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Viernheim (SPD) – Die Viernheimer SPD will angesichts eines dramatischen Fachkräftemangels durch die Stärkung von Ausbildung, Qualifizierung und Betriebsbindung die Personalsituation in den Viernheimer Kindertagesstätten verbessern. Der Fraktionsvorsitzende Daniel Schäfer fasst den aktuellen SPD-Antrag in der Stadtverordnetenversammlung zusammen: „Wir wollen zunächst von der Verwaltung den aktuellen Stand und die erwartete zukünftige Entwicklung der Fachkräfteversorgung in den Viernheimer Kindertageseinrichtungen und Schülerbetreuungen sowie die mit einem Fachkräftemangel verbundenen Risiken für den Betrieb der Einrichtungen erfahren. Unsere Initiative zielt weiterhin darauf, die Viernheimer Träger durch geeignete Maßnahmen bei ihren Bemühungen zur Ausbildung von Fachkräften, zur beruflichen Integration von Fachkräften mit ausländischen Berufsabschlüssen, zur Qualifizierung geeigneter Zusatzkräfte sowie zur Stärkung der Betriebsbindung zu unterstützen.“

In ganz Hessen könnten laut einer Schätzung der Bertelsmann-Stiftung bis zum Jahr 2030 rund 25.000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen. In Deutschland sind es rund 230.000. „Dem alarmierenden Personalmangel müssen wir auch vor Ort entschieden entgegentreten“, meint Nurcan Erdoğan, Co-Vorsitzende der SPD und Mitglied im Sozialausschuss, „denn dieser gefährdet die Aufgabe der Kitas als Lebens- und Bildungsort unserer Kinder. Alle beschlossenen Bauprojekte zur Erweiterung und Neugründung von Kitas nützen nichts, wenn am Ende das Personal fehlt. In Mannheim konnten aus diesem Grund etliche Gruppen im letzten Jahr gar nicht erst aufmachen. Diese Entwicklung betrifft längst nicht mehr nur die Großstädte, sondern auch die umliegenden Regionen.“ Der Antrag der Viernheimer SPD hat daher zum Ziel, derartige Engpässe in Zukunft überhaupt nicht erst in Viernheim entstehen zu lassen, sondern dem vorausschauend mit geeigneten Maßnahmen vorzubeugen.

In Viernheim gibt es aktuell 1.500 Plätze in Kindertagesstätten, für die über 300 Fachkräfte gebraucht werden. Weitere 200 Plätze sind geplant, und bereits heute werben Kita-Träger mit großen Transparenten um Fachkräfte. Die Einführung der verlässlichen Ganztagsbetreuung in den Grundschulen ab dem Schuljahr 2025/2026 dürfte die Situation weiter verschärfen. „Die Einführung der praxisintegrierten vergüteten Ausbildung war ein wichtiger Schritt“, so Peter Neuss, SPD-Mitglied im Sozialausschuss, „endlich erhalten die angehenden Erzieherinnen und Erzieher eine Ausbildungsvergütung, damit können auch Jugendliche den Beruf ergreifen, deren Eltern keine 3 Jahre Vollzeitschule finanzieren können. Aber zu viele Fachkräfte kehren den Kindergärten nach einigen Jahren den Rücken, weil die Arbeitsbedingungen sehr belastend sind. Die fehlen uns zusätzlich und deshalb braucht es auch betriebliche Verbesserungen, damit die Erzieherinnen und Erzieher nicht ausbrennen, sondern lange mit Freude der Arbeit mit den Kindern nachgehen können.“

Esther Czasch, Pressesprecherin der SPD-Fraktion und frisch gebackene Mama, stellt die Bedeutung der Kitas für berufstätige Eltern heraus: „Wer arbeitet, braucht eine verlässliche Betreuung für sein Kind und keine Notlösungen. Es gibt seit Jahren einen Rechtsanspruch auf Bundesebene, und dieser muss von den Kommunen erfüllt werden. Bei der Schaffung neuer Plätze geht es aber eben nicht nur um den Bau der Einrichtungen, sondern auch um die Gewinnung des Personals. Engagierte Zusatzkräfte könnten die Erzieherinnen und Erzieher bei vielen Aufgaben entlasten, aber ihre Beschäftigung scheitert derzeit an starren Vorschriften und langwierigen bürokratischen Abläufen. Hier brauchen wir viel mehr Flexibilität für die Kita-Leitungen und die Träger, geeignete Personen einstellen und berufsbegleitend fortbilden zu können.“

„So wie es eine stadtweite Kampagne gegen Kinderarmut gibt, muss es auch zu einer Viernheimer Initiative für gute Bildung in Kitas kommen“, meint der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Peter Lichtenthäler, der den Kita-Alltag von seiner langjährigen Tätigkeit als Leiter des Kinderdörfels kennt, „denn beides hängt untrennbar zusammen. Nur mit guter Bildung ist es möglich, sich langfristig aus Armut zu befreien, denn sie ist das Fundament für einen gelingenden Start ins Berufsleben – und die Grundsteine für dieses Fundament werden durch die Familie und die Kitas gelegt. Gerade deshalb ist es so entscheidend, dass wir gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte in den Kitas haben, die die Kinder in ihrer Entwicklung anregen und fördern und die Familien bei der Erfüllung ihren Aufgaben unterstützen.“