Woet zum Sonntag von Pfarrerin Dr. Irene Dannemann
Silberstreifen am Horizont
Es sind wenige Exoten, bei denen an diesem Wochenende die Weihnachtskrippe immer noch im Wohnzimmer steht. Wir gehören dazu. Nicht weil wir zu bequem waren, alles wegzuräumen, sondern weil die Weihnachtszeit bis zum 2. Februar geht – bis zum Fest „Lichtmess“. Jetzt darf das Weihnachtslicht noch leuchten. Das kann es nicht immer, aber wir wollen es so lange wie möglich bei uns haben.
Denn dieses Licht steht für das Licht, das wir zum Leben brauchen: Sonne und Wärme – Lichtblicke – Gedankenblitze – Hoffnungsfunken – Leuchtfeuer – Leitsterne – Silberstreifen am Horizont – und das Licht am Ende des Tunnels.
Dieses Licht steht für den, der sagt: „Ich bin das Licht“ – das Licht der Welt – „Licht der Liebe, Lebenslicht“.
Das erste Wort Gottes heißt: Es werde Licht. – Und es ward Licht. Wir brauchen das Licht zum Leben. Wir wissen, wie oft Kinder abends aus Angst vor der Dunkelheit sagen: „Bitte lass eine Lampe brennen.“ Oder: „Lass die Tür doch einen Spalt weit offen.“
Ich denke an Menschen, die das Licht nicht mehr sehen können. Denen sich die Welt verdunkelt hat – durch Krankheit oder Unfälle. Zudem denke ich an Menschen, die im übertragenen Sinn im Dunkeln leben: in Traurigkeit und Depression. Auf einmal ist kein Weg mehr zu sehen: Ausweglosigkeit. Wenn die Sonne sich verdunkelt, die Welt kalt wird, wenn die Nacht nur noch schwarz ist und der Tunnel nicht endet. Wenn der, der gesagt hat: Es werde Licht, schweigt, und wenn Jesus, der das Licht der Welt ist, für Menschen in der Dunkelheit verborgen bleibt.
Gegen das Dunkle erhebt das Weihnachtsfest Einspruch.
Was die Menschen vom Glauben erwarten, geschieht Weihnachten:
in der dunklen Welt wird es hell.
Das milde Licht der Weihnachtskerzen blendet und verbrennt uns nicht.
Der Hoffnungsfunke glimmt auf: Unsere Nacht wird nicht endlos sein. Vielleicht kommt mir der in tiefster Nacht erschienene Gott nahe. Vielleicht ist der Tag nicht mehr fern, ich sehe den Morgenstern und erahne einen Silberstreifen am Horizont.
Die Botschaft der zu Ende gehenden Weihnachtszeit lautet: Die Liebe Gottes ist als Licht in unsere Welt gekommen, weist uns den Weg und erhellt unser Leben mit Hoffnung, Gnade und Wärme. Für diese frohe Botschaft können wir von Herzen „Danke“ sagen.
Ihre Pfarrerin Dr. Irene Dannemann
Evangelische Christuskirchengemeinde, Bezirk Friedenskirche