Quelle: https://www.zdf.de/filme/filme-sonstige/das-schweigende-klassenzimmer-110.html#:~:text=Das%20schweigende%20Klassenzimmer%20DDR,%20Herbst%201956:%20Die%20Abiturienten

Viernheim (AvH) – Im Zuge des Feiertages zum Tag der deutschen Einheit sind die acht Abschlussklassen der 9. bzw.10. Jahrgangsstufen des Haupt-, Real- und Gymnasialzweiges der Alexander-von-Humboldt-Schule von Landrat Christian Engelhardt zu einer Kinoveranstaltung im Kinopolis Viernheim eingeladen worden. Die Klassen hatten das seltene Privileg im Anschluss mit dem Zeitzeugen Karsten Köhler über seine Flucht aus der DDR 1956 und seine Zeit als Abiturient zu sprechen.

Der Film von Lars Kraume beruht auf dem gleichnamigen Sachbuch von Dietrich Garstka, in dem dieser die wahre Geschichte seiner eigenen Abiturklasse beschreibt. Im Herbst 1956 kam es zum ungarischen Volksaufstand. Seine Abiturklasse in der DDR entscheidet sich zu einer Schweigeminute für die Opfer des Aufstandes und kommt dadurch mit dem politischen System der DDR in Konflikt.

Karsten Köhler war ein Klassenkamerad von Dietrich Garstka und beantwortete nach der Vorführung zahlreiche Fragen der Schülerschaft zu seinen Gefühlen, damals als 18-Jähriger seine Familie zwischen Weihnachten und Neujahr verlassen zu müssen, weil die Klasse eine Schweigeminute abgehalten hatte, ohne zugeben zu wollen, warum und von wem initiiert. Er berichtete lebendig davon, wie tatsächlich 16 der 20 Klassenmitglieder gemeinsam diese Flucht antraten und später in Bensheim ihr Abitur ablegten. Die Schülerschaft der Alexander-von-Humboldt-Schule und auch die begleitenden Lehrkräfte war sichtlich berührt vom Zusammenhalt dieser Klasse und von der Bereitschaft, für ihren Schulabschluss ihre Familien zu verlassen.

Der Besuch des Films war für die Klassen ein besonderes Erlebnis. „Schon in der Vorbereitung war das Interesse der Schülerinnen und Schüler an der historischen Thematik und der Lebenswelt der damaligen Zeit deutlich spürbar“, erklärt Carolin Berg, die als Politik- und Wirtschaftslehrerin mit zwei der Klassen den Kinobesuch inhaltlich vor- und nachbereitet hatte, „dieses Interesse zeigte sich auch im weiteren Verlauf, besonders im Hinblick auf das angekündigte Treffen mit dem Zeitzeugen.“

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich bereits nach der Sichtung des kurzes Filmtrailers sehr interessiert und waren gespannt auf die kommende Filmvorführung. Sie sammelten eigenständig mögliche Fragen, die sich sowohl auf den historischen Hintergrund als auch auf die filmische Gestaltung des Filmes bezogen. Im Nachgang blieben sogar einige Schülerinnen und Schüler noch länger im Kinosaal, um weitere Fragen im kleinen Kreis beantwortet zu bekommen.

Das Zeitzeugengespräch war für alle ein einmaliges Erlebnis, das zu großem Erstaunen geführt hat, da hier weitere Details zum historischen Kontext, aber auch den persönlichen Eindrücken und Gefühlen geklärt werden konnten.

Die Stimmung im Kinosaal war während des Films und auch beim Gespräch danach sehr konzentriert und still. Die Klassen waren durchweg aufmerksam, hatten sich vorbildlich verhalten und sich mit interessanten Fragen eingebracht.

„Herr Köhler warb bei unseren Abschlussklassen für kritisches Denken und das Einstehen für die Menschenrechte. Seine anschaulichen Erklärungen zur Diktatur der DDR, die selbst in einer Abiturklasse Verräter des Systems sah, hinterließen sicherlich bei allen bleibende Eindrücke“ beschreibt Cecilia Tuczek, die ebenfalls als Politik- und Wirtschaftslehrerin zweier 10. Klassen die Veranstaltung begleitete, deren Wirkung und Bedeutung, „solche Veranstaltungen ergänzen nicht nur den Schulunterricht, sie bereichern und beleben ihn.“

Im Nachgang haben die Schülerinnen und Schüler den Film und das Zeitzeugengespräch reflektiert und bereits auf dem Rückweg zur Schule darüber weiter diskutiert. „Es war schön zu sehen, wie tief sie sich mit den Themen auseinandergesetzt haben“, zieht Carolin Berg ein sehr positives Fazit, „Rückblickend zeigte sich eine große Dankbarkeit seitens der Schülerinnen und Schüler am Projekt teilnehmen zu dürfen.“

Die Alexander-von-Humboldt-Schule dankt allen Organisatorinnen und Organisatoren, die diese Veranstaltung ermöglicht haben.