Gesungenes Gottvertrauen

Foto: Pfarrerin Dr. Irene Dannemann

Zu den Schätzen im Evangelischen Gesangbuch zählen die Lieder des evangelischen Pfarrers Paul Gerhardt, der vor 400 Jahren lebte: Lieder wie „Befiehl du deine Wege“, „O Haupt voll Blut und Wunden“ oder das sommerliche „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“.

Eine Strophe seines Liedes „Ich singe dir mit Herz und Mund“ lautet:

Wohlauf, mein Herze, sing und spring

und habe guten Mut!

Dein Gott, der Ursprung aller Ding,

ist selbst und bleibt dein Gut.

Das klingt so unbeschwert, doch das Leben des Dichters war nicht leicht. 1607 geboren, starben seine Eltern, als er 12 bzw. 14 Jahre alt war. Er erlebte und erlitt den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), der Millionen von Menschen tötete – durch Kriegshandlungen, durch große Hungersnöte und durch Seuchen wie die Pest. Er studierte Theologie und arbeitete als Hauslehrer. In Berlin kam er in Kontakt mit dem Kantor (Kirchenmusiker) Johann Crüger. Um sich und anderen Mut zu machen, dichtete Paul Gerhardt neue Liedtexte. Er hoffte, dass ihr Singen den Glauben stärkt – das Singen Zuhause und in der Gemeinde. Crüger veröffentlichte ein Gesangbuch, das auch 18 Lieder von Paul Gerhardt enthielt.

1651 heiratete der 48jährige Pfarrer. Das Ehepaar erlebte Freude und tiefes Leid: Sie bekamen fünf Kinder, von denen sie vier als Kinder begraben mussten.

Wieder in Berlin geriet der lutherische Pfarrer in Konflikt mit dem reformierten Landesfürsten Friedrich Wilhelm. Der entließ den Pfarrer aus der Berliner Pfarrstelle, obwohl „Befiehl du deine Wege“ bis dahin das Lieblingslied des Fürsten gewesen sein soll. Paul Gerhardt lebte und arbeitete nun abseits von Berlin in Lübben im Spreewald.

Trotz – oder sollte ich sagen: gerade angesichts all des Schweren, das er erlebt hat – zeugen Paul Gerhardts Lieder vom Ringen um Gottes Liebe und vom Vertrauen auf das ewige Leben. Mit seinem Namen verbinden viele Menschen kraftvolle Melodien und Texte, die wir bis heute singen und die ein großes Gottvertrauen bezeugen.

Für mich bezeugen die Lieder von Paul Gerhardt, wie es möglich wird, auch in allem Leid an Gott festzuhalten. Paul Gerhardt fand sein Vertrauen in Gott immer wieder, hielt sich daran fest und richtete sich dadurch selbst auf: „Wohlauf, mein Herz, sing und spring, und habe guten Mut!“ Solche Worte ermutigen mich bis heute, wenn ich sie singe.

 

Ihre Pfarrerin  Dr.  Irene  Dannemann

Evangelische Christuskirchengemeinde