Mannschaftsmeisterschaften im Fahrsport – bei 36 Grad?

 

Wer Pferde liebt, lässt sie nicht leiden.

 

36 Grad. Glühende Sonne, brennender Boden, stickige Luft. Jeder Mensch, der an diesem Tag einen Schritt nach draußen macht, spürt die drückende Hitze. Wir suchen Schatten, kühlen uns mit Wasser, setzen uns in klimatisierte Räume.

Doch für die Pferde bei den diesjährigen Mannschaftsmeisterschaften im Fahrsport gibt es keine Flucht. Sie werden eingespannt, angetrieben, müssen Höchstleistungen erbringen – mitten in der größten Hitze des Jahres.

 

Das Fahrerlager ist voll, heißt es stolz. Ausgebucht! Als ob das eine Leistung wäre. In Wahrheit ist es ein Offenbarungseid für die Moral dieser Veranstaltung: volle Starterlisten, während die Tiere Gefahr laufen, Hitzschlag, Kreislaufkollaps oder irreparable Organschäden zu erleiden.

 

Wir wissen längst, was extreme Temperaturen mit Pferden machen: Sie schwitzen literweise, verlieren Elektrolyte, die Muskulatur übersäuert, der Kreislauf bricht zusammen. Im schlimmsten Fall: Tod durch Überhitzung.

Tierschutzgesetze sprechen eine klare Sprache: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Sport – und das muss man hier klar sagen – ist kein vernünftiger Grund, schon gar nicht unter lebensgefährlichen Wetterbedingungen.

 

Erinnern wir uns: Pandemiebedingt wurde diese Veranstaltung bereits einmal ausgesetzt. Damals ging es um die Verhinderung der Ausbreitung der Schweinepest. Heute? Sind die Pferde nicht schützenswert genug?

 

Diese „Tradition“ mag für manche ein spannendes Wochenende sein – für die Pferde ist sie eine Qual. Das Zuschauen wird zum stillen Mitmachen, das Starten zur aktiven Beteiligung an Tierleid.

Wer jetzt sagt, „aber wir achten auf Pausen, wir geben Wasser“ – dem sei gesagt: Auch Sie würden nicht im Hochsommer bei 36 Grad im prallen Sonnenschein einen Marathon laufen wollen, selbst wenn man Ihnen alle 10 Minuten eine Wasserflasche reicht. Falls doch, dann macht er das freiwillig, die Pferde aber machen das nicht freiwillig!

 

Diese Meisterschaft hätte abgesagt oder verschoben werden müssen. Punkt. Alles andere ist ein Verrat am Versprechen, Tiere zu schützen.

Die Frage ist nicht, ob Fahrsport „schön“ oder „Tradition“ ist. Die Frage ist: Wollen wir als Gesellschaft wirklich zuschauen, wie Tiere für unsere Unterhaltung leiden?

 

Wer Tierquälerei sieht und schweigt, macht sich mitschuldig.

Und wer sie organisiert, trägt die Verantwortung – auch, wenn er sich hinter Traditionen, Regularien oder Zeitplänen versteckt.

Unverständlich, dass das Veterinäramt und die Stadtverwaltung, insbesondere das Amt für Kultur (welche Kultur?) und Sport und das Ordnungsamt, diese Veranstaltung zugelassen haben.