Foto: Stadt Weinheim

Weinheim (Stadt Weinheim) – Die Klimaziele in Baden-Württemberg sind gesteckt. 2040, so ein Beschluss des Landtags, soll das „Musterländle“ mustergültig klimaneutral sein. Im Zuge dieses Prozesses haben sich die Städte, Gemeinden und Landkreise selbst verpflichtet, bis im Jahr 2035 die Klimaneutralität ihrer Verwaltungen herzustellen. Aber schon heute merkt man, dass die Formulierung der Klimaziele auf dem Papier eine Sache ist. Die andere: Man braucht an der Basis Menschen, die „Begleiter und Unterstützer“ sind, sonst geht es nicht.

Die Große Kreisstadt Weinheim, die sich unter anderem im Rahmen des European Energy Awards auf dem Weg zu einer Klimaneutralität kontrollieren und begleiten lässt, geht in der eigenen Verwaltung mit gutem Beispiel voran. Seit Sommer ist der gelernte Maschinenbau-Ingenieur Ralf Schwind als Beauftragter für die klimaneutrale Verwaltung nun Mitarbeiter im Weinheimer Rathaus. Der 59-jährige Schwind vervollständigt jetzt das Weinheimer Klimaschutzmanagement, das bislang – jeweils mit einer halben Stelle – von Ute Timmermann und Luzia Teinert ausgefüllt wird. Die beiden betreuen etliche Projekte und Aktionen, die in die Stadtgesellschaft hineinwirken. Ralf Schwind wirkt nach innen. Als „Begleiter und Unterstützer“ der Rathaus-Ämter sieht er sich selbst – Ansätze sieht er viele. „Eine Stadtverwaltung muss in ihrer Kommune mit gutem Beispiel für die Unternehmen sowie für die Bürgerinnen und Bürger vorangehen“, findet Schwind. Gerade in der Bürgerschaft, hofft er, könne man damit wichtige Impulse setzen.

Ralf Schwind bezeichnet sich selbst als „Überzeugungstäter in Sachen Klimaschutz“. Eigentlich hatte sich der 59-jährige Zuzenhausener nach einem erfüllenden Berufsleben bei den Heidelberger Druckmaschinen auch schon in Richtung Ruhestand orientiert, dann aber seinem Interesse für Klima- und Umweltschutz folgend den Weg zur Stadt Weinheim gefunden. Das Thema Klima- und Umweltschutz hat den Ingenieur schon lange beschäftigt. 2008 war er einer der ersten Bürger seines Dorfes mit einer PV-Anlage auf dem Dach seines Hauses und auch mit E-Auto und Wärmepumpe war er früh dabei. Ins Handeln zu kommen treibt ihn um – und das verbindet ihn im Team mit Luzia Teinert und Ute Timmermann. „Ich habe eine 13-jährige Tochter, ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass sie und ihre Kinder in einer Welt aufwachsen können, die Ihnen alle Chancen bietet wie wir sie auch hatten“, beschreibt er.

Ralf Schwind rückt den Kolleginnen und Kollegen im Rathaus auf die Pelle, auch das ist sein Job, der im Übrigen vom Land Baden-Württemberg gefördert wird. Es sind alleine rund 60 kommunale Gebäude, die in die städtische Klimabilanz gerechnet werden. Sein Grundwissen als Ingenieur kommt ihm zugute, wenn er zum Beispiel bei der energetischen Sanierung kommunaler Gebäude einbezogen wird oder bei der Energieeffizienz im Schloss, oder wenn es darum geht, den städtischen Fuhrpark nach und nach zu decarbonisieren. Alles schaut er sich an: Papier- und Energieverbräuche, Anfahrtswege der Mitarbeiter, die Arbeitsplätze. „Die Klimaneutralität ist ein übergeordnetes, langfristiges Ziel, das Überblick und Koordinierung braucht“, erklärt Schwind. Die Vernetzung mit anderen Akteuren ist für ihn wichtig, etwa bei der Kooperation mit den technischen Ämtern der Stadt, dem Energiemanagement und den Hausmeistern sowie den Stadtwerken. „Klimaschutz kann nur funktionieren“, erklärt er, „wenn wir es zwar als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen, aber auch jeder innerhalb seines Handlungsspielraumes etwas dafür tut und sich nicht dahinter versteckt, dass man ja nur einen vernachlässigbar kleinen Einfluss habe und zuerst doch die Chinesen, Amerikaner und Inder etwas tun müssten“.