Gleichstellungsbüro: Ein sichtbares Zeichen für Vielfalt
Viernheim hisst Regenbogenfahne zum IDAHOBIT – Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie

Foto: Stadt Viernheim
Viernheim (Stadt Viernheim) – Mit einer öffentlichen Flaggenhissung am Alten Rathaus hat die Stadt Viernheim am verganenen Freitag, 16. Mai, ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung und für die Rechte queerer Menschen gesetzt. Anlass war der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT), der jährlich am 17. Mai 2025 begangen wird. Bereits am Vortag wurde um 12 Uhr die Regenbogenfahne vor dem Alten Rathaus in der Kettelerstraße gehisst – als Symbol für Toleranz, Akzeptanz und Gleichberechtigung.
Die Flaggenhissung wurde begleitet von Erstem Stadtrat Jörg Scheidel, der Gleichstellungsbeauftragten Maria Lauxen-Ulbrich sowie Roman Richter vom „Bunten Büro“ der Regionalen Diakonie Bergstraße. Ebenfalls beteiligten sich zahlreiche Engagierte aus unterschiedlichen Bereichen des städtischen Lebens, etwa aus Politik und Verwaltung. Auch interessierte Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um ihre Unterstützung für die queere Community zu zeigen.
Erster Stadtrat Jörg Scheidel betonte, dass die Auseinandersetzung mit Queerfeindlichkeit nicht nur eine Frage des Anstands, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung sei. Mit Blick auf die jüngsten weltpolitischen Entwicklungen, in denen Gleichstellungsmaßnahmen wieder zurückgenommen werden, erinnerte er daran, wie zentral die Werte des Grundgesetzes auch heute noch sind. Die Stadt Viernheim stehe klar für Freiheit und Gleichheit ein, so Scheidel, denn: „Wer sich für die Rechte aller Menschen einsetzt, steht auf der Seite der Menschlichkeit“. Der Schutz der Menschenwürde, wie er in Artikel 1 des Grundgesetzes verankert ist, sei unverhandelbar und gelte universell.
Maria Lauxen-Ulbrich unterstrich, wie wichtig es ist, in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung klare Zeichen zu setzen. „In einer Zeit, in der queerfeindliche Übergriffe und demokratiefeindliche Tendenzen wieder zunehmen, ist es umso wichtiger, öffentlich Haltung zu zeigen.“
Sie wies darauf hin, dass Gleichstellungs- und Diversitätsmaßnahmen auch in großen Unternehmen zunehmend unter Druck geraten – eine Entwicklung, die mit Sorge zu beobachten sei.
Roman Richter vom „Bunten Büro“ der Regionalen Diakonie verwies auf die Bedeutung von queerer Sichtbarkeit, Antidiskriminierungsarbeit und Aufklärung. Er berichtete aus seinem Arbeitsalltag und schilderte eindrücklich, wie stark Diskriminierung das Leben queerer Menschen auch heute noch prägt. Übergriffe in seinem privaten Umfeld und Fälle aus der Beratungspraxis machten deutlich, dass Sichtbarkeit nicht nur Symbol, sondern Schutzfunktion habe. „Danke, Viernheim, für das Hissen dieser Flagge“, so Roman Richter. „Für unsere queere Community hat das eine große Bedeutung und gibt uns ein Stück weit das Gefühl von Sicherheit zurück, das uns an anderer Stelle genommen wird.“
Hintergrund – IDAHOBIT und queere Sichtbarkeit
Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie wird seit 2005 jedes Jahr am 17. Mai begangen. Das Datum erinnert an den 17. Mai 1990 – den Tag, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten strich. Erst 2018 wurde auch Transgeschlechtlichkeit entfernt.
Laut einer Studie gehören etwa zwölf Prozent der Bevölkerung in Deutschland zum queeren Spektrum. Dazu zählen unter anderem lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Personen – also Menschen, deren sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität von gesellschaftlichen Normvorstellungen abweicht. Dieses Ergebnis zeigt: Queere Lebensrealitäten betreffen über zehn Prozent der Bevölkerung und sind damit ein fester Bestandteil gesellschaftlicher Vielfalt.