Der Weinstock und die Reben

Weinstöcke wachsen in unserer Nachbarschaft, an der Bergstraße und in der Pfalz. In den Weinbergen herrschte in den letzten Wochen emsiges Treiben, nun ist die Weinlese fast beendet. In Lokalen wird „Neuer Wein“ ausgeschenkt.

Im Johannesevangelium heißt es: „Ich, Jesus, bin der Weinstock und ihr seid die Reben, die Triebe.“ (Johannes 15, Vers 5) Jesus lädt uns in das Bild des Weinbergs ein – nicht als Winzer*innen, die im Weinberg arbeiten. Nein, Jesus lädt uns ein, uns als Teile des Weinstocks zu sehen, als Triebe am deutlich älteren, zentralen Rebstock.

Wenn ich mir vorstelle, dass ich ein Teil des Weinstocks bin, dann bin Ich nicht die, die die Pflanzen umsorgt. Ich bin es, die wächst. Das ist meine Aufgabe: zu wachsen. Die Kraft zum Wachsen kommt aus dem Weinstock, darauf kann ich vertrauen.

Lassen wir diese großartige Zusage einmal auf uns wirken: Ich bin Teil von Gottes Weinberg, von Gottes Garten. Die Triebe des Weinstocks sind mit dem Weinstock durch Adern und Rinde verbunden – fest und doch durchlässig. Die Wurzeln für all mein Tun liegen in Christus. Er gibt mir neue Kraft und versorgt mich mit dem, was ich zum Wachsen brauche. Und hält mich, wenn etwas misslingt. Wie erleichternd wirkt dieses Bild. Mir fällt eine Last von den Schultern: Christus trägt und nährt mich, nicht ich mich selbst.

Der Winzer oder die Gärtnerin, das ist Gott. Wir sind Teil einer Pflanze in Gottes großem Weinberg, Teil eines größeren Ganzen. Wir wurzeln in Gottes Geist. Gottes Geist ist die Kraft, die uns befähigt und ermutigt, etwas zu verändern und zu bewegen.

Gottes Geist bewirkt auch, dass aus dem Weinstock mit den Trieben der evangelischen Gemeinden Viernheims dauerhaft eine kräftige Pflanze wird. In Zukunft vielleicht auch eine gemeinsame ökumenische aller Christenmenschen Viernheims.

Jesus sagt: Inmitten von Gottes Weinberg bin ich, Jesus, der Weinstock, und ihr seid die Reben, die Zweige. Unsere göttliche Gärtnerin ackert und bewirtschaftet ihren „Wingert“.  Gott als Gärtnerin und Gärtner gibt nicht auf und lässt immer wieder neu gedeihen.

Daran können wir denken, wenn wir durch die farbenfrohen herbstlichen Weinberge spazieren gehen.

 

Pfarrerin Dr. Irene Dannemann, Evangelische Christuskirchengemeinde