Neue Wohnung, neuer Schlüssel. Doch in diesem Jahr könnte es im Kreis Bergstraße weniger
neue Wohnungsschlüssel geben. Die IG BAU warnt: „Bauprojekte werden auf Eis gelegt.“ Die
Bau-Gewerkschaft fordert deshalb einen „Booster für den Neubau“. Der Staat müsse vor allem
den Bau von bezahlbaren Wohnungen und von Sozialwohnungen stärker fördern. Außerdem
müsse es ein „schlankeres Baugesetzbuch“ geben – also weniger Vorschriften und Auflagen.
Foto: IG BAU | Tobias
Seifert

Frankfurt/Bergstraße (IG Bau) – Neues Wohnen im Kreis Bergstraße: Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis Bergstraße insgesamt 904 Wohnungen neu gebaut – darunter 379 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das sind 149 Wohnungen mehr als im Vorjahr. Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihen- und Mehrfamilienhäuser: Insgesamt investierten die Bauherren im vergangenen Jahr im Kreis Bergstraße rund 172,6 Millionen Euro für den Wohnungsneubau. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mit. Die IG BAU Rhein-Main beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Für das laufende Baujahr warnt der IG BAU-Bezirksvorsitzende Bruno Walle vor einem Abwärtstrend: „Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten treffen auf
hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix für den Wohnungsbau.“ Die Kaufpreise beim Neubau seien
längst „aus den Fugen geraten“ und die Mieten „klettern enorm nach oben“ – vor allem bei neu gebauten Wohnungen. Entscheidend sei jetzt, was gebaut werde: „Die  Wohnungen müssen zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen“, sagt der Vorsitzende der IG BAU Rhein-Main, Bruno Walle.

Gebraucht werde jetzt ein „Booster für den Neubau“ von sozialen und bezahlbaren Wohnungen. Walle appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für ein „massives Aufstocken der Fördergelder“ stark zu machen. Aber auch das Land Hessen sei mehr gefordert. „Für mehr Sozialwohnungen und für mehr bezahlbare Wohnungen muss der Staat – müssen Bund und Länder – bis 2025 mindestens 72 Milliarden Euro in die Hand nehmen“, sagt Bruno Walle. Der Gewerkschafter beruft sich dabei auf
Berechnungen von zwei Wohnungsbau-Studien, die die IG BAU beim Pestel-Institut (Hannover) und beim Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel) mit in Auftrag gegeben hat.
Konkret werde ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau benötigt. „Nur dann kann es noch klappen, bundesweit 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen“, so der IG BAU-Bezirkschef.
Zusätzlich seien 22 Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen dringend erforderlich. Davon profitiere schließlich auch der Kreis Bergstraße.
Außerdem drängt die IG BAU auf ein „schlankeres Baugesetzbuch“: „Es geht um das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche seit Jahren wartet. Das muss jetzt passieren – und nicht irgendwann im nächsten Jahr“, fordert Walle.