Eberts Erbe: Eine Demokratie mit Perspektiven – SPD Viernheim besuchte die Sonderausstellung zum 100. Todestag Friedrich Eberts

Viernheim (SPD) – Die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in der Heidelberger Altstadt war am 25. Mai 2025 das Ziel einer Gruppe der Viernheimer SPD. Anlässlich des 100. Todestages des ersten demokratischen Staatsoberhauptes Deutschlands war dort die Ausstellung „Eberts Erbe: Eine Demokratie mit Perspektiven“ zu sehen. Vor dem Ausstellungsbesuch konnten sich die Viernheimer Sozialdemokrat*innen bei der Besichtigung der nur 45 m² großen Geburtswohnung Eberts ein Bild davon machen, aus welch einfachen Verhältnissen der spätere Reichspräsident stammte.
Der 1871 geborene Ebert begann nach dem Besuch der Volksschule eine Sattlerlehre und ging um die Jahreswende 1888/89 auf Wanderschaft. Sein politischer und gesellschaftlicher Aufstieg zum bekanntesten Politiker der Weimarer Zeit war eng mit dem Aufstieg der SPD verbunden. Ab 1900 beschäftigte sich Friedrich Ebert als Arbeitersekretär in Bremen mit Fragen der Sozialgesetzgebung und des Arbeiterschutzes. Diese Tätigkeit machte ihn zum Experten für Sozialpolitik. Ebert verstand sich als politischer Praktiker, der lieber handelte, um die Lebensbedingungen der Menschen konkret zu verbessern, als theoretische Debatten zu führen.
Als SPD-Vorsitzender setzte er sich zeitlebens für die Rechte der Arbeiterschaft ein, als Reichspräsident für die gesamte Bevölkerung. Dass die SPD unter seiner Führung ein breites Regierungsbündnis mit bürgerlichen Parteien einging, sollte sich auszahlen, denn 1923 stand die junge Demokratie vor vier schweren Krisen: der Ruhrbesetzung, der galoppierenden Geldentwertung, dem Erstarken extremistischer Parteien und der Gefährdung der Reichseinheit durch separatistische Bestrebungen. Unter Nutzung seiner verfassungsmäßigen Rechte als Reichspräsident gelang es Ebert jedoch, das parlamentarische System zu retten. In der folgenden Phase der Stabilisierung bedeutete sein plötzlicher Tod 1925 eine schmerzhafte Zäsur für die Weimarer Republik, denn mit Paul von Hindenburg wurde ein adliger Militär und Antidemokrat sein Nachfolger. Hindenburgs Wahl erscheint aus heutiger Sicht wie ein düsteres Vorzeichen für den Beginn der nationalsozialistischen Diktatur im Jahr 1933.
Über Partei- und Milieugrenzen hinweg hatte Friedrich Ebert unermüdlich als Integrationsfigur gewirkt und kann heute als Wegbereiter für wichtige Entwicklungen der Weimarer Republik gelten: Die Aussöhnungspolitik mit den Siegermächten des Ersten Weltkriegs ist das Verdienst von Friedrich Ebert und Außenminister Gustav Stresemann. Die Begrenzung der Reparationszahlungen nach dem Dawes-Plan führte zu einer nachhaltigen Erholung der Wirtschaft.
Der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg wurde mit sozialem Wohnungsbau und einer neuen, funktionalen Bauweise begegnet; Beispiele sind das Bauhaus in Dessau und die Frankfurter Küche als Vorläuferin der heutigen Einbauküche. Ziel war es erneut, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Aber auch Kunst und Kultur erlebten in den Goldenen Zwanzigern eine Aufbruchstimmung und die Wissenschaft bahnbrechende Erkenntnisse. Es gab also Perspektiven für Gesellschaft und Staat und damit die Chance, sich zu einer gefestigten Demokratie zu entwickeln. Doch nur wenige Jahre später sollte die Weimarer Republik mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten enden.
Am Schluss der Ausstellung kam unter den Besucher*innen die Frage auf, welche Lehren aus dem Ende der Weimarer Republik zu ziehen sind: Auf parteipolitischer Ebene ist Kompromissbereitschaft notwendig – die letzte Weimarer Koalition scheiterte an unüberbrückbaren Differenzen über die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung. Demokratie braucht auch einen festen Rückhalt in der Bevölkerung – der Weimarer Republik fehlte es aufgrund der damals noch vorherrschenden Untertanenmentalität an einer ausreichenden Zahl von Demokraten. Die vielleicht wichtigste Lehre aber ist, bei komplizierten Problemen nicht nach dem vermeintlich einfachsten Weg zu suchen und denjenigen hinterherzulaufen, die einfache Lösungen versprechen.