Am Saisonende ein Titelregen für den SC Viernheim: Pokalsieg, Deutsche Meisterschaft und nebenbei zweimal Weltmeister

Viernheim (SC) – Mit zwei Titeln innerhalb weniger Wochen krönt der Schachbundesligist und deutsche Vizemeister SC Viernheim die Saison 2024/25. Dinara Wagner aus dem Bundesligateam des SC Viernheim gewann Ende Mai in München die Deutsche Meisterschaft der Frauen. Kurz darauf gewann die Mannschaft zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Deutschen Mannschaftspokal. Beide Erfolge unterstreichen die sportlich anhaltend erfreuliche Entwicklung des Clubs.
Dem Pokalsieg ging für den SC Viernheim die Premiere voraus, zum ersten Mal überhaupt das Finale dieses jährlichen Wettbewerbs aller etwa 2.300 deutschen Vereine zu erreichen. Im Endspiel in Augsburg traf der SC Viernheim im immergrünen Duell auf den Titelverteidiger und 17-fachen Deutschen Meister OSG Baden-Baden.
Anders als in der Bundesliga, wo Achtermannschaften aufeinandertreffen, wird im Pokal an vier Brettern gespielt. Entsprechend hoch ist die Bedeutung jeder einzelnen Partie. „An nur vier Brettern kann so viel passieren. Einmal gepatzt – und der Traum ist dahin“, erklärt Vereinsvorsitzender und Teamchef Stefan Martin. Um Patzer tunlichst zu vermeiden, schickten Martin und Mannschaftsbetreuer Dr. Stefan Spiegel für Viernheim vier starke Großmeister ins Gefecht. Dasselbe taten die Baden-Badener, sodass zwei Spitzenteams auf Augenhöhe einander gegenübersaßen.
„So oft knapp gescheitert“
Im äußerst knappen Finale kam es zu einer weiteren Premiere. Erst im dritten Stechen fiel die Entscheidung über den Sieg im deutschen Mannschaftspokal. Das hatte es noch nie gegeben.
2:2 war der reguläre Vergleich mit klassischer Bedenkzeit ausgegangen. Für diesen Fall sieht das Reglement ein Stechen im Blitzschach vor. Auch das endete 2:2, sodass ein zweites Stechen erforderlich wurde – wieder 2:2. Im dritten Stechen schließlich gelang am ersten Brett Viernheims Bundesliga-Topscorer Chithambaram Aravindh der entscheidende Punkt, der dem Viernheimer Club den Pokal sicherte. „Wir sind so oft knapp gescheitert, dass dieser Titel nun richtig guttut“, sagt Großmeister Dennis Wagner.
Dass Aravindh den entscheidenden Punkt holte, passt zur jüngsten Erfolgsgeschichte des 26-Jährigen. Unmittelbar vor dem Pokalfinale hatte der zweifache indische Meister ein Turnier in Armenien gewonnen und sich damit zum ersten Mal in die Top 10 der Welt gespielt. Seine erste Partie als neuer Top-Ten-Spieler bestritt er für Viernheim. Für Aravindh eröffnet sich mehr und mehr die Perspektive, 2026 am Kandidatenturnier teilzunehmen, wo der nächste Herausforderer des Weltmeisters Dommaraju Gukesh gekürt wird.
Vorausschauende Kaderplanung
Mit Hikaru Nakamura (USA), Nodirbek Abdusattorov (Usbekistan) und Aravindh gehören nun drei Top-10-Spieler zum Kader des SC Viernheim. Obwohl auch auf europäischer Ebene längst als Spitzenclub etabliert, ist das für den SC Viernheim eine neue Konstellation. Die geballte sportliche Spitzenklasse macht Mut für kommende Aufgaben in der Saison 2025/26. Dass sowohl Abdusattorov als auch Aravindh verpflichtet wurden, bevor sie in die absolute Weltspitze vorstießen, zeige die vorausschauende Kaderplanung des Clubs, sagt Martin.
Mit dem Pokalsieg hat der Rhein-Neckar-Club die Saison 2024/25 nun doch mit einem nationalen Mannschaftstitel gekrönt. Das war in der Schachbundesliga nicht gelungen. Nach einem Fehlstart vermochten die Viernheimer den Durchmarsch des neuen Meisters Düsseldorfer SK nicht zu verhindern. Immerhin gelangen zwei Teilerfolge. Beim 4:4 am letzten Spieltag knöpfte Viernheim den Düsseldorfern als einzige Mannschaft einen Punkt ab – und sicherte sich den zweiten Rang vor den punktgleichen Baden-Badenern, die gehofft hatten, auf der Zielgeraden der Saison an Viernheim vorbeizuziehen.
Einladung ins Rathaus: Dinara Wagner bleibt Viernheimerin
Auch 2025/26 will und wird der SC Viernheim in der stärksten Liga der Welt vorne mitspielen. Wie genau sich die Mitbewerber aufstellen, ist noch nicht abzusehen. Die Wechselfrist endet am 1. Juli, und am 1. August werden alle Kader der Bundesligisten veröffentlicht. Erst dann wird sich zum Beispiel zeigen, ob der Düsseldorfer SK den Verlust seines Hauptsponsors kompensieren kann. Gleichwohl sind schon einige Personalien durchgesickert. Deren bedeutendste: Der FC St. Pauli hat vorzeitig die Vertragsverlängerung mit Magnus Carlsen, Nummer eins der Welt, bekanntgegeben. Die Verantwortlichen in Hamburg machen kein Geheimnis daraus, dass sie zumindest mittelfristig auf den Meistertitel schielen.