Fachkräfte für Viernheimer Kitas – Stadtverwaltung startet Kampagne gegen den Fachkräftemangel

Foto: Stadt Viernheim
Bürgermeister Matthias Baaß (v. l.), Peter Lichtenthäler, Maria Lauxen-Ulbrich, Tobias Mandel, Pfarrer Klaus Traxler, Rudolf Haas, Pfarrer Markus Eichler und Erster Stadtrat Jörg Scheidel stellen die neue Kampagne vor.
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Viernheim (Stadt Viernheim) – „Wie bekomme ich Personal für Kitas?“ Diese zentrale Frage stellte Bürgermeister Matthias Baaß am vergangenen Mittwoch bei einer Pressekonferenz, bei der gemeinsam mit Erstem Stadtrat Jörg Scheidel und den Trägern Viernheimer Kita-Einrichtungen der Startschuss für die Initiative „Fachkräfte für Viernheimer Kitas“ gegeben wurde. Damit reagiert die Stadt auf die drängende Herausforderung des akuten Fachkräftemangels in den Kindertagesstätten und setzt damit ein klares Zeichen im Kampf gegen die Unterversorgung von Betreuungsplätzen für Kinder und das Fehlen qualifizierten Personals.

 

Betreuungsplatzmangel ist in Viernheim eine bittere Realität, und die große Frage lautet, wie wir genügend Fachkräfte für unsere Kitas gewinnen können„, so Bürgermeister Matthias Baaß. Aktuell können in Viernheim 190 Kinder nicht mit einem Betreuungsplatz versorgt werden. In der Einrichtung Maria Ward steht sogar ein Raum für 25 Kinder leer, da es an Fachpersonal fehlt (wir berichteten). Die Ursachen für den Mangel sind vielschichtig: Die Verrentung der „Babyboomer“ (Jahrgänge zwischen 1955 und 1970), Krankheitsausfälle bzw. kurzfristige Ausfälle aufgrund der Sonderregelung bei Schwangerschaft und die unterschätzte Attraktivität der Erziehungsberufe. „Wir wollen dem entgegenwirken und Menschen, die gerne mit Kindern arbeiten möchten, für die Erziehungsberufe gewinnen„, so Bürgermeister Baaß. Maria Lauxen-Ulbrich, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Viernheim, betont: „Wir wollen Interessierten Wege aufzeigen, sie begleiten und Informationen liefern, wie zum Beispiel erworbene Abschlüsse aus dem Ausland in Deutschland anerkannt werden.“ Lauxen-Ulbrich wurde eigens von der Stadtspitze mit diesem Sonderprojekt der Kampagne beauftragt und hat die Initiative in den letzten sechs Monaten intensiv vorbereitet.

 

Strategie und Maßnahmen der Kampagne

Die Zielgruppen der Kampagne sind vielfältig und reichen von Jugendlichen in weiterführenden Schulen über Zusatz- und Hilfskräfte in Kitas bis hin zu erwachsenen Berufsrückkehrern oder Menschen mit Migrationsgeschichte.

 

Im Rahmen der Kampagne wurde ein spezielles Logo mit dem Titel „Fachkräfte für Viernheimer Kitas“ entwickelt. Plakate mit QR-Codes und ein Webbanner mit dem Slogan „Wir suchen Dich für:“ werden auf den Homepages der Träger zu finden sein. Interessierte können sich zudem auf einer Sonderseite auf der Homepage der Stadt Viernheim ausführlich über die Möglichkeiten des Quereinstiegs informieren.

 

Die digitale Verbreitung der Kampagne erfolgt unter anderem durch einen siebenminütigen Informationsfilm, der in Zusammenarbeit mit Tobias Mandel von der städtischen Jugendförderung produziert wurde und auf dem städtischen Youtube-Kanal zu finden ist. Insbesondere Jugendliche werden über den Instagram-Kanal der Jugendförderung angesprochen, auf dem Erzieherinnen und Erzieher einmal pro Woche Fragen beantworten werden.

 

Ein entscheidender Erfolgsfaktor der Kampagne ist das große Netzwerk in Viernheim. Neben allen Trägerschaften und Einrichtungen sind auch der Verein Lernmobil e.V., der Verein Förderband e.V., die städtische Jugendförderung, das Kommunale Jobcenter „Neue Wege“, die Agentur für Arbeit sowie Fachschulen für Sozialpädagogik als Kooperationspartner mit eingebunden. Maria Lauxen-Ulbrich zeigt sich erfreut über die bisherige Resonanz: „26 Personen haben sich bereits gefunden. Einige von ihnen erreichen im März bzw. Juli die nächste Stufe B2 im Deutsch-Sprachkurs, andere sind bereits als Hauswirtschafts- oder pädagogische Zusatzkraft tätig und streben eine Weiterqualifizierung an. Wir haben auch Interessenten, die in ein Praktikum einsteigen möchten.“

 

Die Träger der Kitas in Viernheim, die unmittelbar von Fachkräftemangel betroffen sind, zeigen sich dankbar für das Engagement von Seiten der Stadt. Pfarrer Markus Eichler von der gemeindeübergreifenden Trägerschaft Bergstraße, zu der auch die Kita Arche Noah gehört, erinnert daran, dass es früher problemlos möglich war, alle Ausbildungsplätze zu besetzen. „Dies hat sich gravierend gewandelt„, bedauert er. Obwohl bisher noch keine Gruppen in den evangelischen Kindergärten geschlossen werden mussten, ist die Personalsituation angespannt, wie auch Pfarrer Klaus Traxler betont. Peter Lichtenthäler von der Arbeiterwohlfahrt unterstreicht die Herausforderungen besonders in den krankheitsanfälligen Herbst- und Wintermonaten. „Hinzukommt, dass die Kinder, die einen besonderen Förderbedarf haben, gleichzeitig zunehmen.“

 

Die Akteure der Kampagne setzen sich ehrgeizige Ziele: In jeder Kita sollen pro Jahr mindestens drei Personen in Qualifizierung gebracht werden, sei es durch eine praxisintegrierte Ausbildung oder ein Berufspraktikum. Ein ambitioniertes Vorhaben, das es so im Moment nicht gibt, wie Bürgermeister Matthias Baaß betont. Doch die attraktive Kita-Landschaft in Viernheim dürfte ein gutes Argument für die Erziehertätigkeit sein: „Wir haben hier eine sehr große Auswahl an Einrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und arbeiten alle sehr eng und gut zusammen. Menschen haben hier gute Chancen, den Arbeitgeber zu finden, der zu ihnen passt“, so die Akteure abschließend.

 

Weitere Informationen sind auf der Webseite der Stadt Viernheim unter www.viernheim.de/fachkraeftefuerviernheimerkitas verfügbar.