Weinheim: „Schtonk“ kommt auf die Bühne
Weinheim macht Theater: Die Jahrhundertfälschung der Hitler-Tagebücher ist das Thema am 18. November in der Weinheimer Stadthalle
Weinheim (Stadt Weinheim) – Vom größten Sensations-Coup der Nachkriegszeit zum journalistischen Desaster – so ist die Affäre um die gefälschten Hitler-Tagebücher in der 80er-Jahren in die Geschichte eingegangen. „Die Geschichte des Dritten Reiches muss teilweise umgeschrieben werden“, so protzte stern-Chefredakteur Peter Koch zuerst. Am 25. April 1983 präsentierte das Hamburger Magazin einige Tagebuch-Kladden. Die Fotos gingen um die ganze Welt. Doch schon am 6. Mai 1983 wurde die Euphorie jäh beendet: Das Bundeskriminalamt verkündete, das Bundesarchiv in Koblenz habe die Bücher als Fälschung entlarvt. Der größte deutsche Medien-Skandal war perfekt.
Der Skandal löste Spott und Häme aus. Helmut Dietl verfilmte die Geschichte des bislang größten deutschen Medienskandals 1992 als Parodie unter dem Titel „Schtonk“. Es wurde eine groteske und geniale Komödie, ausgezeichnet mit dem deutschen Filmpreis und sogar nominiert als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar.
Es sollte noch einmal einige Jahre dauern, bis dieser Filmstoff auch den Weg auf die Bühne fand. Er tat es – und ist am 18. November bei „Weinheim macht Theater“ auf der Bühne der Weinheimer Stadthalle zu sehen (20 Uhr, Einlass 19 Uhr), in den Hauptrollen Luc Feit (als Reporter) und Carsten Klemm (als Fälscher)
Bei der Inszenierung wurde immer wieder die Frage gestellt, ob der Stoff noch aktuell sei. Es zeigte sich: das ist entschieden der Fall! Aktuelle Diskussionen um „Fake News“ beweisen es. Außerdem: Wie der mittelalterliche Reliquienhandel mit dem Holzsplitter aus dem Kreuze Jesu nimmt der Handel mit NS-Devotionalien und deren Verehrung nahezu religiöse Dimensionen an. Und was Presseleute schon immer wussten, gilt auch heute noch: »Hitler sells«.
Der Bühnenstoff ist dem Film sehr nahe. Der Skandalreporter Hermann Willié ist stolzer Besitzer der Carin II., der etwas heruntergekommenen Yacht des von ihm hochverehrten NS-Reichsmarschalls Hermann Göring. Leider hat er sich mit dieser Investition finanziell überhoben. Nun ist er auf der Suche nach einem echten, einem richtigen Knüller, einer journalistischen Sensation sozusagen. Als er auf Prof. Dr. Fritz Knobel, einen Verkäufer von Historika und Antiquitäten und offiziellen Kunstmaler des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg trifft, scheinen seine kühnsten Träume wahr zu werden. Denn Knobel bietet ihm etwas an, von dem niemand geahnt hätte, dass es existiert: das geheime Tagebuch des Führers! Willié – bekannt für seine „Spürnase“ – wittert seine Chance; sein Magazin HH Press ist euphorisiert: Und da Hamburg bekanntermaßen die deutsche Pressestadt ist, schaut die ganze Welt bei der Veröffentlichung zu. Nach ersten Gutachten scheint alles seine Richtigkeit zu haben, doch dann sehen ein paar Leute etwas genauer hin – und aus dem erwarteten Hype wird ein fatales Desaster .
Karten für dieses Vorstellung und alle Veranstaltungen von „Weinheim macht Theater“ und der Kammermusik gibt es auf www.reservix.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen, Fragen beantwortet Martin Grieb, Kulturbüro der Stadt Weinheim, Telefon 06201-82 204 oder m.grieb@weinheim,de
Mehr Infos auf www.weinheim.de