Foto: Caritas

Viernheim (Caritas) – Beim jährlichen Austausch zwischen Bürgermeister Matthias Baaß, Amtsleiter Rudolf Haas und Caritasdirektorin Stefanie Rhein mit Mitarbeitenden der Caritas Viernheim standen wachsende soziale Herausforderungen und die Zukunft wichtiger Hilfsangebote im Mittelpunkt. In vielen Bereichen ist die Lage angespannt – gemeinsam sollen neue Wege gefunden werden, um den Menschen in Viernheim weiterhin zur Seite zu stehen.

 

Wachsende Nachfrage in der Beratung – Sorgen in allen sozialen Schichten

Die Beratungsdienste der Caritas sind zunehmend gefragt. Ob Lebensberatung, Sucht- oder Schwangerschaftsberatung: Die Zahl der Menschen, die Hilfe suchen, steigt stetig – ebenso wie die Komplexität der Problemlagen. Mangel an Wohnraum, fehlende Kitaplätze, Existenzängste oder Trennung belasten viele Familien. Behörden seien oft schwer erreichbar, berichten die Fachkräfte – insbesondere die Anbindung an die Schuldnerberatung gestalte sich schwierig.

 

 

 

„Lebensängste ziehen sich durch alle sozialen Schichten, insbesondere Eltern haben viele Fragen und fühlen sich oftmals überfordert und unsicher“, berichteten die Beraterinnen. Die Caritas sei für viele der erste Anlaufpunkt für Austausch und Unterstützung. Besonders bedenklich sei daher die unklare Zukunft der vom Bistum geförderten Projekte von „Netzwerk Leben“, da diese Eltern in ihrer Rolle stärken. Der Wegfall des beliebten Baby- und Müttercafés ab 2026 würde eine große Lücke reißen betonte Andreas Mager, Leiter des Caritaszentrum Heppenheim. Bürgermeister Baaß kündigte an, sich hierzu Gedanken zu machen.

Ambulante Pflege am Limit – Demenzhilfe als Lichtblick

Auch die ambulante Pflege kämpft mit massiven Engpässen. „Zurzeit können wir wegen Personalmangel täglich 20 Klientinnen und Klienten weniger versorgen“, berichtete die Leiterin des Pflegedienstes, Claudia Dewald-Haas. Selbst schwer kranke Menschen wie Krebspatient*innen müssten abgewiesen werden. „Der Personalmangel spitzt sich weiter zu.“

Positives gibt es von den Demenzgruppen, die zweimal pro Woche stattfinden: „Unsere gezielte Aktivierung der Besucher*innen zeigt spürbare Effekte auf das geistige und körperliche Wohlbefinden. Auch die Angehörigen geben uns ein sehr gutes Feedback“, so Gruppenleiterin Melanie Dietrich. Die Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro funktioniere hervorragend. Wichtig sei auch, dass der Gesprächskreis für pflegende Angehörige wieder aufgenommen wurde. Wegen seiner guten Resonanz wurde für das Betreute Wohnen beim Bürgermeister nach einer zusätzlichen Beratungsstunde angefragt.

Kindertagespflege: Weniger Fachkräfte, mehr Unsicherheit

Auch in der Kindertagespflege sind die Ressourcen knapp. Nur noch sieben aktive Tagespflegepersonen gibt es derzeit in Viernheim – und viele stehen kurz vor dem Ruhestand. „Die finanzielle Unsicherheit und der Mangel an geeigneten Räumen schrecken potenzielle Fachkräfte ab“, sagte Tatjana Schäfer, Fachberaterin für Viernheim. Die Stadt und die Caritas wollen gemeinsam an Lösungen arbeiten.

Psychosoziale Belastung junger Menschen nimmt zu

Im gemeindepsychiatrischen Zentrum stehen psychosoziale Themen weiterhin im Fokus. Leiterin Monika Horneff berichtete von anhaltenden Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes, lobte aber auch den konstruktiven Austausch mit dem Landeswohlfahrtsverband. Besonders auffällig sei die hohe Zahl junger Menschen, die mit den Belastungen ihres Alltags nicht mehr allein zurechtkommen. Eine neu gegründete Angehörigengruppe mit fachlicher Begleitung bietet hier wichtige Entlastung. Auch das Gruppenangebot für die jungen Menschen selbst werde gut angenommen.

Neue Stelle in der Migrationsberatung – Rückkehrwünsche und Ängste prägen Gespräche

In der Migrationsberatung wird derzeit eine neue Stelle aufgebaut. Die Themen reichen vom Familiennachzug bis hin zum Wunsch mancher Geflüchteter, in ihr Herkunftsland zurückzukehren. „Ängste prägen das Leben vieler Menschen, die hier eine neue Heimat suchen“, so die Fachfrau Rebecca Vatter.

 

 

 

 

 

Dank und Ausblick

Bürgermeister Baaß dankte den Caritas-Mitarbeitenden für ihren Einsatz: „Ihr Dienst am Menschen hat einen großen gesellschaftlichen Wert.“ Angesichts der angespannten Haushaltslage, sinkender Kirchensteuereinnahmen und knapper Fördermittel sei es umso wichtiger, gemeinsam kreative Lösungen zu entwickeln. „Das starke Engagement beider Seiten und der enge Austausch stärken das soziale Netzwerk in Viernheim.“ Caritasdirektorin Stefanie Rhein zeigte sich dankbar für den offenen Austausch und betonte die Bedeutung verlässlicher Partnerschaften: „Nur gemeinsam können wir auf die wachsenden sozialen Herausforderungen reagieren. Es braucht politisches Mitdenken, engagierte Fachkräfte und stabile Rahmenbedingungen, um Menschen wirksam unterstützen zu können.“ Ihr klarer Appell: „Wir dürfen nicht müde werden, kreative Lösungen zu suchen – und vor allem den Blick auf die Menschen nicht verlieren, die unsere Hilfe am dringendsten brauchen.“

 

Die Angebote der Caritas in Viernheim auf einen Blick:

 

Ambulanter Pflegedienst/Caritas Sozialstation, Jägerstraße 18, 68519 Viernheim

Tel. 06204 9126-74

 

Beratungsangebote im Familienbildungswerk Viernheim, Weinheimer Straße 44

65771 Viernheim

 

► Allgemeine Lebensberatung:

► Schwangerschaftsberatung:

► Schuldnerberatung (Jobcenter)

► Migrationsdienst

Tel. 06204 9296-220

 

Kinder- und Jugendhilfe

Kindertagespflege, Beratung und Vermittlung, Caritas Familienzentrum Heppenheim, Bensheimer Weg 16, 64646 Heppenheim, Tel. 06252 990123

 

Gemeindepsychiatrisches Zentrum, Kettelerstraße 2, 68519 Viernheim

Tel. 06204 92964-0