Foto: M.Weidner
Foto: M.Weidner

Viernheim (M.Weidner) – In Burkina Faso sind mehr als 2 Millionen Menschen als Binnenvertriebene unterwegs. Gründe dafür sind allem Terrorismus und organisierte Kriminalität. Hinzu kommt, dass die Lebensgrundlagen für die überwiegende Subsistenzwirtschaft durch die Klimakrise unsicher geworden sind. Mittlerweile leiden sehr viele Menschen unter extremer Armut und Ernährungsunsicherheit. Auch wenn laut UNHCR bisher erst sehr wenige Flüchtlinge und Asylsuchende das Land verlassen haben, wäre es sehr zu begrüßen, wenn dies so bliebe.

Der Verein FOCUS e.V. in Viernheim bietet seit mittlerweile 12 Jahren jungen Menschen in Silly, der Partnergemeinde Viernheims im Süden von Burkina Faso, eine zweijährige landwirtschaftliche Ausbildung, damit sie sich eine eigene Existenz aufbauen können. Für diese Ausbildung hat FOCUS mit Unterstützung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Berufsbildungszentrum ein Berufsbildungszentrum (BBZ) eingerichtet, dessen Träger die katholische Kirche in Burkina Faso ist. Hier gibt es neben den Unterrichtsräumen Ställen und Feldern auch ein Internat. Die örtlichen Schulbehörden erkennen diese Ausbildung an und sind in die Lehrinhalte und Abschlussprüfungen einbezogen.

Zur bestandenen Abschlussprüfung bekommen die Schulabgänger jeweils von FOCUS eine Starthilfe in Form von Werkzeug, Saatgut oder jungen Tieren, mit der sie sich eine eigene Existenz aufbauen können. Meist gelingt dies ihnen aber nur dann, wenn sie von ihrer Familie weitere Unterstützung erhalten oder wenn sie eine Anstellung auf einer Farm finden. Besonders für Kinder aus Flüchtlingsfamilien ist der Aufbau einer eigenen Existenz trotz dieser Unterstützung von FOCUS e.V. nicht so einfach, da ja auch ihre Familie durch die Flucht und Vertreibung ihre Existenzgrundlage verloren hat.   

Im Januar 2024 hat der 5. Jahrgang die zweijährige landwirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen. Von den 17 Schulabgängern und -abgängerinnen haben sechs junge Frauen aus Flüchtlingsfamilien die Schulleitung gefragt, ob sie noch eine Weile im BBZ bleiben können. Sie möchten zunächst in einem sicheren Umfeld arbeiten, leben und sich einen, wenn auch kleinen, finanziellen Grundstock erwerben, bevor sie in die eigene Praxis gehen. Sie können sich auch gut vorstellen sich anschließend gemeinsam als Gruppe eine Existenz aufzubauen.

Abbé René, einer der Vertreter des Trägers vor Ort, hat sich diesem Anliegen angenommen. Er hat sich für ein Projekt eingesetzt, in dem die sechs junge Frauen eigene landwirtschaftliche Vorhaben und ihre Zusammenarbeit erproben können. Seit Februar 2024 nutzen die jungen Frauen die Infrastruktur des BBZ, soweit es hier noch freie Kapazitäten gibt, da der 6. Jahrgang der zweijährigen Berufsausbildung bereits begonnen hat. Sie konzentrieren sich auf Hühner- und Kaninchenzucht, bauen Papayas, Mais und Bohnen an, was alle drei bzw. sechs Monate regelmäßige Erlöse durch Verkauf auf den lokalen Märkten erbringen kann. Dafür gab FOCUS das notwenige Startkapital und unterstützt finanziell bei den laufenden Kosten.

Mittlerweile sind Fotos und Berichte aus Silly bei FOCUS eingegangen, dass die jungen Frauen sehr gut gestartet haben und mit großem Engagement diese Chance für sich nutzen.