Jahrelange Geduldsprobe zahlt sich aus: FOCUS startet 250.000-Euro-Projekt für Bildung und Frieden in Silly
Viernheimer Partnerschaftsverein erhält BMZ-Zuschlag für Friedensprojekt in Burkina Faso

Foto: FOCUS e. V.
Viernheim (M.Weidner) – Große Erleichterung herrscht bei der ausschließlich ehrenamtlichen arbeitenden Antragsgruppe des Partnerschaftsvereins FOCUS e. V. Nach einer extrem langwierigen und von Rückschlägen geprägten Antragsphase hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Ende Oktober grünes Licht für ihr wichtiges Projekt in Viernheims Partnergemeinde Silly in Burkina Faso gegeben. Das Vorhaben mit dem Titel „Implementierung von Friedensbildung an Schulen und verbesserter Zugang zu Schulen durch Schulneubauten und Erweiterungen“ ist offiziell zum 1. November 2025 gestartet.
Der Genehmigung ging eine wahre Geduldsprobe voraus, die dem Antragsteam – bestehend aus Uta Ummenhofer, Judith Lipp, Manfred Bugert, Alfred Schmidt und Klaus Hofmann – ein Höchstmaß an Ausdauer abverlangte. Die Gruppe arbeitete über Jahre hinweg an dem Antrag, doch die Einreichung musste zweimal komplett neu begonnen werden. Die Gründe für die Unterbrechungen waren gravierend: Einmal musste der Prozess aufgrund der Corona-Pandemie gestoppt werden, ein weiteres Mal verzögerte die kritische Sicherheitslage und der Terrorismus in der Region Silly die Arbeit. Jede Unterbrechung bedeutete einen kompletten Neustart des umfangreichen und komplexen Antragsverfahrens, da die im Antrag vorgesehenen Maßnahmen – als zentraler und genehmigungsrelevanter Bestandteil – jeweils angepasst oder vollständig überarbeitet werden mussten.
Das genehmigte Projekt hat eine Laufzeit bis zum 30. April 2027 und umfasst ein Gesamtvolumen von 250.000 Euro. Davon steuert das BMZ 190.000 Euro bei, während FOCUS einen Eigenanteil von 60.000 Euro übernimmt. Das Vorhaben stützt sich auf zwei Säulen: die Verbesserung der Infrastruktur und die Friedensbildung. Um den Zugang zu Bildung zu verbessern, sind umfangreiche Baumaßnahmen geplant. Es entstehen zwei neue Grundschulen, jeweils mit einer Toilettenanlage. Zusätzlich werden am Gymnasium in der gleichnamigen Ortschaft Silly drei weitere Unterrichtsräume, ein Büro und ein Lagerraum errichtet. Alle neuen und erweiterten Schulen erhalten zudem eine vollständige Ausstattung mit Mobiliar.
Aufgrund neuer BMZ-Richtlinien, die Infrastrukturprojekte nur in Verbindung mit nachhaltigen Begleitprojekten fördern, fließt ein essenzieller Teil der Mittel (ca. 20 %) in die Friedensbildung. Dies wurde angesichts der angespannten Lage in Silly und ganz Burkina Faso als dringend notwendig erachtet, auch nach Rückmeldung der Partner vor Ort. Die inhaltliche Maßnahme stellt den wichtigsten Teil des Antrages dar und hatte den größten Zeit- und Arbeitsaufwand. Die Friedensprojekte werden von einem von OCADES Koudougou (vergleichbar CARITAS) beauftragten, erfahrenen Büro in Ouagadougou geplant und durchgeführt. Indirekte Zielgruppe sind 194 Lehrerinnen und Lehrer sowie 76 Multiplikatoren aus Schulinspektion, Verwaltung, Elternvertretungen und Schulleitungen. Diese werden in acht zum Teil mehrtägigen Workshops weitergebildet, um friedenspädagogische Methoden an die ca. 8.500 Schülerinnen und Schüler der 50 Schulen in der Region Silly zu vermitteln.
Ziel ist die Einführung gewaltfreier Kommunikation und die Schaffung nachhaltiger Strukturen wie die Installation von Klassen- und Schulräten (sogenannte Friedensclubs) sowie die Ausbildung von Schülerstreitschlichtern. So sollen die jungen Menschen dazu befähigt werden, Konflikte selbstständig und konstruktiv zu lösen sowie ihre Wünsche und Bedürfnisse demokratisch zu äußern. Die Hoffnung ist, dass die Schüler, die in vom Terrorismus geprägten Zeiten aufgewachsen sind, ihre Schule proaktiv zu einem friedlicheren Ort machen. Dies hat sicherlich auch positive Auswirkungen auf ihr familiäres und dörfliches Umfeld. Am Ende der schulischen friedenspädagogischen Einheiten werden die Schüler die erlernten Inhalte beispielweise durch Theaterstücke für ihre Eltern und andere Schüler präsentieren.
Seit dem 1. November befindet sich das Projekt in der Umsetzungsphase. Zunächst mussten umfangreiche vertragliche Grundlagen geschaffen werden, insbesondere mit dem lokalen Projektträger OCADES Koudougou, der verantwortlichen Bauingenieurin und den ausführenden Baufirmen. Erst nach Abschluss dieser Vereinbarungen können die Bauarbeiten sowie die Durchführung der Friedensprojekte vor Ort beginnen.


