Volkshochschule Viernheim: „Sonntags bei Anton“ – Debattenkultur und Philosophie
Thema: „Gerechtigkeit – was ist das und was soll das?

Foto: Anton Schmitt
Viernheim (Stadt Viernheim) – Am Sonntag, den 27. April 2025, findet wieder die kostenfreie Veranstaltung „Sonntags bei Anton“ statt. Beim monatlichen philosophischen Austausch treffen sich Interessierte von 11 bis 13 Uhr in der KulturScheune, Satonévri-Platz 1, in einem “öffentlichen Forum für freie Meinungsäußerung und kritisches Denken“ zu verschiedenen gemeinsam beschlossenen Themen. Der Eintritt ist frei, es ist keine Anmeldung erforderlich.
Das Thema für den bevorstehenden Termin lautet „Gerechtigkeit – was ist das und was soll das?“
Anton Schmitt: „Unsere Gerechtigkeitsintuition ist ein äußerst vielschichtiges, multiperspektivisches Phänomen. Erstaunlich ist, dass es schon früh in der kindlichen Entwicklung dazu kommt, Gerechtigkeit als ein allgemeingültiges Prinzip zu verstehen – und als solches auch gegenüber der Orientierung an persönlichen Autoritäten (Eltern) als allein gültig – und zwar in gleicher Weise für Alle – anzuerkennen. Gerechtigkeit regelt vor allem die Beziehungen von Menschen zu anderen Menschen. Sie enthält immer ein Moment von Gleichheit in dem Sinne, dass jedem Menschen „sein Recht“ (ius suum) zusteht. Zentrale Frage ist, wie dieses Recht bestimmt wird: „Gleiches für Gleiches – Ungleiches für Ungleiche“. Demgemäß werden zwei Formen unterschieden: (1) Die iustitia commutativa, Tausch- oder ausgleichende Gerechtigkeit, regelt das Verhältnis zwischen Gleichen; im Tausch müssen Leistung und Gegenleistung äquivalent sein. (2) Die iustitia distributiva, zuteilende Gerechtigkeit, regelt das Verhältnis zwischen Ungleichen, etwa zwischen Staat und Bürger, und verlangt, dass die übergeordnete Instanz so zuteilt, dass Menschen mit gleichem Status gleich behandelt werden (horizontale Gerechtigkeit) und der Abstand zwischen verschiedenen Positionen angemessen berücksichtigt wird (vertikale Gerechtigkeit).
Heutzutage wird der Begriff zunehmend mit sozialer Gerechtigkeit gleichgesetzt. Sie bestimmt, worauf die Menschen ein Recht haben und nicht einfach auf Wohlwollen oder Großzügigkeit beruht. Soziale Gerechtigkeit soll regeln, wie Chancen, Ressourcen, Güter und Lasten auf die Mitglieder einer Gesellschaft verteilt werden. Keine Gruppe darf durch diese Verteilung benachteiligt werden, die eigenen Lebenspläne zu verwirklichen und keine Gruppe darf ihre eigenen Lebenspläne auf Kosten einer anderen Gruppe verwirklichen. Im Zuge der Globalisierung kommt es zunehmend zu einer Ausweitung innernationaler Gerechtigkeitsbemühungen auf die Einheit der ganzen Welt. Auf der anderen Seite wäre auch zu prüfen, ob es nicht auch noch eine andere Art von Gerechtigkeit gibt, eine nicht soziale, sondern eine, bei der es darum geht, sich selbst gerecht zu werden.“
Diesen – und alle möglichen weiteren Fragen und Aspekten – wollen sich die Teilnehmenden von ihren eigenen Erfahrung her nähern. Zur Anregung und Nachbesinnung der gemeinsamen Diskussion wird zu Beginn vom Dozenten ein kostenfreies Thesenpapier zur Verfügung gestellt. Die gemeinsame Aussprache und Verständigung über die persönlich vorhandenen Überzeugungen und Einschätzungen zum Thema stehen bei diesem Kurs im Vordergrund. Deshalb braucht es auch keinerlei Voraussetzung, um sich in der Diskussionsrunde einzubringen.
Es wird Wert auf eine lockere, lebhafte, humorvolle und allgemeinverständliche Gesprächsatmosphäre gelegt, die es auch ermöglicht, einfach mal zuzuhören, ohne selbst etwas zu sagen.
Zur Information
Die Themen der nachfolgenden Foren, immer jeweils am letzten Sonntag im Monat, werden von den Teilnehmenden zuvor gemeinsam bestimmt.
Der Dozent Anton Schmitt hat in München an der Hochschule für Philosophie und an der Uni Bonn Philosophie studiert (Schwerpunkte Kant und Hegel). Er war über 30 Jahre wissenschaftlicher Mentor im Dienst der Fernuniversität Hagen, Dozent an verschiedenen Volkshochschulen, Tutor an den Universitäten Karlsruhe, Kaiserslautern und dem Akademischen Colleg/Fernstudienzentrum Schwäbisch Gmünd. Außerdem war er als Lehrbeauftragter für Philosophie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Geislingen/Nürtingen sowie der TU München tätig.
Für Informationen stehen Horst Stephan von der Volkshochschule Viernheim oder der Dozent Anton Schmitt gerne zur Verfügung. Horst Stephan: 06204 – 988 401 oder E-Mail Horst.Stephan@Viernheim.de. Anton Schmitt: Anton.Philosophie@gmail.com oder über die Internetseite www.collegium-philosophicum.de.