte, Bevölkerungswachstum, Umweltverschmutzung, Verstädterung, Klimamigration, Terrorismus und damit die die steigende Zahl von Binnenflüchtlingen, veränderte internationale Beziehungen und damit die Rolle von Russland, China, Türkei und der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich wurden tiefgreifend behandelt. In den Kursen Religion und Ethik waren spirituelle Fragen Gegenstand der Erörterungen. Die Rolle der Frauen und die Akzeptanz von Homosexualität und sexueller Diversität in Afrika wurde immer wieder von Schülerinnen und Schülern angesprochen.

Besonders spannend waren die Themen bei den vier Wahlpflichtkursen Glück der Jahrgangsstufe 12 der Karl Kübel Schule in Bensheim. Häufige Fragen waren dabei: Was bedeutet Glück für Bouma Bazié? Ist er mit seinem Leben zufrieden? Was ist ihm wichtig? Inwieweit haben die Menschen, die Kinder in Afrika die Möglichkeit, selbstbestimmt zu leben?

Projekttage im Museum Viernheim

Eine Besonderheit in diesem Jahr waren 3 Projekttage der 3. Klassen der Schillerschule im Museum Viernheim. Die Schülerinnen und Schüler hatten die Vorträge von Bouma Bazié schon im letzten Jahr gehört. Anhand von vielen Beispielen erzählte er, womit die Kinder in Burkina Faso spielen und Musik machen. Anschließend bastelten die Drittklässler unter Anleitung der Museumspädagogik mit Kürbissen und Holzperlen Rasseln, die anschließend auch gleich lautstark eingesetzt wurden.

Anders als in den Schulen lag der Schwerpunkt in der selbstverwalteten Seniorenbegegnungsstätte 55+ bei der Rolle der älteren Menschen in den Dörfern von Burkina Faso. Älteren Menschen begegnet man mit einem tiefen Respekt. Sie sind Berater und werden bei wesentlichen Entscheidungen der Familie immer miteinbezogen. Sie vertreten die Familie bei dem Rat der Ältesten und werden von staatlichen Stellen gefragt, wenn es um den Bau von Schulen oder Krankenstationen geht.

Insgesamt gab es nur positive Rückmeldungen von den beteiligten Schulen, die sich ausnahmslos wünschten, dass die die Vorträge auch im nächsten Jahr an ihren Schulen stattfinden.