Wort zum Sonntag von Pfarrerin Dr. Irene Dannemann
Grundregeln des Lebens: Die Zehn Gebote

Kommenden Sonntag feiern wir in den Gottesdiensten der evangelischen Kirche den Israelsonntag. Wir bedenken das Verhältnis von Kirche und Judentum und erinnern uns an die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens. Viele uns heilige Texte haben wir gemeinsam. Und das ist gut so.
Einer sind die „Zehn Gebote“. Die Menschen, die das 5. Buch Mose (Deuteronomium) geschrieben haben, betonen in Kapitel 4 und 5 die Nähe Gottes. Sie begreifen, dass Gott ihr Leben auf eine gute Basis stellen möchte.
Am Berg Horeb bekommen die Israelitinnen und Israeliten die Zehn Gebote. Sie beginnen keinem „Du sollst“, sondern mit einem „Ich bin“: „Ich bin dein Gott, der ich dich aus der Sklavenarbeit in Ägypten herausgeführt habe.“ Das Volk ist auf der Flucht vor dem schweren und bedrückenden Sklaven-Leben in Ägypten. Die Menschen sind auf dem Weg in ein neues Land, wo sie ihr Zusammenleben neu aufbauen werden und dafür Regeln brauchen. Die Zehn Gebote sind Grundregeln für die kommende Freiheit.
Regeln sind notwendig, damit ein geregeltes Miteinander möglich wird. Damit wir wissen: Was gilt hier? Was darf ich und was nicht? Wie ist der Spielraum, in dem ich mich bewegen kann? Manche Regeln sind aufgeschrieben. Andere kennen und lernen wir durchs bloße Zuschauen: Rot an der Fußgängerampel bedeutet… Bevor ich eine Straße überquere, schaue ich…
Die Zehn Gebote geben lebensnahe Weisungen – für unseren Umgang mit anderen, mit uns selbst und mit Gott. Zudem sind sie so etwas wie Warnschilder, STOPP-Schilder; Schilder, die eine Grenze markieren. Einander möglichst viel Freiheit lassen – stoppen, wo wir anderen schaden – und Gott im Blick behalten. Das ist für mich der Grundgedanke der Zehn Gebote und kann ein inspirierender Gedanke für unser Zusammenleben sein – im neuen Schuljahr, in der Stadt, in der Familie, im Beruf und auf der ganzen Welt.
Pfarrerin Dr. Irene Dannemann, Evangelische Christuskirchengemeinde Viernheim