Weinheim: Den Blick zur Pfalz schweifen lassen
Der Weinheimer Wald soll für Besucher noch attraktiver werden – Forstausschuss an neuralgischen Punkten
Weinheim (Stadt Weinheim) – Es war ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch. Dunkle Wolkenfetzen jagten über den Himmel, ein Regen hatte die Luft gereinigt, die Silhouette des Pfälzer Waldes, jenseits des Oberrheingrabens, sah aus, als könne man hinspazieren. Das ist zwar nicht so leicht, aber der Blick soll künftig noch besser schweifen können von Ost nach West, vom Odenwald zur Hardt. Der Anstieg zur Aussichtshütte auf dem Geiersbergkopf oberhalb von Weinheim – direkt am Burgensteig gelegen – lohnte sich jetzt für die Mitglieder des Weinheimer Forstausschusses. Forstamtsleiter Manfred Robens sowie die Revierförster Philipp Lambert und Markus Stähle hatten den Ausschuss mit Oberbürgermeister Manuel Just an der Spitze an diese markante Stelle mitten im Wald geführt, die im zurückliegenden Jahr auch dank einer großzügigen Spende einer Lützelsachsener Bürgerin aufgewertet wurde. Neben dem über 100 Jahre alten Pavillon sind stabile Bänke und Tische aufgebaut, die zum Verweilen einladen.
Robens und seine Kollegen gestanden zu, dass sie als Förster diese besonderen Orte des Waldes wegen ihrer Freizeit- und Erholungsfunktionen für den Forst sehr schätzen. So schlugen sie vor, den Blick nach Westen durch einen Freischnitt und die Wegnahme von Bäumen weiter zu verbessern. Lambert gab zu Bedenken, dass es sich bei den Bäumen um Douglasien handelt, die für ihr rasches Wachstum bekannt sind. Die Ausschuss-Mitglieder konnten sich mit dieser Aussicht durchaus anfreunden.
Auch der Osthang des Schlossbergs unter der Burgruine Windeck wird im kommenden Frühjahr lichter werden, weil der Forst dort Tannen entnehmen will, die unter der Trockenheit an diesem Standort leiden. Der Hang soll eher Büsche und kleinere Gewächse tragen. Nebeneffekt: Die Burgruine kommt auch aus dieser Richtung besonders gut zur Geltung. In den vergangenen Jahren wurde die Burgensicht durch eine ähnliche Maßnahme schon einmal aufgewertet.
Auch wenn der Zustand des Waldes wegen des Klimawandels und der Trockenheit in den Jahren 2018 bis 2020 noch immer besorgniserregend ist, so konnte Robens auf eine langfristige Sicht von einer ständig wachsenden Holzmenge im Weinheimer Wald berichten. Insgesamt wird der Wald dichter. Im Moment rechnet die Forstverwaltung mit 350 so genannter „Vorratsfestmeter“ pro Hektar – das ist so viel wie noch nie. Rund 1100 Hektar Waldfläche liegen auf Weinheimer Gemarkung, davon sind etwas mehr als 70 Prozent Laubbäume (Buchen machen davon 27 Prozent aus) und knapp 30 Prozent Nadelbäume (davon etwa die Hälfte Douglasien). Auch interessant: Rund 22 Prozent der Bäume sind über 100 Jahre alt.
Eine Hauptaufgabe der Förster ist es, den Baumbestand so robust zu halten, dass der Wald dem Klimawandel trotzen kann. Die Baumarten spielen dabei eine entscheidende Rolle, wie die Ausschuss-Mitglieder erfuhren. Die Eiche ist nach wie vor der Fels in der Brandung – botanisch und wirtschaftlich. Daher holten sich die Förster an einer weiteren Stelle zwischen Geiersberg und Goldkopf die Rückendeckung der Stadt, dort einige alte Eichen zu fällen, um jungen Eichentrieben auf dem Boden in Form der Naturverjüngung Raum zum Wachsen zu geben.