Update: Corona-Virus im Kreis Bergstraße, Stand 12.3.2020
Kreis Bergstraße (kb)- Der Kreis Bergstraße informiert über die Lage im Kreis zum neuartigen Coronavirus:
Erkrankungsfälle
Im Kreis Bergstraße gibt es acht neue nachgewiesene Infektionsfälle mit dem Coronavirus: Je einmal Absteinach, Wald-Michelbach, Zwingenberg sowie dreimal in Lampertheim (alle Infektionskette Österreich), einmal in Heppenheim (Infektionskette Italien) sowie einmal in Bensheim (Infektionskette Österreich). Die Patienten stehen alle unter häuslicher Quarantäne. Das Gesundheitsamt ermittelt in allen Fällen die jeweiligen engen Kontaktpersonen.
Insgesamt sind damit 13 Infektionsfälle im Kreis Bergstraße bekannt.
Schließung von Schulen und Kindergärten
Aufgrund des begründeten Verdachtsfalls auf eine Erkrankung mit dem Coronavirus bei einer Lehrkraft ist die Alfred-Delp-Schule in Lampertheim vom Gesundheitsamt heute vorsorglich bis auf Weiteres geschlossen worden. Dem Staatlichen Schulamt wurde dringend empfohlen, auch die Biedensandschule, die Elisabeth-Selbert-Schule und das Lessinggymnasium, die sich alle auf dem gleichen Schulcampus befinden, vorsorglich zu schließen. Das Staatliche Schulamt ist dieser Empfehlung gefolgt und hat die drei Schulen ebenfalls geschlossen.
Landrat Engelhardt hat für morgen eine Bürgermeisterdienstversammlung einberufen
Um über die aktuelle Situation beim Coronavirus im Kreis sowie den kreisangehörigen Städten und Gemeinden zu sprechen, hat Landrat Christian Engelhardt in Abstimmung mit Bürgermeister Rolf Richter als Co-Vorsitzendem der Bürgermeisterrunde die Bürgermeister im Kreis zu einer außerordentlichen Dienstversammlung eingeladen. Ein Ziel der Sitzung ist, das Krisenmanagement zwischen Land und Kreis mit den Städten und Gemeinden bestmöglich zu verzahnen. Das Krisenmanagement des Kreises hat verschiedene aufeinander abgestimmte Szenarien. Der Kreis hat bereits seit Beginn der Krise unter Leitung von Landrat Christian Engelhardt einen Krisenstab einberufen für den Fall, dass Mittel des Katastrophenschutzes benötigt werden. Des Weiteren tagt täglich unter Leitung der Ersten Kreisbeigeordneten eine CoronaTaskForce sowie zudem hat unter Einbindung der Rettungsdienste und aller Krankenhäuser die Koordinierungsgruppe Pandemie getagt. In diesen Besprechungen sind jeweils die relevanten Fachleute eingebunden und stimmen das Vorgehen angesichts der sich ständig verändernden, sehr dynamischen Lage, eng miteinander ab.
Landrat Christian Engelhardt sorgt sich um lokale Wirtschaft
„Wir sehen bereits die ersten Auswirkungen des Coronavirus auf unsere Wirtschaft“, teilte heute Landrat Christian Engelhardt mit. Wie bekannt wurde, hat gestern das erste Bergsträßer Unternehmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus Insolvenz anmelden müssen. Grund dafür waren ausbleibende Materiallieferungen aus China.
Die Bergsträßer Wirtschaft sieht Engelhardt angesichts des Virus vor große Herausforderungen gestellt: „Unsere Wirtschaft ist zwar dank ihrer Vielfalt nicht von einer Branche oder einem Zulieferland allein abhängig, aber vielen Unternehmen werden schlicht und einfach in den kommenden Wochen und Monaten drastische Umsatzeinbußen haben.“ Wichtig ist, diese Unternehmen, bei denen es sich vor allem um Kleinunternehmen handelt, zu helfen. „Gerade die Kleinunternehmen brauchen jetzt ganz einfach Liquiditätshilfen, um die nächsten Monate über die Runden zu kommen, sonst erleben wir eine Flut an Insolvenzen“. Landrat Engelhardt fordert deshalb vom Land: „Die von der EU und vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel müssen schnell, unbürokratisch und zielgerichtet bei den Unternehmen ankommen. Hierfür müssen gegebenenfalls Ausschreibungs- und übliche Vergabepraktiken aufgehoben und durch Erlasse ersetzt werden. Dies hat bei den Sonderinvestitionsprogrammen nach der Wirtschaftskrise funktioniert und muss auch jetzt wieder so gehandhabt werden! Gerne übernehme ich mit der Kreisverwaltung vor Ort die Verwaltung der Förderprogramme, damit sie schnell und unbürokratisch ankommen.“ Engelhardt wolle sich mit diesem Vorschlag auch an die Landesregierung wenden.
Schon Anfang der Woche hatte sich Landrat Engelhardt auch mit dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Dr. Matthias Zürker, über die aktuelle Situation ausgetauscht. Die Wirtschaftsförderung hat vor, auf ihrer Webseite unter www.wirtschaftsregion-bergstrasse.de Ansprechpartner für die Unternehmen zu benennen, um über Förderprogramme zu informieren.
Angesichts der Herausforderungen, vor denen die Wirtschaft steht, erwartet Engelhardt auch einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen, nachdem der Kreis in den letzten Monaten zu den Regionen mit einer der niedrigsten Arbeitslosenquoten in ganz Hessen gezählt hat.
Infrastrukturmaßnahmen verzögern sich
Landrat Christian Engelhardt rechnet damit, dass die Coronakrise auch Auswirkungen auf die Zeitpläne von Infrastrukturprojekten haben wird: „Die Entwicklung von Infrastrukturmaßnahmen hängt oftmals von Beschlüssen, Beratungen und Gremien ab. Dies gilt insbesondere für die ICE-Neubaustrecke, Planfeststellungsverfahren und auch Entwicklungsprojekte in den Städten und Gemeinden.“ Oft seien dafür öffentliche Beteiligungsformate oder Beschlüsse in öffentlicher Sitzung erforderlich. „Das ist nun mal ein Wesensmerkmal unserer Demokratie, dass vieles öffentlich geschieht!“, erklärt dazu Engelhardt. Doch sei schon jetzt absehbar, dass viele dieser Sitzungen und Beteiligungsformate in den nächsten Monaten wegen des Coronavirus nicht stattfinden können und deshalb auch die Beschlüsse nicht gefasst werden.
„Das wird Auswirkungen auf bereits kommunizierte Zeitpläne haben“, sagte Engelhardt. Aus seiner Sicht ist das durchaus kein kleines Problem: „Manche Projekte, zum Beispiel im Schulbau, lassen sich nicht verschieben. Wir brauchen die neuen Gebäude schon in wenigen Jahren, wenn die kinderreichen Jahrgänge in die Schulen kommen. Wir werden also Lösungen finden müssen.“
Auswirkungen erwartet der Landrat zumindest kurzfristig auch auf die öffentlichen Haushalte, da Aufwendungen beispielsweise durch Probleme von Unternehmen aber auch steigende Aufwendungen im sozialen Bereich und zumindest vorrübergehende Steuereinnahmenrückgänge die öffentlichen Haushalte wahrscheinlich dramatisch belasten werden.
Schwerpunktsetzung der letzten Jahre zahlt sich nun aus
Zuversichtlich ist der Engelhardt indes, weil in den letzten Jahren gerade die digitale Infrastruktur im Kreis Bergstraße massiv weiter ausgebaut wurde. Dies betrifft zum einen die Verwaltung, die derzeit mit Kräften auf E-Government umgestellt wird. Dadurch ist die Möglichkeit zu Telearbeit deutlich verbessert worden, was auch die Verwaltung „krisenfester“ macht, wie der Landrat ausführt. Auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur im Kreis Bergstraße, wie beispielweise der flächendeckende Ausbau des Breitbandnetzes sowie der begonnene Ausbau des Glasfasernetzes eröffnet auch den Unternehmen Möglichkeiten für beispielsweise Telearbeit und Videokonferenzen. Engelhardt findet: „Ein moderner Landkreis hat bessere Chancen mit Herausforderungen umzugehen, auch wenn wir als Kreis im Herzen Europas besonders von internationalen Entwicklungen betroffen sind. Am Ende sehe ich den Landkreis Bergstraße deshalb bestens aufgestellt, um als starke Region auch in und nach der Krise zu punkten!“