Baumschutzsatzung ? Wie wäre es mal mit Vertrauen gegenüber den Bürgern?

Da hat vor ein paar Monaten hat ein Unternehmen im Rahmen von Baumaßnahmen 30 Bäume gefällt. Nach einiger öffentlicher Aufregung wollen Stadt und Politik das nun für Viernheim mit einer Baumsatzung regeln. Der Plan, die Bäume zu fällen, dürfte allerdings seit Bauantrag bekannt gewesen sein. Die Stadt hat sogar noch eine sogenannte Habitat-Kontrolle durchführen lassen, damit ja kein geschütztes Tier durch das Fällen zu Schaden kommt. Die Stadt wusste also frühzeitig von den Bauplänen. Sie hätte es verhindern können, aber die Stadt hat es schlicht verschlafen.

 

Die Jahrzehnte zuvor war das kein großes Thema, aber jetzt will man reagieren und arbeitet an einer Regelung, die die Bäume auf dem Stadtgebiet vor dem Gefälltwerden schützen soll. Jeder, der einen Baum fällen will, muss die Fällung beantragen und die Obrigkeit entscheidet dann mal mehr und mal weniger wohlwollend über den Antrag. Vertrauen sieht anders aus!

 

Glaubt man denn, dass die Bürgerinnen und Bürgern so unverantwortlich handeln? Traut man der Bürgerschaft denn tatsächlich so wenig zu? Es ist ja nicht so, dass massenhaft und ständig Bäume gefällt werden. Offenbar hat die Bürgerschaft sogar ein Interesse an mehr Bäumen in der Stadt und macht bei Baumpflanzaktionen mit oder kauft mit eigenem Geld neue Bäume um den eigenen Garten zu verschönern. So wie das betroffene Unternehmen im Übrigen auch. Auch das hat ein Interesse daran, nach den Baumaßnahmen das Umfeld wieder attraktiv zu begrünen. Eigenverantwortlichkeit eben. Die Baumsatzung hätte hier nur ein paar städtische Mitarbeiter eine Zeit lang beschäftigt, denn auch diese hätte die Fällung nicht verhindert. Oder glaubt irgendwer tatsächlich, dass die 30 Bäume heute noch stehen würden und damit die Baumaßnahme verhindert worden wäre?

 

Nicht nur, dass die Stadt in diesem Fall geschlafen hat – selbst pflanzt sie eher wenig Bäume. In der Fußgängerzone standen früher mehr Bäume. Oder der schicke neue Kreisel am Bürgerhaus wird auch wohl eher nicht eine baumbestandene Allee, sondern eine weitgehend versiegelte Straße mit einzelnen sehr jungen Bäumen, die dann in 25 bis 30 Jahren auch mal Schatten werfen. So richtig wichtig sind der Stadt offenbar vor allem die privaten Bäume, die städtischen nicht so. Wie wäre es mit mehr Vorbildfunktion von Stadt und Politik?

 

Und wie soll die Baumsatzung durchgesetzt werden? Ob wohl neues Personal durch die Stadt zieht und nach Sägegeräuschen fahndet? Oder legt man die Satzung dann in den Schrank zu den anderen Regelungen, die man ebenfalls nicht verfolgt? Zum Beispiel darf man ja eigentlich die Mülltonne erst am Vorabend der Leerung ab 19.00 Uhr auf die Straße stellen. Für viele nicht praxisgerecht, zum Beispiel, wenn man unterwegs ist oder bei einer Montagsleerung am Wochenende gar nicht zu Hause ist. Letztendlich gut so, denn nur so kann man sein Leben in Viernheim halbwegs sinnvoll leben.

 

Wie werden die Bürgerinnen und Bürger mit der neuen Regelung umgehen? Die meisten dürften mangels Baum davon gar nicht betroffen sein. Die anderen werden vermutlich einfach machen, was sie für richtig halten – ob in Kenntnis der Satzung oder ohne. Und das ist es ja, was man eigentlich will. Die Leute sollen machen, was sie selbst verantworten können, was sie für richtig halten. Eine Bevormundung durch den Obrigkeitsstaat ist nicht notwendig. Wenn Menschen zu viel vorgeschrieben bekommen, handeln sie nicht mehr nach dem was richtig und falsch ist, sondern nach der Wahrscheinlichkeit des Erwischtwerdens. Das kann man bei den Falschparkern gut sehen.

 

Lasst es sein mit der Satzung. Nur weil ein Unternehmen ein paar Bäume gefällt hat und die Stadt damals einfach verschlafen hat, das zu thematisieren, brauchen wir keine solche Satzung für alle Bürger. Verliert Euch nicht im Kleinklein der Regelungsversuche. Oder beruft Euch auf die hessische Baumschutzsatzung. Ist ja nicht so, dass das ein ungeregelter Raum ist. Außerdem wird es immer Schlupflöcher geben und Leute, die mit einem guten Draht zur Verwaltung die Genehmigung auf jeden Fall und schneller kriegen. Geht lieber mit gutem Beispiel voran und pflanzt selbst ein paar Bäume! Damit kann mehr mit weniger Aufwand erreicht werden.

 

Klaus Niebler, Ehrenstadtverordneter

Wolfram Theymann, https://lust-auf-viernheim.de