Mit Karla Spagerer ist ein großartiger Mensch verstorben.
Viernheim (ViSdP) – „Noch ist die innere Verstörung nicht abgeebbt, habe ich doch erst vor einer Stunde erfahren, dass Karla Spagerer nicht mehr am Leben ist“, sagt Stefanie Roth, eine Sprecherin des Viernheimer Appells, der am 25. Juni eine große Veranstaltung mit Karla Spagerer im Viernheimer Bürgerhaus durchführen wollte. Mit Karla Spagerer gehe nicht nur eine der letzten Zeitzeuginnen des Nationalsozialismus, sondern auch eine große und liebenswerte Persönlichkeit. Sie sei sehr froh – so Stefanie Roth weiter – Karla Spagerer kennengelernt zu haben und habe doch noch vor Kurzem mit ihr telefoniert. Karla Spagerer habe so zufrieden gewirkt, ihren kürzlichen Umzug vom eigenen Haus in eine Seniorenwohnung gut überstanden zu haben. Das war ein enormer Kraftakt für sie. Schließlich sei es ihr Elternhaus gewesen, in dem sie aufgewachsen sei und dort auch ihr ganzes Leben mit ihrem Mann, Walter Spagerer, und ihren Kindern verbracht habe. Karla Spagerer war ein so offener Mensch, man konnte gut mit ihr plaudern.
Gleichzeitig konnte Karla Spagerer alle, die bei ihrem Vortrag am 28. Januar in der Kulturscheune dabei waren, in ihren Bann ziehen. Gerade weil sie von grausamen Dingen berichten konnte und trotzdem in jeder Sekunde ihres Vortrages die lebendige, nicht am Leben verzweifelte Frau spürbar war. So standen der Bericht über die von der Gestapo 1936 verhaftete kommunistische Großmutter, über den Onkel und die Tante, die flüchten mussten, bis zum Bericht über die Hinrichtung Georg Lechleiters, einem Freund der Familie und Mitbegründer der DKP in Mannheim, neben Geschichten darüber, wie sie ihren Mann kennenlernte und warum es die Liebe auf den ersten Blick für sie gab.
Diese Fähigkeit, das Menschliche, das Warme im Furchtbaren wahrzunehmen hat ihre Erzählungen so eindringlich gemacht. Sie wird bei allen, die sie hören und kennenlernen konnten in lebendiger Erinnerung bleiben. Aber sie hat uns auch ein Vermächtnis mitgegeben: „Für Demokratie muss man kämpfen!“ Wir von der Demokratie-Initiative Viernheimer Appell werden es weiter tun, auch wenn nun die geplante Veranstaltung am 25. Juni im Bürgerhaus nicht stattfinden kann.